Wie Russland seine Stützpunkte in Syrien erhalten kann
Von Roman Krezul
Russische Militärangehörige ergreifen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für die Stützpunkte in Syrien. Dies erklärte am Montag der Pressesprecher des Präsidenten Russlands, Dmitri Peskow. Er betonte, dass die Sicherheit dieser Objekte eine vorrangige Aufgabe sei, wozu die notwendigen Kontakte geknüpft und Vorsichtsmaßnahmen ergriffen würden.
Peskow zufolge werde die Frage des Erhalts der russischen Stützpunkte in Hmeimim und Tartus von Verhandlungen mit der künftigen Führung Syriens abhängen. Der Pressesprecher verwies darauf, dass das Land gegenwärtig eine Periode der Transformation und Instabilität durchlaufe, was Diskussionen über diese Frage verfrüht mache.
Gleichzeitig meldete eine Quelle im Kreml an die Nachrichtenagentur TASS, dass Russland von den Anführern der bewaffneten syrischen Opposition Sicherheitsgarantien für die russischen Militärstützpunkte und diplomatischen Vertretungen auf dem Gebiet der Republik erhalten habe. Nach Angaben der Quelle stehen Russlands Vertreter mit der syrischen Opposition in Kontakt.
Der Oppositionelle Anas al-Abdah, Mitglied des in Istanbul ansässigen syrischen Nationalrates, bemerkte seinerseits, dass es für die neue Regierung des Landes äußerst wichtig sei, die guten Beziehungen zu Russland zu erhalten. Er betonte, dass Russland "ein wichtiger Akteur in der Welt" sei und dass die Zusammenarbeit mit Moskau Syrien bei der Bewältigung zahlreicher Herausforderungen helfen könne.
Ahmed al-Asrawi, Mitglied des Exekutivrates und Oberhaupt der Abteilung für auswärtige Beziehungen des syrischen nationalen Koordinationskomitees, erklärte, dass Syrien nicht auf Abkommen mit Russland, die den Interessen des Landes entsprechen, verzichten sollte. "Wir sollten sie mit den Interessen Syriens und deren Verbindungen zur arabischen Sache verbinden", zitiert ihn die Nachrichtenagentur RIA Nowosti.
Die wichtigsten Stützpunkte der russischen Streitkräfte in Syrien sind der Luftstützpunkt Hmeimim und der Marinestützpunkt in Tartus. Sie befinden sich im westlichen Teil der Republik an der Mittelmeerküste. Im Jahr 2017 hatten Moskau und Damaskus zwei Abkommen unterzeichnet, die die Nutzung der Basen für die nächsten 49 Jahre mit der Möglichkeit einer automatischen Verlängerung um weitere 25 Jahre ermöglichten.
Nach Ansicht von Experten haben Russlands Vertreter noch vor dem Beginn der Offensive der Islamisten im Norden und der Opposition im Süden Gespräche über den Erhalt der Stützpunkte geführt. Gegenwärtig bestehe aber das Risiko, dass diese Gruppierungen beginnen, einander zu bekämpfen, vermutet Wadim Kosjulin, Leiter des Instituts für aktuelle internationale Probleme bei der Diplomatischen Akademie des Außenministeriums Russlands.
In diesem Zusammenhang müsse Russland seine Präsenz in Syrien stärken, "Beziehungen zu unterschiedlichen Seiten unterhalten, sie beobachten und Verhandlungen führen." Die Stützpunkte dürften laut Kosjulin nicht verlassen werden, da sie von großer geopolitischer Bedeutung seien und Russlands Präsenz in Afrika und im Nahen Osten sicherten.
"Dabei entsteht jetzt in Syrien ein breites Risikospektrum für unsere Militärstützpunkte: von terroristischen Angriffen, darunter der Einsatz von Drohnen, bis zum vollständigen Abzug der russischen Streitkräfte. Man sollte verstehen, dass wir nicht nur in Tartus und Hmeimim Stützpunkte hatten. Die russische Präsenz erstreckte sich faktisch auf das gesamte Territorium, das von den Kräften der Regierung kontrolliert wurde", betont der Kriegsberichterstatter Alexander Koz.
