World Rowing Coastal Championships 2024
Mit dem 15. Platz bei den World Rowing Coastal Championships vom 6. bis 8. September in Genua (Italien) beenden Enya (RGK), Mona (EKRC), Charlotte (EKRC), Jule (EKRC) und Anna Louisa (EKRC) die Coastal Rowing Saison 2024. Für einen vorderen Platz fehlte es dem Frauenvierer am Ende klar an Erfahrung, um sich gegen starke Konkurrenten durchzusetzen.
Erstmalig eine Germanin dabei
Mit Enya Freudenberg war erstmalig eine Germanin bei den World Coastal Rowing Championships vertreten.
Die Bedingungen stellten sich bereits im Training als herausfordernd dar, da sich in der Bucht durch Gewitter und Regenfälle starke Winde aufbauten. Mit dem 6. Platz im Vorlauf am Freitag sicherten sich die Mannschaft vom Ersten Kieler Ruder-Club um Steuerfrau Enya auf der 4km langen Strecke einen Platz im A-Finale. Dieses wurde aufgrund schlechter Wettervorhersagen von Sonntag auf Samstagnachmittag gelegt.
Bei 28° Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 89% mit 0,6m hohen Wellen ging für die 18 Boote im A-Finale auf den Bojen-Rundkurs der, ebenfalls aufgrund des Wetters auf 4km, statt auf 6km gekürzt wurde. Das Rennen wurde ab dem Start von dem niederländischen Boot um Olympia-Goldmedaillengewinnerin von Paris Karolin Florjen und dem polnischen Boot beherrscht. Das Kieler Boot konnte sich einen Platz im hinteren Feld sichern, musste jedoch regelmäßig Angriffe der gegnerischen Boote abwehren. Die Bedingungen auf der Strecke waren aufgrund von Strömungen, Kreuzwellen und der Hitze extrem herausfordernd. Am Ende mangelte es dem Kieler Boot an Erfahrung und Glück und erreichte einen zufriedenstellenden 15. Platz.
Über Rudern und gutes Essen
Für uns ging es Anfang September nach Genua. Nach einer spannenden Saison, die erst im Mai so richtig gestartet ist, der Höhepunkt!
Bereits in Deutschland war klar, dass die Bedingungen nicht ganz optimal werden. Angesagt waren, stündlich und je nach Wetter-App wechselnd, viel Wind (eigentlich ja gut fürs Coastaln), Regen, Gewitter und Hitze. Genua bot uns also ein wahres Überraschungspaket.
Abflug war am Dienstagabend von Hamburg, über München direkt nach Genua. Bereits am Mittwoch, unser erster Trainingstag, war klar, dass keine der Wetter-Apps gelogen hatte. Folge waren immer wieder Sperrungen der Trainingsstrecke.
Wir blieben entspannt und starteten den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück inkl. einem Cappuccino. Ich als Kaffee-Trinkerin, man könnte schon fast sagen Kaffee-Junkie, war bei dem Kaffeeangebot im siebten Himmel.
Da man beim Coastaln meist ohne Boot reist, was das Reisen allgemein sehr entspannt macht, haben wir uns ein Boot der Firma Swift geliehen und nutzten die Zeit, wo man nicht aufs Wasser durfte, um das Boot und die Skulls einzustellen. Swift hat sich in den letzten Jahren ganz klar als Marktführer im Coastal hervorgehoben. Die Boote liegen gut in der Welle und der Brandung und der Service ist ausgesprochen gut.
Nach gut zwei Stunden Wartezeit wurde das Wasser wieder freigegen. Der Strand in Genua ist, wie häufig am Mittelmeer steinig und das Wasser gewinnt schnell an Tiefe. Das hat als Konsequenz das auf die sonst so essenziellen Beachstarts verzichtet wurde und gerade ich, als kleinste und Steuerfrau, grundsätzlich beim Ein- und Aussteigen schwimmen musste.
