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FC Bayern und Uli Hoeneß: Kahn-Andeutung bekommt neue Würze

Auf eine Frage nach Uli Hoeneß antwortete Oliver Kahn in einem Interview mit einem interessanten Vergleich. Was zunächst merkwürdig erschien, entpuppt sich als legitime Kritik. Viel hat Oliver Kahn zu seinem Aus beim FC Bayern nicht gesagt. Erst, als andere über ihn sprachen, meldete sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende zu Wort. Im Oktober 2023 beispielsweise. Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte zuvor in der TV-Sendung "BR24 Wahl – Der Sonntags-Stammtisch" die Berufung Kahns zum Vorstandschef als "großen Fehler" bezeichnet. "Und als ich erkannt habe, dass er das nicht kann, habe ich mit Karl-Heinz Rummenigge gesprochen und das geändert", fügte Hoeneß an. Oliver Kahn reagierte überrascht. Der "Bild" sagte er: "Der FC Bayern und ich hatten im Sommer vereinbart, dass wir dieses Kapitel freundschaftlich schließen wollen und ich auch in Zukunft gerne Teil der FC Bayern Familie bleibe. Dazu stehe ich weiterhin. Die aktuellen Äußerungen von Uli Hoeneß tragen zu einem respektvollen Miteinander nicht unbedingt bei." Zwei Monate später meldete die "Sport Bild", dass Kahn sogar einen Anwalt eingeschaltet habe, da Hoeneß gegen die Vereinbarung verstoßen habe. Dass diese Information an die Öffentlichkeit kam, ärgerte Kahn. Auf der Plattform X schrieb er: "Der FC Bayern und ich hatten im Sommer dieses Jahres vereinbart, dass wir unsere Zusammenarbeit beenden und auch in Zukunft respektvoll miteinander umgehen. Ungeachtet der erneuten Indiskretion und der nicht der Wahrheit entsprechenden Darstellung der Ereignisse werde ich mich weiterhin fair gegenüber dem FC Bayern verhalten." "Kennen Sie 'Succession'?" Anschließend blieb es lange ruhig um Kahn und den Rekordmeister. Im März erschien dann im "Spiegel" ein Porträt über den "Titan", der ausführlich zu Wort kam. Dabei zitierte der Reporter aus einem Gespräch im Juni 2023, das einen Monat nach der Entlassung geführt wurde. Dabei kam auch die Frage nach Uli Hoeneß auf. Kahns Reaktion? Ein Vergleich, der auf den ersten Blick merkwürdig erscheint. Denn er fragte den "Spiegel"-Redakteur: "Kennen Sie 'Succession'? Eine grandiose Serie über einen Patriarchen und mächtigen Medienmogul, der keinen für fähig hält, ihn zu beerben?" Kahn ergänzte, die Serie vor Längerem gesehen zu haben, aber zuletzt immer wieder daran gedacht zu haben. Die Serie sei ihm bekannt vorgekommen. Eine vielsagende Andeutung, die anhand der aktuellen Entwicklungen neue Würze erhält. Denn die Kritik an Hoeneß wird immer lauter. Eigentlich ist der 72-Jährige nur Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied der Münchner, dennoch äußert er sich regelmäßig in wenig diplomatischer Art und Weise. Seine Kritik an Bayern-Trainer Thomas Tuchel verärgerte nicht nur Tuchel selbst ("absolut haltlos"), sie verschreckte wohl auch Ralf Rangnick . Wie die "Bild" berichtet, soll der Wunschtrainer der Bayern Zweifel bekommen haben, in München seine Pläne tatsächlich durchsetzen zu können. Kritik von mehreren Seiten Stefan Effenberg kritisierte Hoeneß zudem für seine Äußerungen zur Unzeit. Schließlich tätigte er diese wenige Tage vor dem Champions-League-Duell mit Real Madrid . "Die (Kritik) hätte er sich meiner Meinung nach aber sparen können. Ein Stück weit ist das aber eben Uli. Eigentlich war ja immer Juan Bernat an allem schuld. Jetzt hat es mal einen anderen getroffen", schrieb er in seiner t-online-Kolumne . Auch Lothar Matthäus hatte Hoeneß kritisiert, sagte bei "ran": "Ich kann die Aussagen nicht nachvollziehen." Der Rekordnationalspieler äußerte einen Tipp für den Ehrenpräsidenten und hielte es für gut, "wenn er auch einmal an einem Mikrofon vorbeigehen würde". Der ehemalige Bayern-Spieler empfahl, intern über alles zu sprechen. "Aber nicht vor jeder Kamera", sagte Matthäus. Thomas Hitzlsperger stimmte ebenfalls mit ein, kritisierte neben Hoeneß auch Präsident Herbert Hainer, der am Dienstag noch von "guten Gesprächen" mit Ralf Rangnick sprach, während Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund sich zuvor noch defensiv geäußert hatten. "Ich verstehe nicht, warum bei den Bayern sich so viele berufen fühlen, über den Trainer Auskunft zu geben und sogar Gespräche mit potenziellen Kandidaten führen. Hainer ist Präsident. UH (Uli Hoeneß, Anm. d. Red.) Ehrenpräsident. Eberl ist Sportvorstand und somit verantwortlich – sonst niemand." Nachdem Uli Hoeneß über Jahrzehnte den FC Bayern aufgebaut hat, erfolgreich machte und an der Weltspitze hielt, tut er dem Verein aktuell wenige Gefallen, meinen Beobachter. Der 72-Jährige erweckt den Anschein, nicht loslassen zu wollen. Aus dem Klub selbst gibt es keine Kritik an Hoeneß' Rolle, von außen bekanntlich schon. Der norwegische Ex-Profi Jan Aage Fjörtoft tat es Kahn gleich. In einer "ran"-Webshow wählte der 57-Jährige ebenfalls einen cineastischen Vergleich: "Hast du 'Der Pate' gesehen mit Marlon Brando? Der Pate würde niemals aufhören. Es gibt so viele Titel in Deutschland: Vorsitzender, Präsident, Manager, Sportverantwortlicher, was weiß ich. Aber bei Bayern entscheidet Uli Hoeneß. Und das wird immer so bleiben."

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