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Licht und Schatten: Die Supercopa de España in Saudi-Arabien

Rubiales und Piqué fädelten den Deal mit den Saudis ein, inzwischen sind beide nicht mehr dabei, dafür aber Almerías Besitzer Al-Sheikh – Fotos: Getty Images

Supercopa zum vierten Mal in Saudi-Arabien

Die Supercopa de España ist zurück! Zum insgesamt vierten Mal steigt diese in Saudi-Arabien. Zwar wird bereits seit der Saison 2019/20 auf neutralem Boden gespielt, doch nach der erstmaligen Ausrichtung 2020 im Wüstenstaat wurde 2021 aufgrund der damaligen Corona-Lage wieder in Spanien gespielt. Seit 2022 ist Saudi-Arabien wieder der Austragungsort. Und nun wird dort vom 10. bis zum 14. Januar abermals um den spanischen Super Cup gespielt.

Mit dabei sind der Meister, der Vizemeister, der Pokalsieger und der Verlierer des Copa-del-Rey-Endspiels. Im alten Format vor 2019/20 hatten der Meister und der Pokalsieger den Titel noch in Hin- und Rückspielen in ihren jeweiligen Stadien untereinander ausgemacht. So sind nun bei der diesjährigen Ausgabe neben Real Madrid als Pokalsieger noch der FC Barcelona als Meister, CA Osasuna als Pokalfinalist und Atlético als Drittplatzierter der Primera División aus der Vorsaison am Start. Die Königlichen treffen im Halbfinale am Mittwoch (20 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und im TV) auf den Stadtrivalen Atlético, Barça am Donnerstag auf Osasuna. Das Finale gibt’s dann am Sonntag (20 Uhr). Der Austragungsort bleibt während allen drei Partien gleich: der 25.000 Zuschauer fassende Al-Awwal Park in der Hauptstadt Riad, in dem Al-Nassr, der Verein von Cristiano Ronaldo, seine Heimspiele austrägt.

Real Madrid kann das Saudi-Triple holen

Für Real Madrid bietet sich die Chance, zum dritten Mal in Saudi-Arabien zu triumphieren. Die Blancos holten bereits 2020 und 2022 im Wüstenstaat den Titel, nun soll es zum dritten Mal gelingen. Die Königlichen gewannen den nationalen Wettbewerb bis dato zwölfmal, der FC Barcelona ist derweil mit 14 Erfolgen Rekordsieger. Osasuna wartet noch auf seinen ersten Supercopa-Triumph, Atlético hingegen triumphierte bisher zweimal. Seit der Saison 2017/18 gewinnt Real den Wettbewerb alle zwei Jahre – nach der Arithmetik wäre der spanische Rekordmeister diesmal wieder an der Reihe.

Dass die Reform inklusive Modus-Änderung vor fünf Jahren den Wettbewerb sportlich aufgewertet hat, steht wohl außer Frage. Ein Final-Four-Turnier mitten in der Saison ist um längen attraktiver und bedeutender als ein Hin- und Rückspiel zwischen zwei Teams im Hochsommer nach der langen Vorbereitung und vor dem eigentlichen Saisonbeginn. Auch das diesjährige Turnier verspricht Spannung und doch begleitet die Supercopa seit dem Saudi-Arabien-Deal ein mehr als fader Beigeschmack.