Das Wasser in Genua ist, ebenfalls recht typisch für das Mittelmeer, durch lange aber hohe Wellen gekennzeichnet. Eine kleine Herausforderung, sollte man den Hang zur Seekrankheit haben. Nach zwei Runden auf der 4Km langen Regattastrecke, wo wir uns vor Staunen über den Ausblick, die Wellen und vor allem die Strömungsverhältnisse kaum auf das Rudern konzentrieren konnten, ging es für uns wieder an Land.
Nach einer kurzen, wenn auch wieder nur der Notwendigkeit des Aussteigens müssen, geschuldeten Badesession, ging es für uns Richtung Unterkunft, wo wir uns der italienischen Küche hingaben.
Captains Briefing und die Eröffnungszeremonie
Am Donnerstag fand dann, neben dem üblichen Training, das sogenannte Captains Briefing und die Eröffnungszeremonie statt, was uns in das Einkaufzentrum von Genua schickte und uns dort verirren ließ. Aber mit der fleißigen Hilfe von sehr vielen Italiener haben wir es doch noch gefunden. Im Captains Briefing wurde neben einer Sicherheitswarnung für die Regatta (frei übersetzt: „Ihr solltet langsam wissen, dass Coastal nicht ganz ungefährlich ist, geht nur auf die Strecke, wenn ihr euch sicher seid es zu können“) nach der man ganz kurz überlegte, warum man das eigentlich nochmal macht, auch das Wetter schon kritisch betrachtet. Man solle sich flexibel halten, dass sich der Zeitplan für die Finals aufgrund des Wetters kurzfristig ändern könnte. Na gut…
Im Anschluss folgte die Eröffnungszeremonie, welche die Chance auf ein Meet-and-Great mit anderen Athleten gab. Hier wurde klar: gerade die Langstrecke beim Coastaln biete Raum für die heterogene Masse der Sportler. Jung und Alt, Kader- oder Breitensport alles war vertreten. Noch ein Unterschied war bei den Steuerleuten zu bemerken, die nicht wie beim Rudern nach Gewicht und Größe ausgewählt werden, sondern nach Taktikverhalten. Und was natürlich auch nicht fehlen durfte: gutes Essen! Und so beförderte die Foccacia mit dem Pesto Genorese geradewegs in den kulinarischen Himmel.
Der Vorlauf
Am Freitag wurde es dann erst. Ziel des Vorlaufs war das A-Finale, wofür wir insgesamt Platz 8 erreichen mussten. Aufgrund des Strandes gab es nicht nur einen Wasserstart, bei dem die Boote ähnlich wie beim Segeln frei hinter einer Starlinie liegen und um den optimalen Platz kämpfen, sondern auch ein Wasserziel.
Wir bereiteten das Boot vor, hier wieder mit freundlicher Unterstützung von einem Swift-Mitarbeiter, da sich kleine Steine in die Stemmbrettschiene gesetzt haben, suchten unser Material (Skulls und Schwimmwesten) zusammen und bereiten uns auch mental auf das Rennen vor.
Dann hieß es: Auschecken! Eine Sicherheitsmaßnahme der Regattaleitung, damit sichergestellt werden konnte, keine Sportler irgendwo zu vergessen. Da wir das erste Rennen des Tages waren, die erste kleine Stressprobe für alle Beteiligten.
Um 12.30 dann der Start. Beim Coastaln wird beim Wasserstart mit Schallsignalen und Bällen gearbeitet. Ab drei Minuten vor dem Start ertönt jede Minute ein Schallsignal und die Bälle werden „gehisst“. Am Start merkten wir: „Das ist ganz schön leise“, und ich als Steuerfrau kann die Bälle gar nicht sehen. Was bedeutet: auf die Uhr verlassen.
„Go, go, go!!!“ und es brach die Hölle los. Ein Steuermann hat schneller reagiert als die anderen Steuerleute und gab somit das Startsignal.
