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EM 2024: Nagelsmann weint bei PK – und das ist wichtiger als der Titel

Bereits am Abend des bitteren Ausscheidens kämpfte Julian Nagelsmann mit den Tränen. Einen Tag später brach es auch ihm heraus. Und das ist gut so. Aus Herzogenaurach berichtet Noah Platschko "Scheiße", sagte der Bundestrainer, und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Julian Nagelsmann musste sich sammeln nach seinem Eingangsstatement auf der Abschlusspressekonferenz des DFB am Samstag, ehe er weitere Fragen beantworten konnte. "Ich möchte Danke sagen, an die Fans im Land", hatte er zuvor mit stockender Stimme und Tränen in den Augen seine Ausführungen begonnen. "Ich habe immer gesagt, wir brauchen sie, weil wir nicht viel zurückgegeben haben aus sportlicher Sicht in der Vergangenheit. Wir hätten den Fans gerne mehr gegeben." Die Dankesworte an die Fans bewegten nicht nur ihn selbst, sondern auch die Journalisten im Raum sowie viele Zuschauer am heimischen Fernseher. Es waren Worte und Tränen, die wehtaten, die gleichermaßen aber wichtiger sind als ein silberner EM-Pokal. Julian Nagelsmann zeigt sich menschlich, verletzlich. Er trauert in der Öffentlichkeit und gibt dem lange Zeit so aalglatten, sich von der Basis entfernten DFB ein Gefühl zurück. Viele Fans können seinen Schmerz nachempfinden. Er steht stellvertretend für eine ganze Nation, die den großen Traum vom Titel bei der Heim-EM am Freitag begraben musste. Danke für diese Emotionen! Er hat gezeigt, dass er der Richtige ist Dass der Coach es geschafft hat, die von ihm zitierte Symbiose zwischen Mannschaft und Fans zu kreieren, bedarf Respekt. Auch Sportdirektor Rudi Völler sah eine Einheit zwischen Anhängern und Team. "Selbst für mich, der schon einiges erlebt hat, war das etwas Besonderes", so Völler auf der Pressekonferenz. Im Gegensatz zu den vergangenen drei Turnieren stand bei der Heim-EM eine Mannschaft auf dem Feld, die füreinander kämpfte und ein komplettes Land mitgerissen hat. Nagelsmann hat den Stolz zurückgebracht. Die Kombination aus klarer Analyse und Zeigen von Schwäche macht den Bundestrainer so stark. Kein kühler, mürrischer Eisklotz, der sich hinter einer Fassade versteckt und abtaucht, sondern ein gefestigter Charakter, der die Trauer der Nation auf offener Bühne teilt. Trotz diskutabler sportlicher Entscheidungen hat Nagelsmann gezeigt, dass er der Richtige ist. Dass er jemand ist, der aufsteht und Lösungen sucht, ohne in Selbstmitleid zu verfallen. Und dass er hoch motiviert ist, nun das Ziel WM-Titel anzugehen. "So ein goldener Pokal ist auch ganz hübsch in der Sammlung", schloss er die Pressekonferenz am Samstag, womit er signalisierte: Jetzt geht es erst richtig los.

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