Jürgen Juhnke zu seinem „munteren Treiben“ in Bad Wildungen
Unser neuer Deutscher Meister bei den Senioren 65+ und den Nestoren, Jürgen Juhnke (HSK Lister Turm), hat auf der Homepage seines Vereins einen persönlichen Bericht zur Deutschen Senioren-Einzelmeisterschaft in Bad Wildungen veröffentlicht. Dazu gehören auch einige kommentierte Partienfragmente, die er dort einleitend mit der Anmerkung „Auswahl meines munteren Treibens“ präsentiert.
Mit seiner freundlichen Genehmigung dürfen diese interessanten Einblicke in die Hintergründe seines Erfolges in Bad Wildungen auch hier veröffentlicht werden. Jürgen Juhnke merkte dazu aber durchaus selbstkritisch und mit Blick auf die vergleichsweise hohe Remisquote seiner direkten Konkurrenten das folgende an: “ Mein aktives Spiel gefiel der Galerie besser als dem Rechner, aber so konnte ich als einziger 7 Gewinnpartien verbuchen. Die drei Nächstplatzierten (…) verloren zusammen keine Partie, remisierten aber alle viermal. So kann man kein Turnier gewinnen.“
Juhnke – Schubert, Runde 4, nach dem 15. Zug:
Hier liegt eine typische Sizilianisch-Stellung vor, allerdings mit Entwicklungsrückstand von Schwarz. Sein Manöver Sg8 – f6 – g8 hatte ihn Zeit gekostet. Jetzt droht Sb2: nebst Dc3:.
16. f5! Die Drohung ist keine. 16. .. Sb2: (16. .. e5 17. Sd5 Db7 18. g6 ed 19. gf+ Kf7: 20. Dh5+ g6 21. Dg6:#) 17. fe fe 18. Scb5: ab 19. Kb2: Der weiße König steht sicher, der Läufer b3 ist zu Leben erwacht. 19. .. Dc3+ 20. Kb1 Db4?! 21. Dh5+ Ke7 22. Sf5+ Kd8 23. Lb6+ Tc7 24. Df7 Se7 25. Se7: 1 – 0
Westermann – Juhnke , Runde 5, nach 15. Dc2:
Eine Königsindisch-Stellung. Weiß freut sich schon, den schwarzen König über die Diagonalen c1 – h6 und b1 – h7 sowie h- und g-Linie zu erlegen. Allerdings darf Schwarz auch mitspielen:
15. .. e4! 16. Sh4? Weiß ist noch guter Dinge (16. Sd4 Sd5: 17. Sd5: Ld4: 18. 0-0-0 c6 = unklar). 16. .. Sd5: 17. Sf5:? (nötig war 17. Sd5: Dh4: mit Vorteil für Schwarz) 17. .. Sb4! -+ Weiß ist nicht mehr zu retten. 18. Db1 Lf5: 19. gf Sbd3+ 20. Kf1 Dh4 Das Feld f2 ist nicht zu halten.
21. Th2 Tf5: 22. Le3 Lc3: 23. bc Taf8 24. Ld3: Sd3: 25. Dc2 Dg3 0 – 1.
Deshalb liebe ich Königsindisch: Schwarz fängt ruhig an und plötzlich kann sich die Aktivität der Figuren explosionsartig entfalten.
Juhnke – Namyslo, Runde 8, nach dem 19. Zug:
Wieder eine Sizilianisch-Stellung. Schwarz hat sich fast gerettet. Wie kann Weiß den Vorteil festhalten?
20. Te7:+ (noch besser ist 20. Te4! Tac8 21. Sb3 Db5 22. Df3 Kb8 23. Tb4 Dd7 24. Sa5 Tc7 25. a3) 20. .. Le7: 21. Df7: Kb6? (21. .. Kd7? 22. Te1 Tae8 23. Df5+ und 24. Se6+ nebst 25. Sc5:. Notwendig war 21. .. Kb8 22. Se6 Db6 23. De7: Ka7) 22. Se6 mit Vorteil De3 23. De7: De4+ 24. Ka1 De5 25. Dc7+ (besser 25. Dh4!+- Ka7 26. Df2+ Kb8 27. Db6) 25. .. Ka7= 26. Sc5 Tab8 27. Sd7 Dh5? 28. Tb1 Dd5:? 29. Db6++- Ka8 30. Sb8:?! und Weiß hatte noch einige Arbeit vor sich. 30. De3! b5 31. Sb8: Tb8: 32. Dh6: hätte zu einer klaren Gewinnstellung geführt.
Juhnke – Vatter, Runde 9, nach dem 35. Zug:
Nach zunächst gelungener Eröffnung verdarb Weiß die Partie mehr und mehr trotz des Besitzes der d-Linie. Schwarz wurde aber leichtsinnig und gestattete Weiß, den Bauern bis nach g6 vorzuschieben und damit den schwarzen König auf der 8. Reihe einzuklemmen. Schwarz hofft nun, den Springer abzuholen. Wahrscheinlich hindert ihn der Gedanke daran, seiner Verteidigung die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken, zumal seine Bedenkzeit zu Ende geht.
36. Dc4++- Kh8 (36. .. Kf8 37. Td8 Le6 (37. .. Dh4:? 38. Te8+ Ke8: 39. Dg8#) 38. Te8:+ Te8: 39. Db4+ Kg8 40. De7) 37. Df7? Kein Witz: Der Spieler, der den vorletzten Fehler macht, gewinnt. Nach 37. Db5 hat Schwarz keine Verteidigung gegen Td8. 37. .. Tf7:? Möglich und richtig war 37. .. Dc5-+ 38. Td8 Tf7: 39. gf Da3+. Nach diesem letzten Fehler ist die Partie wirklich entschieden.
38. gf Tf8 39. Sg6+ 1 – 0