Aurel Mertz zwischen Satire und "Blödsinn": "Neo Tropic Tonight" bei ZDFneo
Aurel Mertz spricht mit t-online über Brezeln, seine neue Late-Night-Show und darüber, warum wir Humor brauchen, um mit der Schwere politischer Lagen umzugehen. Er ist Comedian, Podcast-Host, Schauspieler und neben Aminata Belli Moderator der NDR-Talkshow "deep und deutlich". Immer donnerstags läuft seit dem 4. April 2024 seine neue Late-Night-Show "Neo Tropic Tonight" bei ZDFneo. Er legte sich in seinen Tweets bereits mit Pferdefans an, in seinen Sketchen mit Polizei und Innenministern. Im Internet erreicht er mit politischer Satire und Formaten wie dem "Brezeltest" regelmäßig Tausende Menschen. Für den "Brezeltest" steht Aurel Mertz in wechselnden Städten auf der Straße, leckt an einer Brezel und entscheidet anhand des "Bitzelns", einem Prickeln auf der Zunge, ob es "laugt" und ob die Brezel für ihn taugt. Die Brezel-Ärmchen sollen dünn und knusprig sein, der Brezel-Bauch dagegen weich. Im Anschluss vergibt er Punkte. Die besten Brezeln Berlins, der aktuellen Wahlheimat des Schwaben, gebe es im Domberger Brotwerk in Moabit und im Wrangelkiez sowie bei Bäcker Mann in Wilmersdorf. Der Test sei zudem aus reiner Eigenmotivation entstanden, um herauszufinden, wo es die besten Brezeln gibt, verrät Mertz t-online im Gespräch. Über die Absurdität dessen, womit er erfolgreich ist, sagt Mertz: "Manchmal frage ich mich, was ich da eigentlich mache. Ein Zitat von Jim Carrey beschreibt dieses Gefühl ganz gut: "Jokes bought all of this" (zu Deutsch: "Witze haben all das bezahlt"), spricht er in die Kamera, während er durch ein Haus flaniert. "Ich wollte immer Comedian werden. Dass das geklappt hat, kann ich bis heute nicht begreifen. Ich liege abends im Bett und bin einfach nur dankbar, dass das mein Leben ist." "Irgendjemand fühlt sich immer ans Bein gepisst" Seinen teilweise politischen und gesellschaftskritischen Humor teilen jedoch nicht alle. Nach einem Video, in dem er im Jahr 2020 Racial Profiling bei der Polizei thematisierte, brachte er etwa die CDU-Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gegen sich auf. Darüber, ob er mit seiner Comedy zu weit geht, sagt er: "Irgendjemand fühlt sich immer ans Bein gepisst." Menschen würden in seiner Arbeit immer Dinge finden, bei denen er zu weit gehe. "Aber da muss man drüberstehen", so Mertz, "weil es bei Comedy auch darum geht, Grenzen auszureizen." Satire und "kompletter Blödsinn" 2021 äußerte sich Mertz in einem Podcast mit Blick auf eine eigene TV-Sendung noch kritisch: Late Night sei etwas für Selbstverliebte, darauf habe er keine Lust. t-online erklärt er diese Aussage nun damit, dass er sich damals auf Stand-up konzentrieren, politischere Sendungen machen und mehr Sketche drehen wollte. Dass er jetzt doch eine neue Show macht, begründet er nicht damit, dass er heute selbstverliebter sei als früher. Late Night sei immer sein großer Traum gewesen. 2015 habe dieser sich mit seiner ersten Show "Boomarama" zwar erstaunlich schnell erfüllt, aber damals habe er zu viele Rubriken in das Format gezwängt. Auf die neue Show hat er nun wieder "richtig Bock". Dabei geht es dem Comedian vor allem darum, "dem Tagesgeschehen eine zweite Ebene zu servieren." Mit Blick auf die Nachrichtenlage der letzten Jahre "haben wir uns ein großes Level an Eskapismus verdient, und es ist gut, auch über schwere politische Themen lachen und kurz abzuschalten zu können", so Mertz. In "Neo Tropic Tonight" wird es einen Part geben, der das Tagesgeschehen einordnet, sowie große Teile, die – laut eigener Aussage von Mertz – "kompletter Blödsinn" sind.