Dax-Rekord: Warum 20.000 Punkte Anlegern egal sein sollten
Der Deutsche Aktienindex hat einen Rekord von 20.000 Punkten geknackt. Endlich! Doch für deutsche Anleger hat das wenig Bedeutung – hoffentlich. Der 3. Dezember 2024 wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem der Deutsche Aktienindex Dax das erste Mal in seiner Geschichte über 20.000 Punkte stieg . Champagner-Korken sind auf dem Frankfurter Börsenparkett zwar nicht geknallt, aber die Freude war trotzdem groß. Wie viel Geld haben Sie im Dax investiert? Wie viele deutsche Aktien, wie viele Standardwerte haben Sie im Depot? Und wie hoch ist ihr Anteil im Portfolio? In meinem Depot spielt der Dax keine Rolle. Ich investiere breit gestreut in börsennotierte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Dabei setze ich auf Indizes aus der MSCI-World-Familie, beispielsweise auf den MSCI World Quality oder den MSCI World Value. Ich investiere also in Qualitätsaktien und Substanzwerte à la Warren Buffett . Lesen Sie hier, wie ETFs funktionieren. Diese internationalen Indizes werden nach Marktkapitalisierung zusammengestellt. Die wertvollsten börsennotierten Aktien nehmen im Index den größten Anteil ein. Und die stammen aus den USA oder Asien, nicht aus Deutschland. Und das ist auch gut so. Microsoft oder Apple sind mehr wert als 40 Dax-Konzerne Der deutsche Aktienmarkt ist winzig. Selbst im Weltaktienindex MSCI World, der sich aus gut 1.500 Aktien aus 23 Ländern zusammensetzt, haben deutsche Aktien nur einen verschwindend geringen Anteil. Im Factsheet des Indexanbieters MSCI ist Deutschland nicht einmal mehr separat ausgewiesen, hat also einen Anteil von weniger 2,5 Prozent. Uns deutschen Anlegern kommt der hiesige Aktienmarkt irgendwie größer und relevanter vor. Aber mit Blick auf ihren Börsenwert sind unsere Großkonzerne eher winzig. Der gesamte Dax kommt auf eine Marktkapitalisierung von zwei Billionen Euro; das schaffen an der Wall Street auch einzelne Technologieunternehmen. Sie sind sogar sehr viel wertvoller: Microsoft ist umgerechnet etwa 3,07 Billionen Euro wert, Apple kommt sogar auf 3,47 Billionen Euro – jeweils deutlich mehr als alle 40 Dax-Konzerne gemeinsam. So viel zur Relevanz unseres Aktienmarktes. Zum Glück haben das in den vergangenen Jahren immer mehr deutsche Anleger erkannt. Gehörten früher die deutschen Autobauer und andere Dax-Konzerne regelmäßig zu den Lieblingsaktien der hiesigen Investoren, sind es heute längst die großen Technologiekonzerne und andere internationale Konzerne. Risikostreuung bedeutet eben nicht nur, auf viele einzelne Titel aus vielen verschiedenen Branchen zu setzen, sondern auch sehr international zu investieren. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir deutsche Aktien meiden sollten. Im Gegenteil. Es gibt viele sehr erfolgreiche Unternehmen aus Deutschland, die an der Börse zuletzt auch eine wahre Kursrakete gezündet haben. Dax-Rekorde trotz Wirtschaftsflaute Womit wir wieder beim Dax-Rekord und den magischen 20.000 Punkten wären. Auf den ersten Blick will der neue Höchststand nicht zur Lage der deutschen Wirtschaft passen, die bekanntlich in der Rezession steckt. Die politische Lage ist ungewiss nach dem Ampel-Aus und mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump drohen nun auch noch Strafzölle, die die exportorientierten Dax-Konzerne treffen würden. Spricht eigentlich nicht für steigende Kurse. Aber so einfach ist die Börsenwelt nicht. In den vergangenen Monaten gab es einige Kurstreiber diesseits und jenseits des Atlantiks; vor allem die sinkenden Zinsen. Dass der Dax trotz Wirtschaftsflaute so gut lief, hat weitere Gründe. Zum einen machen die Dax-Konzerne gut 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland, sind also eher von der Weltwirtschaft als der heimischen abhängig. Zum anderen geben die amerikanischen Börsen die Richtung vor. Läuft es an der Wall Street – und dort lief es in den vergangenen Monaten sogar noch besser als in Frankfurt –, läuft es in der Regel auch an den anderen Weltbörsen. Eine Gemeinsamkeit gibt es übrigens: Es waren einige wenige Werte, die die Rallye getrieben haben. An der Wall Street waren es die "Glorreichen Sieben", das sind große Technologiewerte wie Nvidia , Apple und Microsoft . Den Dax haben SAP , Deutsche Telekom , Siemens , Siemens Energy , Allianz und Münchener Rück über die 20.000 Punkte gehievt, während beispielsweise die Autowerte kräftig verloren haben. Zu teuer für den Dax: Muss SAP den Leitindex bald verlassen? Das ändert aber nichts daran: 2024 war ein sensationelles Börsenjahr für den Dax. Andere Indizes liefen sogar noch viel besser. Nun könnten Sie sich die Frage stellen, ob es ein guter Zeitpunkt ist, um Gewinne mitzunehmen. Es kommt darauf an. Welche Strategie verfolgen Sie? Investieren Sie kurz-, mittel- oder langfristig? Was Sie auf jeden Fall tun sollten: Ihr Depot von Zeit zu Zeit überprüfen. Denken Sie darüber nach, ob Sie eine Position heute noch kaufen würden, was Sie dem Wert noch zutrauen, blicken Sie nach vorn und nicht zurück. Überprüfen Sie Ihr Depot regelmäßig Außerdem sollten Sie Ihre Strategie überprüfen. Stimmen die Gewichtungen noch oder ist der Aktienanteil nach dem Super-Börsenjahr nun viel zu hoch? Dann wären Gewinnmitnahmen eine Möglichkeit. Das Geld könnten Sie dann in die anderen Anlageklassen in Ihrem Depot investieren, damit Sie wieder das gewünschte prozentuale Gewicht haben. Sie können dieses Rebalancing, wie es im Börsendeutsch so schön heißt, aber auch durch Zukäufe erledigen und neues Geld investieren. Dann würden Sie die Aktiengewinne laufen lassen. Das könnte sich lohnen. Die Ausblicke der Experten auf das Börsenjahr 2025 fallen relativ gut aus – auch für den Dax – selbst wenn sie nicht wieder mit zweistelligen prozentualen Kursgewinnen rechnen. Die Analysten der DZ Bank prognostizieren für den Dax 21.500 Punkte zum Jahresende 2025. Die Fondsgesellschaft DWS sieht "weiteres Aufwärtspotenzial". Ob es so kommt, wird die Zeit zeigen. Langfristig aber sollten die Kurse weiter steigen. Warum nicht weiterhin davon profitieren? Auch wenn ich persönlich die internationalen Indizes wählen und nicht unbedingt einen ETF auf den Dax kaufen würde. Aber das ist eine sehr individuelle Entscheidung.