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Influencer "Immo-Tommy": Abzocke mit überteuerten Schrottimmobilien

Zahlreiche Kunden sind auf schöne Werbevideos eines Influencers hereingefallen und haben Schrottimmobilien gekauft – was für viele zum finanziellen Desaster wurde. Der Influencer "Immo-Tommy" soll nach einem Bericht von "NDR" und "Spiegel" zahlreichen Menschen Immobilien vermittelt haben, die sich im Nachhinein als Fehlkauf herausstellten. Betroffene beklagen im "NDR" und im "Spiegel", dass sich die vermeintlich einfache Geldanlage für sie als Albtraum entpuppt habe. Die Vorwürfe sind vielfältig: Die Immobilien seien deutlich überteuert gewesen, Sanierungsarbeiten versprochen und nicht durchgeführt, versteckte Provisionen kassiert und hochriskante Finanzierungsverträge vermittelt worden. Versprechungen auf Social Media Der bekannte Social Media Influencer "Immo-Tommy" hat insgesamt rund 880.000 Follower auf Instagram und 280.000 Follower auf Facebook. In seinen Videos gibt er Tipps zu den Themen Finanzen, Geldanlage und spezielle "Praxistipps für den perfekten Start ins Immobiliengeschäft". Hinter "Immo-Tommy" steht Tomislav Primorac, der nach eigenen Angaben innerhalb weniger Jahre mit Immobilien zum Millionär geworden ist. "Immo-Tommy" wirbt mit einem "Rundum-sorglos-Paket": Von der Finanzierung über die Sanierung bis hin zur Auswahl der Mieter kümmere sich sein Netzwerk um alles. Laut Angaben von "NDR" und "Spiegel" haben viele Betroffene den Versprechen von "Immo-Tommy" auf YouTube, Instagram, TikTok und Co. geglaubt – selbst eine ehemalige Bankmitarbeiterin und ein Anlageberater. Sie haben sich überzeugen lassen und schließlich eine Immobilie gekauft, vermittelt über "Immo-Tommys" Netzwerk. Immobilieninvestment wird zum Albtraum Gutachten und Dokumente, die dem "NDR" und dem "Spiegel" vorliegen, deuten jedoch darauf hin, dass zahlreiche Käufer viel zu teuer gekauft haben. So wurden die Quadratmeterpreise einiger verkaufter Wohnungen mit ortsüblichen Werten verglichen, die Makler und Immobilienportale aufrufen. Ergebnis: Die Wohnungen waren teilweise bis zu 50 Prozent teurer. Viele Käufer bedauern heute, dass sie die Immobilien nicht zuvor persönlich besichtigt haben. Offenbar vertrauten sie den Versprechungen von "Immo-Tommy" und seinem Netzwerk – ein fataler Fehler, wie sich herausstellte. Scharfe Kritik an Immobilienverträgen Im Auftrag von "NDR" und "Spiegel" hat der Verbraucheranwalt Achim Tiffe aus Hamburg einen Teil der Immobilien- und Finanzierungsverträge geprüft. Er bezeichnete sie als "katastrophal". Die Fälle erinnerten ihn an sogenannte Schrottimmobilien, wie es sie bereits in den 90er-Jahren gab. Es würden Leuten Immobilien verkauft, die möglichst 500 Kilometer weit weg seien, damit die nicht so genau wissen, wie werthaltig die Immobilie sei, so der Anwalt. Auch Immobilienexperte Alexander Krolzik von der Verbraucherschutzzentrale Hamburg übt scharfe Kritik an den Verträgen. In der Regel handelte es sich bei ihnen um Kombinationen aus Kreditvertrag und Bausparvertrag mit Laufzeiten von 20 Jahren und mehr – ohne Tilgung. Das bedeutet: Es werden Zinsen gezahlt, aber der Kredit wird nicht kleiner. Zudem seien die Zinsen in den meisten der vorliegenden Fälle nur für zehn Jahre gesichert – was zunächst nicht ungewöhnlich ist. Doch wenn die Bank zu dem Schluss komme, dass die Immobilie gar nicht das wert sei, was die Käufer dafür bezahlt haben, müsse man ablösen oder Sicherheiten stellen. Das könne schon dazu führen, dass man unter Zwang verkaufen müsse, so der Verbraucherschützer. Unterm Strich sei das Geschäft für die Kunden eine Katastrophe, sagt Krolzik. Käufer seien "über den Tisch gezogen und abgezockt" worden. Hohe Provisionen kassiert Aus den Recherchen von "NDR" und "Spiegel" geht weiter hervor, dass Tomislav Primovac aus einigen Verkäufen hohe Provisionen kassierte. Zum Beispiel wurde eine Immobilie für 166.000 Euro verkauft – davon gingen laut notariellem Kaufvertrag 49.000 Euro als Teilzahlung an Primovac. Bei einem anderen Haus habe der Kaufpreis bei rund 550.000 Euro gelegen – hier erhielt Tomislav Primorac 90.000 Euro. Auch dreistellige Beträge seien darunter gewesen. Laut Bericht ist in den Verträgen nicht ersichtlich, welche Gegenleistung für die gezahlten Summen erbracht wurde. Die Käufer gaben an, nicht über den Zweck der Zahlungen aufgeklärt worden zu sein. "Immo-Tommy" scheint mit seinen Immobiliengeschäften jedoch ein lukratives Geschäft zu betreiben: Nach eigenen Angaben hat er zuletzt jährliche Provisionen im zweistelligen Millionenbereich kassiert. Immobilie verkaufen? Was können Betroffene jetzt tun? Verbraucherschützer Krolzik rät, die Immobilie wieder zu verkaufen, auch wenn dies mit Verlusten verbunden ist – um dem Schrecken ein Ende zu setzen. Mindestens ein Betroffener hat bereits Klage gegen die Beteiligten erhoben und fordert die Rückabwicklung der Verträge. Verbraucherschützer und Juristen schätzen seine Erfolgschancen als gut ein: Möglicherweise wurden Aufklärungspflichten verletzt. Experten vermuten zudem arglistige Täuschung, Sittenwidrigkeit oder Wucher.

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