Alexander Zverev scheitert bei US Open: Muss alles hinterfragen
Bei den US Open hatte Alexander Zverev erneut eine große Chance auf seinen ersten Grand-Slam-Titel. Mal wieder vergab er sie. Denn ihm fehlt etwas Entscheidendes. Der Weg war bereitet: Nach dem frühen Ausscheiden der Topspieler Carlos Alcaraz und Novak Djokovic hatte Alexander Zverev bei den US Open einen vergleichsweise einfachen Weg ins Finale. In der Hälfte seines Turnierbaums war die Nummer vier der Weltrangliste der am höchsten gesetzte verbleibende Spieler und entsprechend in jeder Runde – zumindest nominell – der Favorit. Doch im Viertelfinale gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz musste sich Zverev in vier Sätzen geschlagen geben ( mehr zum Spiel lesen Sie hier ). Der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel ist erneut geplatzt. Mit 27 Jahren beginnt für Zverev nun die Uhr zu ticken. Will er den großen Triumph noch erreichen, muss er daher alles hinterfragen. Er hat alles, was ein Topspieler braucht Es ist nicht das erste Mal, dass Zverev die große Chance auf seinen ersten Titel bei einem der vier Major-Turniere liegen lässt. Sowohl bei den US Open 2020 als auch bei den French Open in diesem Jahr erspielte sich Zverev im Finale eine Satzführung. Zweimal verlor er jedoch die Nerven, verspielte auch durch zu passives Auftreten seine Führungen und musste sich am Ende geschlagen geben. Grund dafür ist insbesondere seine immer wieder auftretende, unerklärliche Passivität auf dem Platz. Denn eigentlich bringt der Deutsche alles mit, was ein Topspieler braucht. Nicht umsonst hat er mit den ATP-Finals, einigen Masters-Titeln und sogar mit Gold bei den Olympischen Spielen schon alle prestigeträchtigen Titel abseits der Grand-Slam-Bühne gewonnen. Aufschlag, Beinarbeit, Grundschläge, Fitness – eigentlich ist alles da. Doch zu oft bringt Zverev seine PS bei den Top-Turnieren eben nicht auf den Platz. Das Viertelfinal-Aus bei den US Open gegen Fritz war nur ein weiteres Beispiel dafür. Er muss einen Weg finden Er selbst erklärte es sich damit, dass er kein Gefühl im Schläger gehabt habe. Das erklärt zwar seinen Mangel an Aggressivität auf dem Platz, entschuldigt ihn jedoch nicht. Denn derartige Tage, an denen man nicht voll auf der Höhe ist, erlebt jeder Tennisprofi, auch die Grand-Slam-Champions. Doch was sie von einfach nur guten Spielern unterscheidet, ist die Fähigkeit, sich aus dem Loch zu ziehen und doch noch zu siegen. Die nächste Generation zeigt, wie es geht Zverev hat das nun erneut nicht geschafft. Eine weitere Grand-Slam-Saison endet für ihn ohne Titel – und das in einem Jahr, in dem er laut eigener Aussage "das beste Tennis meines Lebens" spielt. Er weiß, dass ihm die Zeit davonläuft. Mit 27 Jahren ist er zwar noch längst nicht im Herbst seiner Karriere angelangt. Doch in den vergangenen 25 Jahren gewannen mit dem Schweizer Stanislas Wawrinka und dem Kroaten Goran Ivanišević nur zwei Spieler ihren ersten Grand-Slam-Titel in einem noch höheren Alter. Wie es geht, zeigt ihm dabei schon die nächste Generation: Jannik Sinner hat im Alter von 23 Jahren bereits einen Grand Slam gewonnen und die Spitze der Weltrangliste erreicht. Carlos Alcaraz ist mit nur 21 Jahren bereits viermaliger Major-Sieger. Einer könnte ihm helfen Höchste Zeit also, dass Zverev jetzt Grundlegendes ändert. Dazu zählt, dass er sein aktuelles Team um Vater und Trainer Alexander Zverev Senior und Bruder Mischa austauscht oder zumindest ergänzt. Denn beide können zwar respektable Erfolge als Tennisprofis vorzeigen, aber keine Grand-Slam-Siege. Helfen könnte: Boris Becker . Er weiß, wie man als Spieler und als Trainer Grand-Slam-Titel gewinnt. Die Karriere von Novak Djokovic, dem erfolgreichsten Spieler der Tennisgeschichte, beeinflusste Becker wesentlich mit. Und: Becker schloss eine künftige Zusammenarbeit mit Zverev nicht aus. Zuletzt war der sechsmalige Grand-Slam-Titelträger sogar im Podcast der Zverev-Brüder zu Gast. Dort redete Zverev selbstkritisch davon, bei den Grand Slams nicht aggressiv genug zu sein. Becker erinnerte sich, wie er Djokovic zu aggressiverem Spiel verholfen hatte. Da ist es fast schon überraschend, dass die beiden nicht an Ort und Stelle eine Zusammenarbeit beschlossen. Am Ende machte Becker Zverev aber immerhin ein Angebot: ein ausführliches Gespräch über sein Tennisspiel und wie es besser werden kann. Zverev sollte das Angebot annehmen. Sonst wird der Grand-Slam-Traum für immer ein Traum bleiben.