Rangnicks große Freude: Österreich will Geschichte schreiben
Ausgerechnet in Leipzig will Rangnick mit seinen Österreichern ins Viertelfinale der EM. Ein besonderer Ort nicht nur für den Teamchef. Dass das so gekommen ist, hält er für keinen Zufall. Begleitet von zwei aktuellen RB-Profis ließ Ralf Rangnick keinen Zweifel an der Besonderheit des Achtelfinal-Duells mit der Türkei ausgerechnet in Leipzig. Besser könnte der Spielort für den 66-Jährigen auch nicht sein als im Stadion seines größten Erfolgsprojekts. "Mich freut es unbändig, dass wir hier spielen", sagte Rangnick bei der Pressekonferenz zu der Partie an diesem Dienstag (21.00 Uhr/MagentaTV). Noch nie erreichte die Auswahl des deutschen Nachbarlandes bei einer EM-Endrunde das Viertelfinale . Auf den Spuren von Otto Rehhagel, der noch immer der einzige Trainer ist, der mit einer anderen Nation den Titel holte, will sich Rangnick an seiner alten Wirkungsstätte erst recht nicht aufhalten lassen. "Ich glaube, dass es kein Zufall ist, dass wir hier spielen", sagte er und erinnerte sich an Regionalliga-Zeiten mit RB vor zwölf Jahren. 2012 hätten sie mit RB noch gegen Optik Rathenow und die 2. Mannschaft des 1. FC Union Berlin gespielt. Leipzig für viele ein bekanntes Pflaster Konrad Laimer (Bayern München) und Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund), beide von Rangnick geholt, reiften in Leipzig zu internationalen Spitzenspielern. Die aktuellen RB-Profis Nicolas Seiwald und Christoph Baumgartner sind auf dem besten Weg dorthin. Und die beiden nahmen am Montag mit ihrem Nationalcoach in Leipzig auf dem Podium Platz. "Das ist etwas Besonderes, wann man ins Stadion geht und sich heimisch fühlt", sagte Baumgartner. Wenn sich Xaver Schlager nicht schwer am Knie verletzt hätte, wäre noch ein dritter Leipziger dabei. Rangnick selbst war zwischen 2012 und 2019 in Leipzig in verschiedenen Funktionen tätig, zweimal auch als Cheftrainer. In der Zeit gelangen der Bundesliga-Aufstieg und mehrere Vize-Meisterschaften. Der 66-Jährige formte den Fußball im Red-Bull-Kosmos: aggressiv, schnell, ohne Umwege nach vorn. Rangnick konnte seine Vision vom Spiel lange ungestört umsetzen. Nicht nur "Red-Bull-Fußball" Beim ÖFB passt es auch deswegen so gut, weil viele Spieler das System eben auch aus Salzburg kennen. Auf den Begriff "Red-Bull-Fußball" will sich Rangnick jedoch nicht reduzieren lassen. "Das macht nicht wirklich Sinn, denn wir investieren auch viel Zeit dafür, was wir mit dem Ball zu tun haben. Das, was wir spielen, passt optimal zu den Spielern, und darum geht es im Endeffekt." Die Österreicher haben auch reife Ballbesitz-Passagen im Angebot und doch schocken sie Gegner gerne früh. Gegen Polen in der neunten, wenige Tage später gegen Oranje in der sechsten Minute gelangen die Führungstreffer. Im Testspiel gegen die Slowakei im März traf Baumgartner gar in der siebten Sekunde. "Der Coach ist einfach ein Macher" Spätestens seit dem berauschenden 3:2 gegen die Niederländer im abschließenden Gruppenspiel ist Rangnick in der Alpenrepublik auf dem Weg zum Lieblingsdeutschen. Seine Absage an die Bayern vor der EM trug dazu einen gehörigen Teil bei. Die Euphorie ist groß. Die ÖFB-Auswahl hat nur zwei der letzten 19 Spiele verloren. Darunter war im März auch eine 6:1-Demonstration gegen die Türken. Blenden lassen wollen sich die Österreicher davon nicht, versicherte Mittelfeldspieler Florian Grillitsch. Und verführen lassen von den Ergebnissen der Gruppenphase mit Platz eins vor Frankreich und den Niederlanden auch nicht. "Das Turnier beginnt für uns eigentlich wieder völlig von neu. Wir müssen in diesen Playoffmodus schalten. Uns muss klar sein, dass Fehler schlecht oder gar nicht zu korrigieren sind", sagte Rangnick. Klare Ansagen, auch dafür steht er. "Der Coach ist einfach ein Macher", sagte Grillitsch von der TSG Hoffenheim - auch ein Club, dessen Erfolgsweg maßgeblich von Rangnick geprägt worden war. "Wenn er sich etwas in den Kopf setzt oder will, dann nagt er so lange dran, bis es so ist, wie er es will. Wir als Mannschaft sind sehr glücklich, dass wir ihn haben", sagte Grillitsch. Laimer möchte den Spielort nicht überbewerten und freut sich einfach auf ein EM-Achtelfinale: "Ich habe da viele gute und schöne Momente erlebt, doch für dieses Spiel bringt mir das nichts." Bei Sabitzer gibt es nach den bitteren Empfängen nach seinem Abgang vor drei Jahren dagegen einen eindeutigen Wunsch: "Ich wurde dort immer ausgepfiffen und weiß eigentlich nicht, warum, weil ich bei Leipzig immer meine Leistung gebracht habe. Doch jetzt werden sicher viele Österreicher da sein, das wird für mich sicher positiver ausgehen."