Dubioser Deal mit den Saudis – fader Beigeschmack bis Sportswashing

 „Bis 2029 finden die Supercopa in Saudi-Arabien statt“, teilte der damalige Präsident Luis Rubiales im Dezember 2022 bei einer Versammlung des spanischen Fußballverbands RFEF mit. Dabei enthüllte die spanische Tageszeitung EL CONFIDENCIAL im April des vorletzten Jahres pikante Details zur Abwicklung des Geschäfts. Damals wurde bekannt, dass der seinerzeit noch beim FC Barcelona unter Vertrag stehende Gerard Piqué mit Rubiales bei der Realisierung des Deals unter einer Decke steckte. Piqué und dessen Agentur KOSMOS sollen sich beim Vertragsabschluss mit dem saudi-arabischen Staatsunternehmen SELA insgesamt 24 Millionen Euro zugesichert haben. Vier Millionen Euro würde die Barça-Legende damit pro Ausgabe verdienen. „Lass uns die Saudis ausquetschen“, so der Tenor aus einem Dialog zwischen Piqué und Rubiales. Die RFEF kassiert pro Austragung offenbar rund 40 Millionen Euro. Zahlen zu den Prämien lassen sich indes nicht seriös belegen. Kolportiert wird, dass für den Gewinner des Turniers bis zu zwölf Millionen Euro drin sind. Die Besonderheit 2024: Zum ersten Mal findet das Supercopa-Turnier ohne die beiden Initiatoren statt, denn nicht nur Piqué hat seine Karriere beendet, sondern auch Rubiales war im vergangenen September nach dem Skandal bei der Frauen-WM und der anschließenden FIFA-Sperre zum Rücktritt gezwungen.

Die Präsenz saudischen Geldes im spanischen Fußball ist nicht neu. Auf Vereinsebene gehört UD Almería Turki Al-Sheik, der 2019 rund 20 Millionen Euro für den andalusischen Verein bezahlt hat. Anders als bei den meisten Investitionen wurde diese nicht vom saudischen Staatsfonds durchgeführt, sondern von einer Einzelperson, sodass der Eindruck entstehen könnte, der Verein gehöre nicht direkt Saudi-Arabien. Doch der Schein trügt: Al-Sheikh ist seit 2015 Berater am saudischen königlichen Hof, was den Rang eines Regierungsministers hat. Seit September 2017 ist er Vorsitzender der Allgemeinen Sportbehörde in Saudi-Arabien, daneben ist er Vorsitzender des Islamischen Solidaritätssportbundes. Der Einfluss des Staates, der aufgrund diverser  Menschenrechtsverletzungen immer wieder in der Kritik steht, ist unübersehbar. 

Zu alledem hat sich Saudi-Arabien auch noch die Ausrichtung Weltmeisterschaft 2034 quasi schon gesichert. Den offiziellen Beschluss durch die FIFA wird es zwar erst Ende 2024 geben, doch an der Vergabe besteht kaum ein Zweifel. Dass die Zukunftsvision des Staates für 2030 und 2034,  sportlich mitverantwortet von Turki Al-Sheikh, jedoch wahr wird, dafür sorgt auch die weltweite Aufmerksamkeit und sportlich positive Schlagzeilen durch spanische Superpokalspiele. Und von anderen Teams. Denn der italienische Supercup wird ebenfalls in Saudi-Arabien ausgetragen, im Januar soll schon die sechste Ausgabe steigen, doch Ende 2023 gab es großen Wirbel: Laut italienischen Medienberichten wollten sich Meister Napoli und die AC Florenz weigern, am 20. Januar 2024 in Riad anzutreten. Beide Klubs hatten demnach gegenüber der Liga gefordert, das Spiel in Italien auszutragen, doch den Vereinen wurden horrende Strafen angedroht, sodass der Wettbewerb nun doch wie geplant stattfinden wird. Im Dezember 2023 sollte auch der türkische Supercup erstmals auf saudischem Boden stattfinden, doch dann kam es in Riad zum Eklat: Die Partie zwischen den beiden Istanbuler Klubs Galatasaray und Fenerbahce wurde kurzfristig abgesagt. Der Grund: Saudi-Arabien soll den Mannschaften verboten haben, Banner oder Plakate mit dem Bild des Gründers der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, zu tragen.

Die Supercopa de España wird in jedem Fall wie geplant stattfinden und sorgt trotz des zweifellosen sportlichen Reizes aufgrund des Austragungsortes und aller Begleitumstände inklusive dem Vorwurf des Sportswashings weiter für Kritik. Mehr Schatten als Licht? Für Real Madrid geht es nichtsdestotrotz auch und vor allem um den nächsten Titel – den ersten der Saison und des Kalenderjahres 2024.

Der Beitrag Licht und Schatten: Die Supercopa de España in Saudi-Arabien erschien zuerst auf REAL TOTAL.

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