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US-Notenbank vor Zinssenkung: Fed vor nächstem Schritt – Trump erhöht Druck

Amerikas Wirtschaft wächst, doch die Inflation bleibt hartnäckig. Wie weit geht die Fed trotzdem mit dem nächsten Zinsschritt? Mit Spannung blickt Europa am Abend auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Federal Reserve. Am Finanzmarkt gilt eine erneute Senkung des Leitzinses um einen Viertelpunkt – wie bereits im September und Oktober – auf dann 3,5 bis 3,75 Prozent als nahezu sicher. Doch trotz der jüngsten Lockerungen ebbt die Sorge vor einer hartnäckigen Inflation in den USA nicht ab. Zusätzlicher Druck kommt aus dem Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump wünscht sich möglichst niedrige Zinsen, um die Staatsschuldenlast zu begrenzen und den Wohnungsmarkt anzukurbeln. Die Frage ist, ob dieser Kurs gut gehen kann, besonders vor dem Hintergrund, dass im kommenden Jahr ein neuer Fed-Chef das Ruder übernehmen dürfte. Zinssenkungen als Wahlkampfmunition Niedrigere Zinsen würden Trump politisch in die Karten spielen. Im kommenden Jahr stehen in den USA die Zwischenwahlen an, ein wichtiges Stimmungsbarometer für die Regierung. Wählerinnen und Wähler tendieren dazu, amtierende Regierungen positiv zu bewerten, wenn Preise stabiler bleiben und Kredite bezahlbar sind. Marktausblick 2026: "Vieles wird geschehen, woran heute noch niemand denkt" Stärkster Einbruch seit Mai: Globale Kräfte lassen Bitcoin abstürzen Die begleitende Erklärung der Fed und die neuen Wirtschaftsprognosen sollen deutlich machen, ob die Notenbank die Tür für weitere Lockerungen offen lässt. Zugleich könnte die Sitzung entscheidende geldpolitische Weichen für die Zeit nach der Amtszeit von Jerome Powell stellen, die im Mai kommenden Jahres endet. Trumps Favorit: Kevin Hassett rückt in den Fokus Trump hat angekündigt, Anfang 2026 einen Nachfolger zu nominieren. Als aussichtsreichster Kandidat gilt sein Wirtschaftsberater Kevin Hassett, Jahrgang 1963, ein prominenter konservativer Ökonom. Bekannt wurde er unter anderem durch das Buch "Dow 36,000" aus dem Jahr 1999 und seine Arbeit am American Enterprise Institute. Hassett war bereits in den 1990er-Jahren Fed-Ökonom, später Vorsitzender des Council of Economic Advisers unter Trump (2017–2019) und kehrte 2025 als Direktor des National Economic Council ins Weiße Haus zurück. Zudem beriet er republikanische Präsidentschaftskandidaten wie John McCain, George W. Bush sowie Mitt Romney und gilt als fest verankert in Trumps wirtschaftspolitischer Agenda. Prognoseplattformen sehen Hassett als Favorit Mehrere Medienberichte und Wettmärkte sehen Hassett deutlich vorn. Auf Prognoseplattformen wie Polymarket und Kalshi liegen seine Chancen demnach bei rund 70 bis 80 Prozent – deutlich über den übrigen Kandidaten. Politisch spricht vieles für ihn: Er ist Trumps engster wirtschaftlicher Berater im Weißen Haus. Dennoch bleibt eine Restunsicherheit, da der Präsident formal entscheidet und der Senat die Ernennung bestätigen muss. Hassett gilt als entschieden wachstumsorientiert und "zinsdovish". Das Wort "dovish" bedeutet auf Deutsch "taubenhaft" und beschreibt eine lockere oder expansive Geldpolitik. Hassett hat sich wiederholt für deutliche Leitzinssenkungen ausgesprochen. Investoren werten dies als Nähe zu Trumps Forderung nach einem aggressiven Lockerungskurs. Marktreaktionen, wie etwa steigende langfristige Anleiherenditen, signalisieren, dass Anleger mit einer politischeren und potenziell volatileren Geldpolitik rechnen, sollte er die Leitung der Fed übernehmen. Konjunktur könnte Lockerungskurs ausbremsen Doch Trumps Wunsch nach niedrigeren Zinsen steht die konjunkturelle Realität gegenüber. Laut Volkswirten könnte die US-Wirtschaft im kommenden Jahr robust wachsen, gestützt durch starke Konsumausgaben und zusätzliche Impulse durch die Sonderkonjunktur rund um Künstliche Intelligenz. Dadurch könnte sich die Inflation bei rund drei Prozent einpendeln und damit weiter über dem Zwei-Prozent-Ziel der Fed bleiben. Ein zu schneller Kurswechsel birgt Risiken. "Sollte die Fed aggressiver lockern, als es die Märkte für gerechtfertigt halten, könnten die Anleger dies als inflationär bewerten", warnte Nathan Sheets, Chefvolkswirt der Citigroup . In diesem Fall würden die langfristigen Zinsen steigen, darunter auch die Hypothekenzinsen. Genau das würde ausgerechnet den Immobiliensektor treffen, also jenen Bereich, den Trump eigentlich stärken möchte. Sheets befürchtet, dass dies den Immobilienmarkt abwürgen könnte. Damit stünden die Chancen der Republikaner bei den Zwischenwahlen schlechter. Interne Spannungen im Fed-Gremium Die Entscheidung über den richtigen Kurs hat die Notenbank bereits gespalten. Ein Lager sorgt sich um den Arbeitsmarkt und spricht sich daher für weitere Zinssenkungen aus, erklärte Felix Schmidt von der Berenberg Bank. Das andere Lager warnt angesichts der Inflationsentwicklung vor zu viel Lockerung und plädiert für eine striktere Geldpolitik. Beobachter rechnen bei der Abstimmung der zwölf stimmberechtigten Fed-Mitglieder am Mittwoch mit mehreren Gegenstimmen.

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