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3×3-Damen: Drei Wochen nach dem Olympiasieg

Rund drei Wochen ist es her, seit vier deutsche Korbjägerinnen bei den Olympischen Spielen in Paris für mehr als Furore sorgten. Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Marie Reichert und Elisa Mevius holten Gold … im 3×3! Fassungsloses Staunen, unbändiger Jubel, grenzenlose Freude folgten dem historischen Triumph, es durfte ordentlich gefeiert werden. Vor den Augen des spanischen Königs, der ehemaligen NBA-Stars Dirk Nowitzki und Pau Gasol, FIBA-Präsident Scheich Saud Ali Al Thani, FIBA-Generalsekretär Andreas Zagklis und natürlich DBB-Präsident Ingo Weiss wurden die freudestrahlenden Olympiasiegerinnen mit den Goldmedaillen geehrt und stürzten sich anschließend in den (Medien)-Rummel.

Wie sieht es heute aus bei den vier Frauen? Wie ist es drei Wochen nach dem Olympiasieg, wer hat gratuliert, welche Einladungen gibt es, wie fühlt es sich an? Wir haben mit den vier Protagonistinnen gesprochen.

Svenja Brunckhorst

„Noch nicht begriffen“

„Bei mir hat sich der ganze Trubel schon etwas gelegt. Es ist nicht mehr ständig präsent. Aber die beiden letzten Tage war ich zuhause, da habe ich die Goldmedaille natürlich meinen Freunden und Bekannten gezeigt. Und wir sind ja jetzt auch bei einigen Events eingeladen, da denkt man schon immer wieder daran.“

Es sei aber nie so gewesen, dass sie beim Aufwachen oder Einschlafen an den Triumph gedacht hat. „Ganz, ganz viele Leute haben gratuliert. Aus der Politik Bundespräsident Steinmeier oder der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil zum Beispiel, oder der Hundeflüsterer Martin Rütter. Ich habe ja 2021 in Tokio 3×3 kommentieren dürfen, auch da kamen ganz viele Glückwünsche von den Athlet:innen, von Fabian Hambüchen oder Pommes Hens, natürlich aus dem Basketballbereich und und und.“

Die Medaille habe sie noch relativ oft dabei, in einer Socke im Handgepäck. „Ich ziehe gerade um nach Berlin und wenn mit der Wohnung alles fertig ist, dann bekommt sie einen Ehrenplatz.“ „Das habe ich noch nicht begriffen“ sagt Svenja Brunckhorst über die Tatsache, dass sie nicht „nur“ Olympiagold gewonnen, sondern in Paris auch das letzte Spiel ihrer Karriere absolviert hat. „Ich werde nicht mehr auf dieser großen Bühne stehen, das muss ich erst noch realisieren.“

Sonja Greinacher

„Ich gehöre jetzt dazu!“

„Mir geht es sehr sehr gut! Ich genieße jeden Moment und das Ganze ist schon etwas mehr angekommen. Ob man das wirklich jemals richtig verstehen kann, was in Paris passiert ist, weiß ich aber gar nicht.“ Sonja Greinacher hat sich über die gemeinsame Zeit mit der Familie direkt nach Olympia gefreut und ist auch gerne für Einladungen auf Events unterwegs. „Da nehme ich alles mit, im September geht es dann in den Urlaub.“

Im Alltag kommen besonders in ruhigen Minuten die Erinnerungen wieder hoch, auch in den sozialen Medien natürlich. „Ich habe mir einige Spiele im Nachgang angeguckt, das Finale allerdings nicht, das ist wohl nicht mehr in der Mediathek. Die Medaille habe ich oft dabei, sonst ist sie noch im extra dafür vorgesehenen Koffer in meiner Wohnung. Wenn ich Ende des Jahres umziehe, erhält sie einen Ehrenplatz.“ Bei den Gratulanten hat sie sich besonders über ehemaliuge Trainer:innen aus dem Nachwuchsbereich gefreut, „denn die haben ja einen großen Anteil am Erfolg“.