Die Rede sei von Palmyra, kurdischen Gebieten und Manbidsch. "Soweit wir wissen, gibt es heute eine Übereinkunft, dass russische Militärangehörige diese Gebiete ungehindert verlassen können. Und Aufnahmen aus dem arabischen Segment der sozialen Netzwerke zufolge ziehen sie sich geordnet mit ihren Waffen und der Technik zu ihren Hauptstützpunkten in Hmeimim und Tartus zurück", berichtet Koz.
Seinen Angaben zufolge seien mit diesen zwei Orten fast sämtliche Projekte Russlands auf dem afrikanischen Kontinent verknüpft. "Um Afrika zu erreichen, wurde als Zwischenstopp immer der Luftstützpunkt in Hmeimim genutzt. Wenn wir dort ausgewiesen werden, sind sämtliche Abkommen gefährdet", führt der Analytiker aus.
Koz erklärt, Afrika spiele heute für Russland die wichtigste Rolle. "Mithilfe dieser Region sichern wir die Politik der multipolaren Welt und durchbrechen die vom Westen aufgezwungene Isolation. Mehr noch, ein Verlust der Stützpunkte würde unsere gesamte Präsenz im Mittelmeer beeinträchtigen", sagt der Experte.
"Sollten wir Tartus verlassen, wird uns in der Region kaum jemand 'ein Glas Wasser reichen'. Wir werden auch sämtliche Militärübungen in diesem Gebiet minimieren müssen. Dabei sollte man den Ankündigungen der Opposition, die in Damaskus an die Macht gekommen ist, nicht trauen", gibt Koz zu bedenken.
"Die Opposition ist jetzt extrem heterogen: Es handelt sich dabei um unterschiedliche Gruppierungen, die sich einst gegenseitig bekämpft und sich möglicherweise immer noch nicht versöhnt haben. Es kann zu einer Situation kommen, bei der etwa der Oppositionsvertreter in Istanbul das eine, der in Katar das andere, und der Anführer der Terrororganisation HTS, Abu Mohammed al-Dschaulani, wieder etwas ganz anderes sagt", führt der Korrespondent aus.
Die neue syrische Führung ist aktuell dabei, sich ein Image nach außen zu geben. "Sie sagen etwas, was nicht der gängigen Vorstellung von ihnen entspricht. Man sollte aber immer im Kopf behalten, dass wir diese Gruppierungen bombardiert haben, als wir Aleppo und andere Gebiete befreiten. Deswegen haben sie mit Sicherheit noch irgendwelche Rechnungen mit Russland offen", erklärt der Analytiker.
"Somit steht uns ein langer und schwieriger diplomatischer Weg der Verhandlungen mit jenen Akteuren bevor, die im Land reales politisches und militärisches Gewicht haben. Spezialisten für solche Verhandlungen haben wir, denn wir hatten diesen Prozess bereits angestoßen, als vor 2020 noch die aktive Phase der Kämpfe in Syrien lief. Sicher hat sich heute die Lage stark verändert, doch unsere Diplomaten sind immer noch da", erklärt Koz.
Das Interesse der neuen syrischen Regierung an einem Erhalt der russischen Stützpunkte werde davon abhängen, was Russland vorschlagen und vereinbaren werde, vermutet der Politologe Kirill Semjonow.
"Ein Dialog ist nötig, und dann werden wir schon verstehen, was die Seiten einander vorschlagen können und welche gemeinsamen Interessen und Berührungspunkte wir haben. Eines ist klar: Solange keine Übergangsregierung gebildet wurde, werden die Stützpunkte bleiben, und dann werden wir entscheiden müssen", erklärt er.
"Bisher war von einer Auflösung der Stützpunkte keine Rede, und auch die Opposition hat davon nicht gesprochen. Bisher bleibt alles, wie es ist", schlussfolgert Semjonow.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen am 10. Dezember 2024 bei der Zeitung "Wsgljad".
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