Bild-Gerüchteküche mit viel Konjunktivwürzung: "Russen-Drohnen über Chemiepark an der Nordsee"
In den späten Vormittagsstunden des 22. August beschloss die Bild-Redaktion im Hause des Springer-Verlags in Berlin, ihre Online-Leser mit einem sogenannten "Breaking" zu überraschen. So lautete die Schlagzeile aus der berüchtigten Gerüchteküche in der Rudi Dutschke Straße in Kreuzberg:
"Staatsschützer sicher: Russen-Drohnen über Chemiepark an der Nordsee – Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Agententätigkeit."
Die "Sicherheit" der Staatsschützer wird dabei gleich im ersten Satz dezent revidiert, da es sich laut Artikel um "mehrere mutmaßliche Russen-Drohnen" handelte. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Flensburg demnach "wegen Agententätigkeit zu Sabotagezwecken".
Weitere Bild-Informationen lauten, dass "zuletzt in der Nacht auf Donnerstag (22. August) ein Flugobjekt registriert" wurde, woraufhin die Polizei in Schleswig-Holstein und Polizeidienststellen in Niedersachsen und Hamburg "in Alarmbereitschaft gesetzt" wurden. Ein detailliert im Artikel geschildertes Ereignis vom 20. August, bestätigt durch einen der Redaktion vorliegenden "polizeiinternen Bericht", lautet:
"Besonders auffällig: eine mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde fliegende Drohne am 20. August, die ab 23.20 Uhr über dem 'ChemCoast Park Brunsbüttel' gesichtet wurde: "Durch den Überflug über das Kernkraftwerk wurde mehrfach die Flugverbotszone missachtet". Erfasst worden sei ein feindliches Objekt, mutmaßlich eine Militär-Drohne."
Auf dem Gelände des 'ChemCoast Park Brunsbüttel' sind laut Webseiteninformation "14 Betriebe der Chemie- und Energiewirtschaft sowie aus dem Bereich Logistik organisiert". Mit der Zwischenüberschrift "Stillgelegtes Kernkraftwerk im Visier" mutmaßt die Bild über das mögliche Objekt der unterstellten geheimdienstlichen russischen Neugierde auf dem Gelände des 'ChemCoast Park Brunsbüttel'.
Ein weiteres Gemisch bekannter Bild-Konjunktivwürzung lautet im Artikel:
"Staatsschützer des Landeskriminalamts Schleswig-Holstein gehen nach Bild-Informationen davon aus, dass es sich um Russen-Drohnen handelt, die möglicherweise zu Sabotagezwecken eingesetzt werden sollen."
Unmittelbar anschließend heißt es weiter, dass seitens der Ermittler "angenommen wird, dass die bislang nicht zu fassenden Drohnen unbemannte 'Orlan-10'-Drohnen sind, die eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometern haben und mehr als 100 km/h schnell fliegen."
Die abschließende Information an die Bild-Leser lautet, dass die Drohnen-Überflüge demnach seit dem 8. August stattfinden und "russischen Agenten zugeordnet werden, die aus der Nordsee möglicherweise von zivilen Schiffen gestartet werden".
Die zuständige Oberstaatsanwaltschaft hätte der Redaktion zudem bestätigt, dass die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts der Agententätigkeit zu Sabotagezwecken im Zusammenhang mit wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein eingeleitet" wurde.
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