Wir kamen zwar gut vom Start weg, jedoch wurde uns sehr schnell die Stärke der Konkurrenz vor Augen geführt. Wir kämpften uns förmlich durch die Wellen, rudern konnte man das kaum noch nennen, und nutzen jeden Fehler der Gegner, um uns Stück für Stück nach vorne zu arbeiten. Wir mussten 2 Boote hinter uns lassen, um im A-Finale zu sein. Mit dem Überholen der Dänen hatte ich Gewissheit. Wir haben es geschafft!! A-Finale wir kommen.
Im Ziel erfuhr ich: wir sind sechster. Das A-Finale war deutlich länger sicher, als ich dachte.
Voller Euphorie ging es an Land, da hieß es erstmal: Schatten finden und wieder runterkommen. Wir guckten uns noch den zweiten Lauf, unsere Konkurrenz an und gingen dann nach Hause. Dort wurde dann mit Risotto die Energie wieder aufgefüllt.
Der Finaltag
Mit Sorge sahen wir die Wettervorhersage für unseren Finaltag, Sonntag. Es war Sturm und Gewitter vorhergesagt. Um 21 Uhr dann, über den Instagramkanal eines Konkurrenten die Nachricht: Alle A-Finals werden auf Samstag vorverlegt und von 6 auf 4 km gekürzt. Also: Power-Regeneration und morgen Abend alles geben.
Der Samstag startet wieder mit einem guten Frühstück und einem noch besseren Kaffee. Wir waren früh an der Strecke, um einer befreundeten Mannschaft zu helfen. Hier stellten wir fest: die Luftfeuchtigkeit von 89% und die Temperaturen um 28°Celsius sind eine Herausforderung. Dazu kamen extreme Strömungen auf der Strecke, die die Wellen unberechenbar machen.
Wir verbrachten den Tag also eher im Haus, aßen viel und tranken noch mehr. An der Strecke angekommen war schnell klar: Die Aufregung nahm überhand. Also, Planwechsel. Neues Ziel: Spaß haben!! Komme was wolle!!
Am Start lag ein starkes Feld. Rudergrößen wie Emma Twigg (Neuseeland) und Karolin Florenj (Niederlande) reihten sich aneinander. Wir kamen am Start wieder gut weg, merkten schnell, dass wir mit den Wellen gut klarkamen. Trotzdem mussten wir sehen, wie alle anderen Boote an uns vorbeizogen. Wir kämpften um jeden Platz, reihten Kraft und Schlagzahlzehner aneinander und fuhren für uns ein spitzen Rennen.
Im Ziel dann erst die Enttäuschung. Der 15te Platz. Und auch das andere Deutsche Boot, was bis jetzt bei Regatten immer hinter uns lag, war stärker als wir. In die Enttäuschung mischte sich auch die Erleichterung es geschafft zu haben, am und im Ziel zu sein.
An Land wurde die Enttäuschung dann langsam, ganz langsam auch ein bisschen Stolz und Freude: Wir waren auf der WM im A-Finale (und wir sind dort nicht letzter geworden). Zuhause dann die Partystimmung und im nahen gelegenen Restaurant die beste Pizza, die wir alle jemals gegessen haben. Und ein Wein zum Anstoßen durfte auch nicht fehlen.
An Land wurde die Enttäuschung dann langsam, ganz langsam auch ein bisschen Stolz und Freude: Wir waren auf der WM im A-Finale (und wir sind dort nicht letzter geworden). Zuhause dann die Partystimmung und im nahen gelegenen Restaurant die beste Pizza, die wir alle jemals gegessen haben. Und ein Wein zum Anstoßen durfte auch nicht fehlen.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir mit Essen, Sightseeing und essen. Gelato (wirklich das beste Eis, Nutella) mischte sich an Kaffee, Panini und nach mehr Pizza. Wir kugelten vollgefuttert durch Italien und bekamen kaum genug. Am Dienstagfrüh um 5 Uhr ging dann der Flug nach Hamburg und läutete das Ende dieses Abenteuers sein.
Was bleibt sind die Erfahrungen und Erinnerungen und das kleine Kitzeln in den Fingerspitzen, dass nochmal zu wiederholen.
Enya Freudenberg