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Geldanlage mit 80 Jahren: Warum sich Aktien auch im Alter lohnen

Mit steigendem Alter sollte man weniger Geld in Aktien investieren, heißt es. Stimmt das? Wir zeigen, wie auch Rentner noch mehr aus ihrem Geld machen. In jüngeren Jahren spart man auf die nächste große Reise, ein Auto, ein Haus oder fürs Alter – doch was, wenn man dort bereits angekommen ist? Ist man jenseits der 60, 70, 80 Jahre zu alt, um sein Geld gewinnbringend anzulegen? Schließlich heißt es doch, je früher man beginne, desto besser. Wir erklären, welche Geldanlagen sich auch im Ruhestand noch eigenen – und warum dabei nicht für jeden das Gleiche gilt. Was ist die beste Geldanlage für Rentner? Die eine Geldanlage, die jede Rentnerin und jeden Rentner gleichermaßen glücklich macht, gibt es nicht. Denn auch im Alter sind die Wünsche und Pläne individuell und nicht jeder hat die gleiche Menge Geld zur Verfügung. Wer beispielsweise noch keinen Notgroschen angespart hat, sollte dies erst einmal tun, bevor überhaupt an eine Investition zu denken ist. Das gilt in jedem Alter – egal, ob Sie 20, 30 oder 80 Jahre sind. Experten empfehlen, mindestens 10, besser 20 Prozent des Vermögens immer flüssig zu haben, um im Notfall sofort darauf zugreifen zu können. Legen Sie das Geld dafür zum Beispiel auf ein Tagesgeldkonto . Wie viel Zinsen Sie dort aktuell bekommen, zeigt unsere Übersicht. Sind noch Schulden da, sollten auch die erst einmal bedient werden. Trifft all das nicht auf Sie zu, können Sie Ausschau nach der für Sie besten Geldanlage halten. Fragen Sie sich dafür: Wie viel Geld habe ich übrig? Welches Ziel verfolge ich mit der Geldanlage? Und ja, auch das ist relevant: Wie viel Zeit bleibt mir realistischerweise noch und möchte ich das Geld für mich selbst ausgeben oder will ich auch etwas vererben? Beispiel I: Geldanlage mit 60 – Rente aufbessern mit Erspartem Wer kurz vor der Rente steht, fragt sich oft, ob das Geld im Ruhestand noch zum Leben reicht. Womöglich überlegen Sie auch, ob für Sie eine vorgezogene Rente ab 63 Jahren infrage kommt. Denn dann müssen Sie noch Abschläge auf Ihre Rente hinnehmen ( mehr dazu hier ). Mit Anfang 60 ist es in der Regel kein Problem, Ihr Geld auch in Aktien anzulegen und damit die eigene Rente aufzubessern. Denn die gestiegene Lebenserwartung spielt Ihnen in die Karten: Hatten Rentner in den 1960er-Jahren im Schnitt noch zehn Jahre vor sich, sind es heute bereits 20 – ein Zeitraum, der vollkommen ausreicht, um das Risiko für Anlagen am Aktienmarkt zu senken. Wichtig dabei: Das Geld sollte breit gestreut werden und nicht in Einzelaktien fließen. Das heißt, Sie sollten sich für Fonds entscheiden. Die gibt es in der "aktiven" Variante, bei denen ein Fondsmanager durch Käufe und Verkäufe versucht, besser abzuschneiden, als der breite Markt, oder "passiv" in Form von Indexfonds, auch ETFs genannt. Ein ETF kauft mit dem Geld seiner Anleger alle Aktien eines bestimmten Index, zum Beispiel des Dax oder des MSCI World, und entwickelt sich so fast genauso wie der Index, den er abbildet. Wer in den vergangenen Jahrzehnten sein Geld beliebige 15 Jahre in einen ETF auf den MSCI World investiert hatte, erzielte im Schnitt eine Jahresrendite von 7,9 Prozent. Bei aktiven Fonds ist in der Regel weniger Rendite zu erwarten, weil die Kosten höher sind. ETF-Sparplan vs. Sofortrente Mit einem