Rob Reiner: Trump empört mit Kommentar zu ermordetem Regisseur
Rob Reiner holte die größten Stars vor die Kamera. Der gewaltsame Tod des "Harry und Sally"-Regisseurs und seiner Frau Michele schockt nicht nur die Filmwelt. Ihr Sohn ist unter Mordverdacht in Haft. Es kommt selten vor, dass Donald Trump die Empörung beider politischen Lager in den USA gleichermaßen schürt. Nach der Reaktion des Präsidenten auf den Mord an Hollywood-Regisseur Rob Reiner und dessen Frau Michele schlagen die Wellen nun aber hoch. "Was für eine widerwärtige und abscheuliche Äußerung", schrieb Schauspieler Patrick Schwarzenegger auf X. Und Whoopi Goldberg schäumte in Richtung des 79-Jährigen: "Hast du gar kein Schamgefühl? Hast Du überhaupt ein Schamgefühl? Kannst du noch tiefer sinken? Ich glaube nicht." Aus Trumps eigener Partei konnte der republikanische Abgeordnete Thomas Massie seinen Unmut über den Mann im Weißen Haus nicht verbergen: "Unabhängig davon, wie man zu Rob Reiner stand, ist dies eine unangemessene und respektlose Äußerung über einen Mann, der gerade brutal ermordet wurde." Die ebenfalls republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene kommentierte: "Das ist eine Familientragödie, es geht nicht um Politik oder politische Feinde." Und Trumps ehemalige Anwältin Jenna Ellis sagte: "Ein Mann und seine Frau wurden letzte Nacht ermordet. Dies ist wahrlich keine angemessene Reaktion." Die Äußerung, um die es ging, hatte Trump zuvor auf seinem Sprachrohr Truth Social abgesetzt. Darin bezeichnete er den verstorbenen Hollywood-Star als "gequälten" und "vom Verfolgungswahn besessenen" Mann. Trump verstieg sich gar zu der Behauptung, Reiner sei "aufgrund der Wut gestorben, die auf seine massive, unnachgiebige und unheilbare Erkrankung an einer geistig lähmenden Krankheit namens Trump-Derangement-Syndrom" zurückgehe. Der Regisseur sei bekannt dafür gewesen, "dass er die Menschen verrückt gemacht hat, mit seiner rasenden Besessenheit von Präsident Donald J. Trump", schrieb Trump. Motiv für den Mord an Reiner ist unklar Die Krankheit, von der der US-Präsident spricht, ist klinisch nicht belegt. Es handelt sich um einen politischen Kampfbegriff, den Trump und seine Anhänger häufig benutzen, um die Kritiker des Präsidenten und seiner Politik bloßzustellen und abzuwerten. Der Begriff geht zurück auf den Kolumnisten und Psychiater Charles Krauthammer, der im Jahr 2003 die Phrase "Bush Derangement Syndrom" kreierte, um die wachsende Kritik am damaligen US-Präsidenten George W. Bush zu beschreiben. Später wurde der Begriff von der MAGA-Bewegung übernommen. Die Polizei in Los Angeles hatte den "Harry und Sally"-Regisseur Reiner und dessen Frau Michele am Sonntagnachmittag in deren Haus im Stadtteil Brentwood tot aufgefunden. Das Paar war offenbar gewaltsam zu Tode gekommen. Sechs Stunden später wurde Nick Reiner, einer der Söhne des Ehepaars, festgenommen. Er steht in dringendem Verdacht, seine Eltern mit einer Stichwaffe umgebracht zu haben, wie US-Medien übereinstimmend berichten. Der Fall sollte am heutigen Dienstag der Staatsanwaltschaft übergeben werden. Weitere Informationen – etwa zu einem möglichen Motiv – gab es seitens der Ermittler zunächst nicht. Sohn Nick sprach über Drogensucht Reiners Sohn Nick hatte in der Vergangenheit immer wieder öffentlich über seinen Kampf mit einer Drogensucht gesprochen. Er sei als Teenager viele Male auf Entzug gewesen und habe häufig als Obdachloser auf der Straße gelebt, sagte er 2016 der Zeitschrift "People". Nick Reiner soll zuletzt in einem Gästehaus auf dem Grundstück seiner Eltern gelebt haben, berichtete die "Los Angeles Times" unter Berufung auf Freunde der Familie. Am Samstagabend seien sie zu dritt bei einer Feier im Haus des US-Komikers Conan O’Brien gewesen. Dabei habe sich der Sohn auffällig benommen und es sei zu einem Streit mit seinem Vater gekommen, hieß es in mehreren Medienberichten. Die offensichtliche Tatsache, dass der 78-jährige Regisseur ermordet wurde, schien Trump jedoch nicht davon abzuhalten, seine ganz eigene Wahrheit über das Ableben Reiners zu verbreiten. So behauptete der Präsident am späten Montag vor Reportern, der Regisseur sei der Urheber einer Verschwörungstheorie gewesen, die besagt, dass Trump mit Wladimir Putin unter einer Decke stecke. Trump nannte sie, die "Russland-Lüge". "Er war einer der Menschen, die dahintersteckten", so der Präsident bei einer Fragerunde im Weißen Haus. Dies habe Reiner beruflich sehr geschadet. US-Politikerin: "Ein neuer Tiefpunkt" Reiner war in Hollywood als streitbarer Liberaler und vehementer Trump-Kritiker bekannt. Schon 2017, während Trumps erster Amtszeit, hatte er scharfe Kritik an dem ehemaligen Reality-TV-Star geübt: "Er versteht nicht nur nicht, wie die Regierung funktioniert, er hat auch kein Interesse daran, herauszufinden, wie sie funktioniert", sagte Reiner damals in einem Interview mit dem Magazin "Variety". 2023 warnte Reiner dann im Sender MSNBC vor einer möglichen zweiten Amtszeit des Republikaners. "Wollen wir Faschismus oder wollen wir die 248 Jahre Selbstverwaltung fortsetzen?", fragte er während des Interviews. "Wollen wir die Demokratie fortsetzen oder wollen wir in den Faschismus abgleiten?". Insbesondere unter Demokraten riefen Trumps Kommentare heftige Reaktionen hervor. "Das ist ein kranker Mann", schrieb der demokratische Gouverneur von Kalifornien , Gavin Newsom, auf X. Der US-Senator Chris Murphy äußerte sich ähnlich: "Er hat einfach den Verstand verloren. Jetzt behauptet er, Rob und Michele Reiner hätten ihren eigenen Mord verursacht, weil sie ihn nicht unterstützt haben. Das ist so krank." Und die Kongressabgeordnete Zoe Lofgren, ebenfalls eine Demokratin aus Kalifornien, bezeichnete Trumps Äußerungen als "einen neuen Tiefpunkt für diesen kleinlichen, hasserfüllten Mann". Trump selbst sieht das offenbar ganz anders. Den Post, in dem er den verstorbenen Reiner posthum beschimpft, beendete er mit einer Lobrede auf sich selbst. So habe er bislang mit seiner Präsidentschaft "alle Ziele und Erwartungen an Größe übertroffen". Zudem beginne nun das "goldene Zeitalter Amerikas". Und das werde wie nie etwas zuvor, prophezeite Trump. Zumindest darin sind sich wohl alle einig.