„Am schönsten war es zu erleben, wie emotional mein sonst eher nüchterner Vater geworden ist, er hatte konstant Tränen in den Augen. Auch mein Bruder war sehr gerührt.“ Derzeit wisse sie noch nicht, ob sie in der kommenden Saison noch einmal 3×3 spielen werde. „Ich habe früher immer zu den Olympia-Athlet:innen und besonders zu den Medaillengewinner:innen aufgeschaut, sie bewundert, das war alles ganz weit weg. Und jetzt gehöre ich dazu zu diesem kleinen, elitären Kreis. Verrückt!“ schließt Greinacher.

Marie Reichert

„Schlusssirene ist der Hauptmoment“

„Als im Finale die Schlusssirene ertönt ist und wir uns zu viert umarmt und kurz innegehalten haben … das war für mich der Hauptmoment, zu wissen, dass wir es wirklich geschafft haben!“ sagt Marie Reichert, für die aber sonst schnell die Normalität wieder eingekehrt ist. „Ich habe ja einen neuen Verein in Italien (Faenza in der Nähe von Bologna – erste italienische Liga – Anm. d. Red.), da gibt es jetzt viele neue Eindrücke. Natürlich habe ich Olympia nicht vergessen, aber es wird wegen der Aktualität manchmal etwas verdrängt.“

Die Erinnerungen kommen bei Marie Reichert eher zufällig, „wenn ich darauf angesprochen werde, dann realisiere ich immer wieder, was passiert ist.“ Die Goldmedaille hat momentan einen Platz in der Wohnung ihrer Eltern in Kassel gefunden, „irgendwann später soll sie dann zu mir.“ Ähnlich wie bei Sonja Greinacher hat auch Marie Reichert sich besonders über die Glückwünsche ehemaliger Trainer:innen gefreut: „Alle haben sich gemeldet, von den Anfängen meiner Karriere bis jetzt. Von vielen hatte ich lange nichts gehört, das war besonders schön. Sie haben viel dazu beigetragen, wo ich heute stehe.“

Die Umstellung auf 5gegen5 in Italien sei „nicht leicht, aber machbar“. „Ich habe seit November nicht mehr 5gegen5 gespielt. Auf jeden Fall mehr laufen (lacht), die Gewöhnung an den leichteren Ball, da kommt man aber schnell wieder rein. Ich möchte es mit 3×3 im Sommer und 5gegen5 im Winter erst einmal so weiterlaufen lassen. Ob ich mich später einmal nur für eine Disziplin entscheide, hängt auch davon ab, wie weit sich 3×3 professionalisiert.“

Elisa Mevius

„Wird immer normaler“

„Es wird immer normaler mit der Zeit“, sagt Elisa Mevius, angesprochen darauf, wie sich aktuell fühlt nach dem Olympiasieg.“Wir leben alle weiter, aber die Freude kommt auch immer wieder. Ich persönlich gucke sehr gerne in meine Galerie mit den vielen Fotos, die wir bekommen haben. Die Fotos aus Paris sind einfach unfassbar. Ja, und dann habe ich mir ja die Olympischen Ringe als Tattoo stechen lassen, das bleibt für immer.“

Die Medaille habe sie momentan meist im Rucksack mit dabei. „Die nehme ich aber auf jeden Fall mit in die USA. Dort wird sich schon eine Vitrine finden“, so Mevius, die ab Herbst für die Oregon Ducks in der NCAA spielen wird. Bei den Gratulanten zählt sie zuerst Dirk Nowitzki auf: „Dass er beim Finale da war, war schon wirklich sehr besonders. Ansonsten haben mich die Glückwünsche aus der Familie am meisten gefreut und sie bedeuten mir auch am meisten.“

„Ich habe immer Lust zu spielen, es ist kein Problem für mich, dass ich jetzt bereits wieder den 3×3 Europe Cup gespielt habe und bald beim U23 World Cup in der Mongolei mit dabei bin. Da könnte für uns eine Medaille drin sein“, so die 20-Jährige. Eine komplizierte Umstellung auf 5gegen5 am College erwartet sie nicht: „Ich habe im Sommer immer wieder 5gegen5 mit den Regionalliga-Herren zuhause in Rendsburg trainiert, das wird schon gehen. Es ist sicher eine Herausforderung, aber auch da geht es letztlich darum den Ball in den Korb zu werfen.“

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