EZB senkt Leitzins: Sparer zunehmend von Niedrigzinsen betroffen
Ein Viertel aller Banken zahlt höchstens 0,25 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Die erneute Leitzinssenkung der Zentralbank dürfte den Trend verstärken. Wachsende Konjunktursorgen, sinkende Leitzinsen: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Kurs am Donnerstag fortgesetzt und die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr herabgesetzt. Für Sparer sind das keine guten Nachrichten. Denn schon seit den letzten Leitzinssenkungen im September und Oktober befinden sich die Zinsen für Tages- und Festgeld im Sinkflug. Wie eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt, hat ein Viertel aller Banken und Sparkassen seit dem EZB-Entscheid im September seine Tagesgeldzinsen gesenkt. Die bundesweit verfügbaren Angebote sind dadurch auf dem tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gefallen – im Schnitt sind jetzt noch 1,62 Prozent drin. Bei regionalen Geldhäusern erhalten Tagesgeldanleger meist noch wesentlich niedrigere Zinsen. Sparkassen zahlen im Schnitt 0,57 Prozent, der Durchschnittszins der regionalen Genossenschaftsbanken liegt mit 0,58 Prozent nur unwesentlich höher. Ein Viertel aller Kreditinstitute bietet sogar lediglich Tagesgeldzinsen von 0,25 Prozent oder weniger. Die Niedrigzinsen sind zurück. Banken hätten anders reagieren können "Mehr als die Hälfte der Zinssenkungen entfallen auf Banken und Sparkassen, die schon vor der Konditionsanpassung nicht mehr als 1 Prozent Zinsen gezahlt haben", sagt Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. "Dabei hätten diese Kreditinstitute eigentlich keinen Druck gehabt, die Leitzinssenkungen direkt an ihre Sparer durchzureichen." Schließlich strichen die Banken selbst immer noch 3,25 Prozent Zinsen ein, wenn sie Spargelder ihrer Kunden bei der EZB parkten. Mit der erneuten Leitzinssenkung sind es jetzt immerhin noch 3 Prozent. Von Null- und Niedrigzinsen betroffen sind fast ausschließlich Kunden regionaler Kreditinstitute. Unter den insgesamt 185 Kreditinstituten mit Niedrigzinsen im Bereich von 0 bis 0,25 Prozent befinden sich nur fünf überregionale Banken. Die übrigen Niedrigzinsangebote kommen von den Sparkassen (78 Institute mit Niedrigzinsen) und den regionalen Genossenschaftsbanken (102 Institute), also den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken. Festgeldzinsen sinken auf 2,34 Prozent Auch beim Festgeld hat sich der Trend sinkender Zinsen in den vergangenen Wochen fortgesetzt. Bundesweit verfügbare Angebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen im Durchschnitt 2,34 Prozent. Niedriger standen die Festgeldzinsen zuletzt im Februar 2023. Noch immer zahlen Banken für langfristige Anlagen im Marktdurchschnitt weniger Zinsen als für Festgelder mit kürzeren Laufzeiten. Wer sein Geld für fünf Jahre fest anlegt, erhält dafür im Schnitt 2,22 Prozent Zinsen, einjähriges Festgeld wird mit durchschnittlich 2,44 Prozent verzinst. "Wenn kurzfristige Festgelder höhere Zinsen bringen als Anlagen mit längeren Laufzeiten, ist das ein Zeichen dafür, dass die Mehrheit der Marktteilnehmer weiterhin eher sinkende Zinsen erwartet", erklärt Maier. "Doch wie unsere Analyse zeigt, schwächt sich diese Markterwartung ab. Wir nähern uns einem Niveau, auf dem sich die Festgeldzinsen mittelfristig stabilisieren könnten." Mit nur noch 0,12 Prozentpunkten ist der Zinsabstand zwischen fünf- und zweijährigen Festgeldern aktuell so niedrig wie seit August 2023 nicht mehr. Trump-Faktor erschwert Zinsprognose Zumindest kurzfristig dürften die Zinsen nach der erneuten Leitzinssenkung aber weiter fallen. Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt noch, welchen Einfluss die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten auf die Zinsen haben wird. "Sollten nach Trumps Amtsantritt Handelskonflikte mit Zöllen und Gegenzöllen ausbrechen, könnten im Ergebnis auch in Deutschland und Europa die Verbraucherpreise steigen", so Maier. "Bei einer erstarkenden Teuerung hätte die EZB bei ihren künftigen Entscheidungen weniger Spielraum für weitere Leitzinssenkungen."