ETF-Sparplan in Kombination mit einem Tagesgeldkonto können Sie sich so auch noch mit über 60 eine lebenslange monatliche Rente selbst maßschneidern – vorausgesetzt, Sie haben über den Notgroschen hinaus bereits eine größere Summe angespart oder erhalten, zum Beispiel aus einer Lebensversicherung oder Erbschaft. Die Stiftung Warentest hat das in ihrer Fachzeitschrift "Finanztest" durchgerechnet und mit einer Sofortrente verglichen, also einer lebenslangen Rente, bei der Sie einmal einen größeren Betrag einzahlen. Die Tester gingen dabei in beiden Szenarien von einer 65-Jährigen mit einem Vermögen von 100.000 Euro aus, deren selbstgebaute Zusatzrente noch mindestens 20 Jahre reichen soll. Das Konzept lässt sich aber auch auf niedrigere Summen und Lebenserwartungen anwenden. Laut Stiftung Warentest sind mit einem ETF-Auszahlplan über 20 Jahre im Mittel 678 Euro pro Monat drin; bei halb so großer Ausgangssumme entsprechend weniger. Dabei ist ein Börsencrash einkalkuliert. Wie hoch die monatliche Rate genau ausfällt, hängt von der Entwicklung der Aktienmärkte ab und vom Mischungsverhältnis aus ETF und Tagesgeld. Wer sehr sicherheitsorientiert ist, wählt eine Variante mit 25 Prozent Aktien-ETF, wer sehr viel Risiko verträgt, setzt auf 75 Prozent Aktienanteil, und wer es lieber ausgewogen mag, wählt einen 50-50-Mix. Eine Alternative für Sicherheitsbewusste ist die Sofortrente. Dafür müssen Sie einen größeren Geldbetrag an einen Versicherer überweisen, die sogenannte Einmalzahlung. Im Gegenzug erhalten Sie für den Rest Ihres Lebens monatliche Zahlungen auf Ihr Konto überwiesen. Mit einer Sofortrente haben Sie keine monatlichen Schwankungen und eine höhere Planbarkeit, verzichten dafür aber auf eine bessere Rendite. Laut Stiftung Warentest fließen bei einer garantierten Rente über 20 Jahre jeden Monat zwischen 258 und 284 Euro. Diese Rentenart hat auch steuerliche Vorteile. Welche, lesen Sie hier. Beispiel II: Geldanlage mit 60 – Rente aufbessern ohne Erspartes Auch wer kurz vor der Rente oder im Ruhestand auf keine größeren Summen zurückgreifen kann, hat noch Chancen, sich ein Vermögen mit Aktien aufzubauen. Sofern jeden Monat ein wenig Geld übrig ist, Sie also für Ihren Lebensunterhalt nicht darauf angewiesen sind, können Sie es per Sparplan in einen ETF investieren. Nehmen wir an, Sie legen ab dem 60. Lebensjahr jeden Monat 200 Euro auf diese Weise an. Dann haben Sie mit 80 Jahren bei einer angenommenen Durchschnittsrendite von 5 Prozent pro Jahr 81.492 Euro im Depot. Selbst eingezahlt haben Sie aber nur 48.000 Euro, die restlichen 33.492 Euro sind die Erträge am Aktienmarkt. Sind Sie bereits 65 Jahre alt, landen Sie mit dem gleichen Sparbetrag 15 Jahre später bei immerhin noch 53.181 Euro. Selbst eingezahlt haben Sie dann 36.000 Euro, 17.181 Euro kamen sozusagen von selbst obendrauf. Sie sehen: An der Aussage, am besten früh mit dem Investieren zu beginnen, ist natürlich etwas dran. Der Zinseszinseffekt schlägt umso stärker zu Buche, je länger der Anlagezeitraum ist ( mehr dazu hier ). Dass es sich im Alter per se nicht mehr lohnen würde, stimmt aber nicht. Das gilt umso mehr, wenn Sie sich das aufgebaute ETF-Vermögen mit 80 Jahren gar nicht komplett auszahlen, sondern einen Teil auf dem Depot weiterarbeiten lassen. Oder wenn Sie ohnehin vorhaben, einen Teil davon zu vererben (siehe unten). Beispiel III: Geldanlage mit 70 – größere Ausgabe