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FC Bayern deutlich geschlagen: Die Machtdemonstration von Bayer Leverkusen

Das Ergebnis war deutlich und das taktische Kräftemessen auch. Leverkusen distanziert den FC Bayern in der Tabelle. Die Umstellungen von Thomas Tuchel zahlten sich nicht aus. Bis zum Spiel gegen Leverkusen am Samstagabend hatte Thomas Tuchel in 20 Bundesliga- und sechs Champions-League-Partien in dieser Saison stets auf eine 4-2-3-1 Grundformation vertraut. Doch wohl aus Respekt vor Bayer Leverkusen und dem schweren Auswärtsspiel wich Tuchel erstmalig von jener angestammten Struktur ab und wechselte auf ein 3-4-2-1, das ansonsten stets von Leverkusen praktiziert wird. Mit der Formationsumstellung ging auch ein Systemwechsel einher. Denn die Bayern begannen die Begegnung mit recht viel Ballbesitz, konkret 59 Prozent in der Anfangsviertelstunde, aber die Grundformation war nicht darauf ausgelegt, dass der Rekordmeister aus München die offensiven Räume mit Wucht penetrieren konnte. Denn im Vergleich zu den anderen Partien in dieser Saison fehlte vorn ein vierter Offensivspieler, der zusammen mit Jamal Musiala und Leroy Sané besonders die Zonen hinter Harry Kane bespielen konnte. Diese mangelnde Präsenz eines vierten Bayern-Akteurs erleichterte es der Leverkusener Hintermannschaft, die Passwege zu Kane und Co. abzuschneiden. Boey und Mazraoui gingen hohes Risiko auf den Flügeln Zu allem Überfluss waren die Bayern auch hinten anfällig. Das lag zum einen an der generell unzureichenden Abstimmung in der wieder einmal neu zusammengesetzten Abwehrreihe. In dieser Hinsicht haderte Tuchel in dieser Spielzeit bereits des Öfteren mit der dünnen Personaldecke und den regelmäßigen Ausfällen von wichtigen Defensivkräften. Darüber hinaus sorgte die Umstellung von Vierer- auf Fünferkette dafür, dass es in puncto gruppentaktischer Abstimmung einfach nicht passte bei den Bayern. Hinzu kam: Um die fehlende Durchschlagskraft im offensiven Zentrum zu kompensieren, unternahmen die beiden Flügelläufer, Sacha Boey und Noussair Mazraoui , viele Läufe nach vorn, ähnlich wie es auch die beiden Flügelläufer von Leverkusen im 3-4-2-1 häufig tun. Da die Gäste aus München jedoch wenig bis gar keine Ballsicherheit aufbauen konnten, wurden sie mehrfach durch Leverkusener Konter überrumpelt, in deren Folge nur noch eine rudimentäre bayerische Restverteidigung weite Teile der Abseitslinie besetzen musste. Wie bereits in der Vorschau analysiert wurde , war eine Anfälligkeit der Bayern auf den Flügeln zu erwarten. Diese Schwachstelle wurde jedoch durch das Aufrücken von Boey und Mazraoui zusätzlich größer. Einzelne Verteidiger fanden sich in der letzten Linie punktuell in Unterzahl wieder und wurden durch die schnellen Spielzüge von Florian Wirtz, Nathan Tella und Co. ausgespielt. Dass etwa der 30-Millionen-Mann Boey kein herausragender Endverteidiger ist, kam erschwerend hinzu. Bayern testet Hrádecký auch mit Müller und Kimmich nicht Die taktischen Umstellungen, die Tuchel in der 60. Minute vornahm, indem er Thomas Müller und Joshua Kimmich aufs Feld schickte und auf ein 4-4-2 wechselte, waren angesichts des 0:2-Rückstandes der Bayern notgedrungen. Aber Leverkusen, das zuletzt dreimal Partien erst in allerletzter Minute für sich entschied, konnte sich in der finalen halben Stunde des Top-Spiels ohnehin etwas zurücklehnen und aufs Kontern konzentrieren. Bayern kam selbst bei über 60 Prozent Ballbesitz zu keinem Schuss aufs Tor von Lukáš Hrádecký. Tuchel muss sich natürlich Fragen hinsichtlich seiner taktischen Überlegungen angesichts des klaren Spielverlaufs und der systemischen Überlegenheit von Leverkusen gefallen lassen. An sich sollte man einen Trainer dafür loben, dass er in solch einer wichtigen Partie Risiko geht. Allerdings war diese Bayern-Mannschaft schlichtweg nicht dafür gemacht, ein solch riskantes System mit dem weiten Aufrücken auf den Flügeln erfolgreich zu praktizieren.

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