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„Angst essen Seele auf“

Mit zittrigen Händen verlieren die JobStairs GIESSEN 46ers gegen Aufsteiger RASTA Vechta II überraschend mit 90:91 „Angst essen Seele auf.“ Das Melodram von Regisseur Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahre 1974 fand exakt 50 Jahre später in der Osthalle seine Wiederaufführung. Nicht mit einem Nervenzusammenbruch der Hauptdarstellerin und einem Magengeschwür des Hauptdarstellers, zumindest aber mit […]

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Mit zittrigen Händen verlieren die JobStairs GIESSEN 46ers gegen Aufsteiger RASTA Vechta II überraschend mit 90:91

„Angst essen Seele auf.“ Das Melodram von Regisseur Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahre 1974 fand exakt 50 Jahre später in der Osthalle seine Wiederaufführung. Nicht mit einem Nervenzusammenbruch der Hauptdarstellerin und einem Magengeschwür des Hauptdarstellers, zumindest aber mit ratlosen Gesichtern der Protagonisten und einem Publikum, das sich am Samstagabend mit Grausen auf den Nachhauseweg begab.

Mit 90:91 (39:41) hatten die JobStairs GIESSEN 46ers am letzten Vorrundenspieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA soeben gegen Aufsteiger RASTA Vechta II verloren, damit ihre dritte Niederlage hintereinander kassiert und einen restlos bedienten Cheftrainer zurückgelassen, der sich so schnell auf den Nachhauseweg machte wie noch nie in seinen eineinhalb Jahren an der Lahn.

„Wir haben offensichtlich ein Qualitätsproblem“, stellte Branislav Ignjatovic seiner Mannschaft kein gutes Zeugnis aus. „Bei unserem Gegner habe ich heute einige junge Leute gesehen, die bald in jener Spielklasse auflaufen, in die wir nicht kommen werden“, wusste der 57-Jährige, dass sein Traum vom Bundesliga-Aufstieg derzeit unrealistisch und das Erreichen der Playoffs zumindest fraglich ist.

„Der Sieg unserer Gäste war verdient“, legte der maßlos enttäuschte Serbe verbal nach. „Im Basketball gibt es keine Partien Jung gegen Alt, sondern nur welche der Marke Gut gegen Schlecht. Und wir war en heute nunmal schlechter als unsere Kontrahenten“, wollte Ignjatovic kein Blatt vor den Mund nehmen.

Musste er auch nicht, denn seine Jungs, die nach Aussage ihres Coaches „am Freitag im Abschlusstraining noch getroffen hatten, wie sie wollten“, enttäuschten auf ganzer Linie. Sie ließen wieder einmal acht Freiwürfe ungenutzt, sie versenkten nur neun Dreier (Gegner Vechta immerhin 15), sie hatten unter beiden Brettern trotz neun eingesammelter Abpraller des nach langen Wochen endlich wieder stabilen Stefan Fundic klare Nachteile, vor allem aber versagten ihnen in den entscheidenden Situationen völlig die Nerven.

75:72 in Führung liegend verwarf erst Roland Nyama zwei Freiwürfe, dann verlor Robin Benzing die Kugel, ehe schließlich Duane Wilson und Nyama von jenseits der 6,25-Meter-Linie verwarfen und Stefan Fundic zu allem Überfluss einen Rückhand-Korbleger verdattelte. Obwohl Duane Wilson per Dreier 6,7 Sekunden vor dem Ende Gießen scheinbar siegbringend mit 90:89 in Front geschossen hatte, bugsierte Roman Bedime im „Spiel seines Lebens“ den Ball doch noch zum 91:90-Erfolg für die Niedersachsen in den Gießener Korb.

Was seinen Trainer in Superlativen schwelgen ließ. Hendrik Gruhn, der auf seine mit der „Ersten“ in Ulm auflaufenden Top-Scorer Luc van Slooten und Johann Grünloh verzichten musste, sprach davon, dass er „überwältigt“ sei, dass sein Team ihn „stolz“ mache, dass es „unbekümmert“ aufgelaufen wäre und von Woche zu Woche „abgeklärter und erwachsener“ auftreten würde. „Wir sind nur ein Farmteam, wir sind aber auf einem phänomenalen Weg.“

Was in diesen Tagen nicht auf die JobStairs GIESSEN 46ers zutrifft, die mehr denn je um die Playoff-Plätze bangen müssen. „Wir waren ideenlos und haben den Ball kaum bewegt“, war Luis Figge maßlos enttäuscht von der Darbietung seiner Truppe. Von einer „peinlichen Vorstellung“ sprach gar Center Stefan Fundic: „Sich so vor eigenem Publikum zu präsentieren, das geht gar nicht.“

Recht hatte der Hüne aus Belgrad, denn von Beginn an liefen die Hausherren der Musik zappelig, ungeordnet und zittrig hinterher. Die nur 2214 Zuschauer verfolgten die Darbietungen der Ihren so geschockt, dass die Zuschauer an den Fernsehschirmen eine Stecknadel in der Osthalle hätten fallen hören können. Beim 28:35 (14.) hatte der letztjährige ProB-Ligist erstmals klar gemacht, die weite Heimreise nicht ohne Gegenwehr antreten zu wollen, beim 54:64 Mitte des dritten Viertels sangen die Fans „Wir wollen euch kämpfen sehen!“ Was die Hausherren auch einige Minuten beherzigten und, angeführt von Ex-Nationalspieler Robin Benzing, dem erstmals 23 Punkte gelangen, per 8:0-Lauf auf 67:67 vor dem Schlussabschnitt stellten. Ohne aber die mit nur einem Ausländer angetretenen Rasta-Boys ernsthaft in Verlegenheit bringen zu können.

Die drei Langen der Gäste, Kaden Anderson, Elijah Schmidt und Roman Bedime, markierten zusammen zwei Drittel der Gästepunkte und sammelten 17 Rebounds ein, was selbst „Frenki“ Ignjatovic beeindruckte: „Die haben uns den Zahn gezogen.“

Sprachs und verschwand vom grausamen Ort des Geschehens, während seine Hauptdarsteller zwar weder Nervenzusammenbruch noch Magengeschwüre für sich reklamierten, sich aber eingestehen mussten: „Angst essen Seele auf.“

 

Gießen: Wilson (23), Crews (4), Benzing (23), Maier (8), Figge (2), Kahl, Kovacevic (2), Nyama (6), Krajcovic (10).

Vechta II: Bonga (5), Bayram (6), Jänen (2), Kayil (13), Smit (6), Bühner, Okpara (3), Trettin, Yoakum (n.e.), Anderson (20), Schmidt (11), Bedime (25).

 

5 gute 46ers-Zutaten

Zuschauer: 2214

Zuversicht: 23 Punkte von Duane Wilson und Robin Benzing

Zugriff: 9 Rebounds von Stefan Fundic

Zuarbeit: 8 Assists von Simon Krajcovic

Zukunft: Samstag, 20. Januar, 19 Uhr: ART Giants Düsseldorf – JobStairs GIESSEN 46ers

 

13.01.24

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