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Anschlag in Solingen: Familie über Täter – "War ein fröhlicher Mensch"

Solingen ist nach dem tödlichen Messerangriff eines 26-jährigen Syrers in Trauer. Die Familie des Täters bricht jetzt ihr Schweigen – und erzählt von einem Mann, den sie anders kannten. Solingen steht auch mehr als eine Woche nach dem mutmaßlich islamistischen Anschlag mit drei Toten und acht teils schwer Verletzten unter Schock. Am 23. August hatte der 26-jährige Syrer Issa al-Hassan mehrere Menschen beim Stadtfest in Solingen mit einem Messer angegriffen. Al-Hassan, der über Bulgarien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, sitzt in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Der Mann hätte eigentlich 2023 nach Bulgarien abgeschoben werden sollen, was aber scheiterte. Nun sprechen erstmals der Vater sowie die Schwester al-Hassans, die in der syrischen Hauptstadt Damaskus leben. "Ich war erschüttert", sagte Chalaf al-Hassan dem "Spiegel". "Ich habe gebetet, dass es ein Missverständnis ist. Wir sind vor all diesen Problemen, der Gewalt geflohen. Ich denke, unser Sohn könnte so etwas nicht tun." Er habe ihn "mit meinen eigenen Händen aufgezogen", so der Vater des mutmaßlichen Täters weiter. "Vielleicht stand er unter dem Einfluss von etwas oder jemandem. Wenn er begreift, was passiert ist, wird er sagen, dass er so etwas nie tun wollte." "Er hat immer gesagt, dass er nie ausgegangen ist" Vor etwa zehn Tagen hätte die Familie das letzte Mal mit al-Hassan Kontakt gehabt, berichtet Fatima, seine Schwester. Die Frage des "Spiegel", ob etwas auffällig an al-Hassan gewesen sein, beantwortete sie mit: "Nein, ehrlich gesagt, er war wie immer, rief uns an, lachte und machte Witze." Generell sei al-Hassan "ein fröhlicher Mensch" gewesen, "lachte und scherzte gerne, war gesellig, und jeder, der ihn traf, mochte ihn. Er war sehr beliebt, wie alle seine Brüder", so Fatima al-Hassan über ihren Bruder. Freunde in Deutschland habe er indes nicht gehabt. "Er hat immer gesagt, dass er nie ausgegangen ist, niemanden kannte", sagte sie, und dass es ihm gute gehe und er glücklich in Deutschland sei. Bevor al-Hassan nach Bulgarien reiste und erstmals EU-Boden betrat, hielt er sich in der Türkei auf. Da ihm die Abschiebung nach Syrien sowie der dortige Militärdienst drohte, sei er über Bulgarien nach Deutschland gereist, sagte die Schwester al-Hassans. Der Plan für seinen Aufenthalt sei gewesen, "dass er sich niederlässt, heiratet und seine Zukunft sichert", so Fatima al-Hassan. "Wir dachten, Deutschland sei ein guter Ort, weit weg, und von dort werden keine Menschen abgeschoben." "Warum hast du das getan, mein Sohn?" Ein sonderlich religiöser Mensch sei al-Hassan laut seiner Schwester jedoch nicht. "Als er noch hier war, haben wir ihm immer gesagt, er solle aufstehen und beten. Er sagte: Okay – aber er tat es nicht. Er betete einmal am Tag und fastete nicht", sagte Fatima al-Hassan. "Er sagte immer: Ich kann das Fasten nicht ertragen. Ich kann nicht den ganzen Monat Ramadan fasten; ich werde schwach und mir wird schwindlig." Auf die Frage, was Chalaf al-Hassan seinem Sohn sagen würde, antwortete er: "Warum hast du das getan, mein Sohn?"

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