in zwei Jahren Nur weil man im Ruhestand ist, bedeutet das nicht, dass man sich keine Wünsche mehr erfüllen möchte. Plant man etwa eine größere Reise, hat bis dahin aber noch etwas Zeit, sollte das Geld sicher und planbar angelegt werden. Ein Aktieninvestment eignet sich dann nicht. Schließlich könnten die Kurse gerade zu dem Zeitpunkt im Keller sein, wenn Sie das Geld benötigen. Legen Sie Ihr Geld lieber auf einem Festgeldkonto an. Je nach Anbieter sind dort wieder höhere Zinsen drin, als Ihr Erspartes aufgrund der Inflation an Wert verliert. Sie vermehren also Ihr Vermögen noch und haben später zum Beispiel mehr in der Reisekasse. Bei Festgeld können Sie zwischen verschiedenen Laufzeiten wählen. In der Regel empfehlen sich ein bis zwei Jahre. In dieser Zeit können Sie nicht auf das Geld zugreifen ( mehr dazu hier ). Beispiel IV: Geldanlage mit 80 – sofort selbst profitieren Wer bereits 80 Jahre oder älter ist und sein Erspartes noch anlegen will, statt es direkt auszugeben, kann wieder auf die Sofortrente setzen (siehe oben). Laut Stiftung Warentest gibt es dann für das gleiche Geld eine deutlich höhere Rente als bei einem Abschluss mit 65. Oder andersherum eine gleich hohe Rente für eine geringere Einzahlung. Bei Europa, der Versicherung mit der höchsten garantierten Sofortrente im Test, bekam zum Beispiel eine 87-Jährige für 100.000 Euro Einmalbetrag eine Garantierente in Höhe von 898 Euro im Monat – allerdings ohne Todesfallschutz. Das bedeutet, dass Sie keinen Hinterbliebenen benennen können, der für die Dauer der Rentengarantie noch Geld aus der Sofortrente erhält, nachdem Sie selbst gestorben sind. Das lohnt sich also nur, wenn Sie noch eine ganze Weile leben – andernfalls könnten Sie das Geld auch direkt von Ihrem Konto entnehmen. Das Geld für die Sofortrente können Sie übrigens auch aus einem bereits existierenden ETF-Sparplan entnehmen. Denn damit sind Sie keine vertragliche Verpflichtung eingegangen und können jederzeit auf Ihr Vermögen im Depot zugreifen. Das bietet sich beispielsweise an, wenn Sie sich mit über 80 nicht mehr selbst um die Geldanlage kümmern wollen. Beachten Sie jedoch, dass Sie dann mitunter Geld verschenken, das potenziellen Erben zugute hätte kommen können. Zumindest, wenn Sie es in eine Sofortrente ohne Todesfallschutz investieren. Beispiel V: Geldanlage mit 80 – Geld vererben Geht es Ihnen hauptsächlich darum, dass Ihre Erben noch etwas von Ihrem Vermögen haben, spricht auch mit über 80 nichts dagegen, Geld in Aktien anzulegen. Denn Depots sind vererbbar und Ihr Erspartes kann dort auch über Ihren Tod hinaus weiterarbeiten. Auch in diesem Fall empfiehlt sich wieder die Anlage in einen breit gestreuten ETF, beispielsweise auf den Aktienindex MSCI World. Je nachdem, wie hoch die Summe ist, die vererbt wird, und in welchem Verwandtschaftsverhältnis Sie zu Ihren Erben stehen, lohnt es sich mitunter, bereits zu Lebzeiten einen Teil des Vermögens zu verschenken, um die Freibeträge voll auszunutzen. Lesen Sie hier, wie viel Geld man steuerfrei erben kann. Wem der Aktienmarkt nicht geheuer ist, kann alternativ wieder auf Festgeld setzen. Damit erzielen Sie zwar weniger Rendite, aber immerhin machen Sie damit noch Plus (siehe oben). Beachten Sie, dass Ihr Geld auf einem Festgeldkonto für mindestens sechs Monate bis zu mehreren Jahren gebunden ist.

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