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Magdeburg: Redner bei AfD-Demo provoziert mit Holocaust-Vergleich

Der Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt löst weiter Anteilnahme und Trauer aus. Drei Tage nach der Todesfahrt wollen viele Menschen am Tatort ein Zeichen setzen. Die AfD macht derweil Stimmung gegen Asylsuchende. Mit einer Menschenkette haben in Magdeburg viele Hundert Menschen an die Opfer des Anschlags erinnert und sich gegen die politische Vereinnahmung durch Rechte positioniert. Rund um den Alten Markt, wo am Freitag ein 50-Jähriger mit seinem Auto über den Weihnachtsmarkt raste, reihten sie sich auf. Zu der Aktion hatte die Initiative "Gib Hass keine Chance" aufgerufen, das Bistum Magdeburg beteiligte sich. Nach Angaben des Veranstalters kamen Tausende Menschen. Die Menschen aller Altersgruppen standen teils in dichten Trauben beieinander. Sie trugen Kerzen in den Händen, applaudierten Rettungskräften und riefen ihnen "Danke" zu. "Das sind Lichter für eine weltoffene Stadt", sagte Oliver Wiebe von der Initiative "Gib Hass keine Chance". Man sei zum Trauern und Gedenken zusammengekommen. Redner zieht Holocaust-Vergleich Parallel veranstaltete die AfD eine Kundgebung auf dem Domplatz. Bereits nach wenigen Minuten gab es "Lügenpresse"-Rufe. Ein Redner zählte mehrere Gewalttaten der vergangenen Jahre auf und zog einen Holocaust-Vergleich: "Nie wieder ist jetzt." Problematisch ist der Spruch in dem Kontext insofern, alsdass er dazu benutzt wird, an die Shoah zu erinnern. Die Formel "Nie wieder" geht auf den sogenannten "Buchenwald-Schwur" zurück – als sich Überlebende des KZ Buchenwald nach der Befreiung durch die Amerikaner versammelten. AfD-Chefin Weidel fordert Aufarbeitung Die AfD-Vorsitzende Alice Weidel sagte, nach der Zeit der Trauer komme die Zeit der Aufarbeitung. Mit Blick auf den Täter sagte sie, wer die Bürger des Landes verachte, das ihm Asyl gewähre, "der gehört nicht zu uns". Sie bezeichnete den Täter als einen Islamisten mit Hass auf Deutsche. Bisherige Hinweise weisen indes darauf hin, dass es sich beim Attentäter um einen fanatischen Ex-Muslim handelt, der Deutschland für einen in seinen Augen zu freundlichen Umgang mit dem Islam bestrafen wollte. Während der Veranstaltung wurde immer wieder "Abschieben! Abschieben! Abschieben!" skandiert. Weidel sagte, man wolle endlich wieder in Sicherheit leben. Kurz nach ihrer Rede und einer Schweigeminute fand ein Trauermarsch statt. Warnungen vor rassistischer Gewalt Die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt und der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt warnten vor einer Eskalation von Rassismus und rechten Bedrohungen infolge der Instrumentalisierung des Anschlags. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt sprach von einer gefährlichen Lage. Es rät Menschen mit Migrationsgeschichte dringend davon ab, sich alleine und in den Abendstunden durch die Stadt zu bewegen. Am Freitagabend war der Täter Taleb A. mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt gerast. Durch den Anschlag kam ein neunjähriger Junge ums Leben sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Die Zahl der Verletzten liegt laut Staatsanwaltschaft bei bis zu 235. A. sitzt in Untersuchungshaft.

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