Felix Zwayer: Ex-Oranje-Spieler van Hooijdonk will ihn auf "schwarzer Liste"
Vor allem mit einem Elfmeter erregte Felix Zwayer bei der EM den Ärger der Niederländer. Ein Ex-Spieler würde ihn am liebsten nie wieder an der Pfeife sehen. Es sind harsche Worte, die der niederländische Ex-Nationalspieler Pierre van Hooijdonk für den deutschen Schiedsrichter Felix Zwayer wählte. Der 46-malige Nationalspieler für die Niederländer machte sich am Mittwochabend im niederländischen Sender NOS Luft und hielt mit seiner Meinung über den deutschen Unparteiischen nicht hinter dem Berg. "Sie (die Engländer, Anm. d. Red.) können Felix Zwayer danken", sagte er. Zuvor hatte England das EM-Halbfinale mit 2:1 gegen "Oranje" gewonnen. Dabei waren die Niederländer zwar früh durch den Leipziger Xavi Simons in Führung gegangen (7. Minute). Doch schon in der 18. Minute glichen die Engländer durch einen Foulelfmeter von Harry Kane aus. Vorangegangen war ein Foul von Denzel Dumfries an Kane, das Zwayer zunächst nicht gepfiffen hatte, nach einem Eingriff des VAR aber doch an den Bildschirm ging, um dann auf den Punkt zu zeigen. Ein spätes Tor von Ollie Watkins (90.) verschaffte England schließlich den Sieg. Der Traum der Niederländer vom ersten EM-Titel seit 1988 ist damit geplatzt. Die Schuld daran sah van Hooijdonk auch bei Zwayer und formulierte deshalb eine deutliche Forderung: "Er muss wirklich auf die schwarze Liste." Die Leistung Zwayers sei "schrecklich" gewesen, so van Hooijdonks Urteil. Dabei hätten ihn mehere Situationen im Spiel gestört, der größte Fehler sei aber der Elfmeterpfiff gewesen. "Nein, ich glaube wirklich nicht, dass dies ein Elfmeter ist. Es hat keinen Einfluss auf Kanes Aktion, auf seinen Schuss", so seine Beurteilung der Szene. Dumfries Ziel sei es gewesen, an dem Ball vorbeizublocken. Da es ein Torschuss gewesen sei, habe er dabei durchgezogen und Kane getroffen. Kane habe den Kontakt gespürt, sei daraufhin mit Absicht liegen geblieben und habe auf den VAR gehofft. "Und sie fallen darauf herein", so van Hooijdonk enttäuscht über das Schiedsrichtergespann. "Es ist wirklich schrecklich. Das sind Momente, die in diesem Spiel entscheidend waren", unterstrich der 54-Jährige. Auch aktuelle Spieler und der Nationaltrainer der Niederländer kritisierten Zwayer. "Es sagt doch alles, dass er direkt in die Kabine rennt und keine Zeit hat, uns die Hand zu geben", schimpfte Kapitän Virgil van Dijk nach dem Spiel, als sich Zwayer schnell zurückgezogen hatte. "Fußball wird kaputt gemacht" Wie heftig die niederländische Schelte für Zwayer ausfiel, verdeutlichte ein Blick auf die Homepage der größten Zeitung des Landes. Bei "De Telegraaf" ging es in den ersten vier Artikeln um die Kritik am Berliner, dessen umstrittene Ansetzung für die Partie in Dortmund bereits heftig diskutiert worden war. War im Vorfeld noch das heikle Wiedersehen Zwayers mit dem englischen Star Jude Bellingham das Thema, gaben die Niederländer im Nachgang dem Referee eine Teilschuld für ihr Halbfinal-Trauma. "Für mich ist das kein Elfmeter", wetterte Bondscoach Ronald Koeman: "Der Fußball wird durch solche Eingriffe des VAR kaputt gemacht." Ähnlich sah es van Dijk: "Ich hätte den Elfmeter nicht gegeben." Für Joey Veerman kam die Entscheidung Zwayers nicht überraschend. "Es sah so aus, als stände er unter Hochspannung", sagte der Mittelfeldspieler: "Dann weiß man, dass so ein Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt zeigt." Auch englische Experten sahen einen Fehler Zahlreiche niederländische und sogar englische Experten sprachen wahlweise von einer "Schande" oder einem "Skandal". Zudem kursierte im Internet schnell ein Video, das den Verdacht auf ein Handspiel des Engländers Bukayo Saka unmittelbar vor der Szene mit Kane schüren sollte. Und natürlich meldete sich auch Zwayers Intimfeind Manuel Gräfe zu Wort. Der frühere Unparteiische sah sich beim Kurznachrichtendienst X in seiner Kritik an Zwayers Ansetzung bestätigt. Die Schiedsrichter-Bosse der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hätten "sehenden Auges" eine unnötige Diskussion bekommen: "Als ob es in ganz Europa keinen anderen gegeben hätte. Ein Schlag für alle integren und besseren Referees und so unnötig wie ein Kropf." Gans anders bewertete Bundesliga-Schiedsrichter Patrick Ittrich das wohl brisanteste Spiel in der Karriere seines Kollegen. "Klare Linie, klare gelbe Karten, Fokus", sagte Ittrich bei MagentaTV: "Am Ende gab es kein großes Thema im ganzen Spiel. Wir haben uns im Vorfeld zu viele Gedanken gemacht." Diese Einschätzung galt vielleicht für das eher unspektakuläre Aufeinandertreffen Zwayers mit Bellingham, das "lediglich" mit einer Gelben Karte für den früheren Dortmunder endete – aber gewiss nicht für die Stimmung bei "Oranje".