DFB: Deshalb wird Nick Woltemade zum deutschen Schlüssel für die WM

Gesegnet ist Fußball-Deutschland mit vielem, aber nicht mit einer üppigen Auswahl an Mittelstürmern. Insofern sollte der gute Auftakt für Nick Woltemade in England auch Bundestrainer Julian Nagelsmann große Hoffnung bereiten. Ganz geräuschlos verließ Woltemade im Sommer den VfB Stuttgart nicht. Doch alle beteiligten Parteien sind wohl schon über das kleinere Sommerdrama hinweg. Stuttgart darf dank Bilal El Khannouss und anderen weiter um die europäischen Plätze in der Bundesliga mitspielen. Newcastle United hat einen Top-Angreifer und Ersatz für Alexander Isak erhalten. Und Woltemade? Der ist zweieinhalb Jahre, nachdem er noch für die SV Elversberg in der 3. Liga aktiv war, auf dem besten Weg, ein gestandener Name in der Premier League zu werden. Dass die "Magpies" aktuell nur 14. in der höchsten englischen Spielklasse sind, liegt gewiss nicht an Woltemade. Der konnte in 14 Pflichtspielen bereits sechs Tore erzielen – oder anders formuliert: Woltemade netzt alle 163 Minuten. Die Frage, ob die Ablösesumme von 75 Millionen Euro gerechtfertigt war oder Newcastle nur wie "Idioten", wie es Karl-Heinz Rummenigge formulierte, gehandelt haben, ist zur Seite gewischt. Das schürt natürlich auch Hoffnungen hierzulande. Woltemade war vor ein paar Monaten noch der große Star der U21. Nun vielleicht auch für die A-Nationalmannschaft? Arbeit an seinem Kopfballspiel Die wichtigste Entwicklung mit Blick auf Woltemades Spielerprofil betrifft seine klare Einbindung als Mittelstürmer in Diensten von Newcastle. Vor seinem Wechsel war er des Öfteren die zweite Spitze beziehungsweise im offensiven Mittelfeld unterwegs. Es scheint so, als würde Woltemade vor allem dann funktionieren, wenn er das Spiel vor sich hat und selbst am Ball agieren kann. In Newcastle bietet ihn der dortige Cheftrainer Eddie Howe allerdings als zentralen Stürmer in einem 4-3-3 auf. Flankiert wird er von klassischen Flügelangreifern wie Jacob Murphy und Anthony Gordon. Insofern wird von Woltemade mehr als je zuvor erwartet, dass er in der Mitte den Ball versenkt. An seiner Kopfballstärke hat er bereits gearbeitet, denn die war trotz seiner fast zwei Meter Körperlänge nicht automatisch gegeben. Sein erstes Länderspieltor im Oktober gegen Nordirland erzielte er passenderweise per Kopf. "Ich trainiere das zwei- bis dreimal pro Woche. Dabei werden mir Bälle zugespielt, die ich dann mit guter Technik ins Tor bringen soll", sagte der 23-Jährige gegenüber RTL/ntv über sein Kopfballtraining. Muss im DFB-Team richtig eingebunden werden Trotzdem ist Woltemade weiterhin kein klassischer Mittelstürmer, obwohl er dieser auf dem Papier im 4-3-3 sein soll. Dazu braucht man nur einmal die Heatmaps seiner letzten Partie im Trikot von Stuttgart und der jüngsten Partie für Newcastle vergleichen. Krasse Unterschiede in seinem Aktionsradius gibt es dort nicht. Aufgrund seiner Qualität ist Woltemade ganz sicher eine spannende Option für Bundestrainer Nagelsmann. Vielleicht würde ihm ein strafraumorientierter Stürmer wie Tim Kleindienst besser gefallen. Aber wie Kleindienst in der Rückrunde nach seiner langen Meniskusverletzung auftreten wird, bleibt abzuwarten. Das Interessante an der aktuellen Zusammensetzung des deutschen Kaders ist, dass die DFB-Auswahl im offensiven Mittelfeld neben einem Kreativspieler wie Florian Wirtz viele tempostarke Flügelangreifer à la Jamie Leweling , Said El Mala, Karim Adeyemi und Kevin Schade vorweist. All diese können Tiefensprints hinter die gegnerische Abwehr unternehmen und aus der Mitte bedient werden. Und das eben nicht nur von Wirtz oder einem wiedergenesenen Jamal Musiala , sondern auch von Woltemade, welcher im Übergang zum vorderen Spielfelddrittel gerne den Ball hat, aber im Anschluss auch im Strafraum auftauchen wird. Bislang hat Woltemade noch nicht zu 100 Prozent im A-Team des DFB funktioniert, aber das liegt zum Teil an seinem sehr speziellen Stürmerprofil, das nicht so einfach einzubinden ist. Noch ist aber Zeit bis zur WM. Vielleicht erzielt er bis dahin noch den nächsten großen Durchbruch.