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UN: Gazastreifen ist «unbewohnbar» geworden

Hilfsorganisationen sprechen im Gazastreifen von einer drohenden Hungersnot, Südafrika gar von Genozid. Drei Monate nach Kriegsbeginn sieht sich Israel schweren Vorwürfe ausgesetzt. Der Überblick.Drei Monate nach Beginn des Kriegs im Gazastreifen zwischen Israel und der islamistischen Hamas herrscht dort nach Beschreibung von Hilfsorganisationen der blanke Horror. "Gaza ist zu einem Ort des Todes und der Verzweiflung geworden", sagte der Chef des UN-Nothilfebüros OCHA, Martin Griffiths, am Freitag. Das schwer zerbombte Gebiet sei "unbewohnbar" geworden. Eine Hungersnot drohe.Israels Armee erklärte dagegen, es gebe dort "hinreichend" Nahrung. Südafrika zerrt Israel nun gar vor den Internationalen Gerichtshof: wegen Völkermords. Eine mögliche Gerichtsanordnung zur einstweiligen Einstellung der Kämpfe will Israel einem Bericht zufolge abwenden.UN warnen vor gesundheitlicher Katastrophe"Vor allem für Kinder waren die letzten 12 Wochen traumatisch", sagte UN-Nothilfekoordinator Griffiths. "Kein Essen. Kein Wasser. Keine Schule. Nichts als die schrecklichen Geräusche des Krieges, Tag für Tag." Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 22.000 Menschen getötet. Die Zahl lässt sich nicht prüfen, gilt aber als glaubwürdig.Selbst Gebiete, in denen sich Zivilisten nach israelischer Aufforderung aufhielten, seien bombardiert worden, sagte Griffiths. Auch medizinische Einrichtungen würden "unerbittlich angegriffen". Von wem die Attacken ausgingen, sagte er jedoch nicht. Die wenigen Krankenhäuser, die noch teilweise funktionsfähig seien, würden von verzweifelten Schutzsuchenden überlaufen. "Es bahnt sich eine gesundheitliche Katastrophe an." Dagegen sagte der für humanitäre Hilfe zuständige Vertreter der israelischen Cogat-Behörde, Elad Goren: "Wir haben die humanitäre Situation vor Ort stabilisiert".Israels Armee fordert von UN Aufstockung eigener KapazitätenAuch gebe es eine "Stabilisierung des medizinischen Systems" in Gaza. Der Militärangehörige wies zugleich Vorwürfe zurück, Israel behindere die Lieferung humanitärer Hilfe. "Israel hat und wird den Menschen in Gaza, die nicht zum Terror gehören, keine menschliche Hilfe verweigern", sagte Goren. Israels Armee tue alles, um Zivilisten in dem Krieg zu verschonen. Damit mehr Hilfe nach Gaza gelangen könne, müssten die UN- und andere Hilfsorganisationen "dringend" ihre Kapazitäten zum Empfang und zur Verteilung der Hilfen aufstocken.Auslöser des Gaza-Kriegs war die grausame Terrorattacke der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen am 7. Oktober. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden in Gaza seither 22.600 Menschen getötet.Südafrika will Einstellung der Kämpfe erreichenGriffiths forderte erneut ein sofortiges Ende des Krieges. Südafrika will erreichen, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag zunächst im Eilverfahren eine Einstellung der Kämpfe anordnet. Um das zu verhindern, hat Israels Außenministerium nach Informationen des Nachrichtenportals "Axios" seine Botschaften im Ausland angewiesen, örtliche Diplomaten und Politiker zu einer Erklärung gegen Südafrikas Klage zu bewegen. Die Anhörung zur Klage ist nächste Woche angesetzt. Urteile des UN-Gerichts sind in der Regel bindend. Die Richter haben jedoch keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.Israel Armee: Müssen aus eigenen Fehlern lernenIsrael weist Südafrikas Anschuldigungen entschieden zurück. Für das Leid der Palästinenser in Gaza sei ausschließlich die Hamas verantwortlich. Nach heftiger Kritik einiger rechtsextremer israelischer Minister hat Israels Armee eine geplante Untersuchung zur Aufarbeitung eigener Fehler, die das Hamas-Massaker vom 7. Oktober ermöglicht haben, derweil verteidigt.Das Militär müsse aus Fehlern lernen, sagte Sprecher Daniel Hagari am Freitagabend. Mehrere rechtsextreme Minister fordern eine Wiederbesiedlung des Gazastreifens nach dem Krieg. Verteidigungsminister Joav Galant lehnt dies ab.Wieder Schusswechsel an Israels NordgrenzeUnterdessen haben sich die israelische Armee und die Hisbollah im Libanon nach eigenen Angaben wieder gegenseitig angegriffen. Kampfjets hätten Einrichtungen der mit dem Iran verbündeten Miliz bei den Orten Majdalsun und Aita al Schaab bombardiert, teilte das Militär am Freitag mit. Es habe sich um militärische Posten der Hisbollah und Orte gehandelt, von denen aus Terroristen ihre Angriffe vorbereitet hätten. Libanesische Sicherheitskreise bestätigten die Angriffe. Israels Militär registrierte eigenen Angaben nach auch mehrere Raketen, die Richtung Israel abgefeuert worden seien.Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der Grenzregion fast täglich zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der mit der Hamas verbündeten Hisbollah. Israel fordert für die Sicherheit seiner Bürger im Norden des Landes, dass sich die Hisbollah von der Grenze zurückzieht und hat gedroht, dass es dafür auch militärische Mittel einsetzen könnte, falls diplomatische Bemühungen keinen Erfolg haben.Was heute wichtig wirdDer EU-Außenbeauftragte Josep Borrell setzt seine Libanon-Reise fort. US-Außenminister Blinken besucht die Türkei und Griechenland, bevor es in den Nahen Osten weitergeht.

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