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GDL-Streik bei Deutsche Bahn: Wie der Arbeitskampf der Wirtschaft schadet

Die Deutsche Bahn befindet sich seit Monaten in einem gefühlten Dauerstreik. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft sind immens. Sie treffen sowohl große Unternehmen als auch kleine Einzelhändler. Der fünfte Streik der Lokführergewerkschaft GDL in der laufenden Tarifrunde ist gerade vorüber. Wann der nächste kommen wird, ist nicht bekannt. Klar ist nur: Er wird wohl kommen. Denn Gewerkschaftschef Claus Weselsky hat Wellenstreiks angekündigt, die sich dadurch auszeichnen, dass sie recht spontan stattfinden können. Wie lange sie andauern, liegt ebenfalls bei der Gewerkschaft. Für Fahrgäste ist das ärgerlich, weil sie kurzfristig umplanen müssen. Für die Wirtschaft bedeutet andauernder Streik vor allem eins: Gewinneinbußen. "Ein eintägiger bundesweiter Bahnstreik kostet etwa 100 Millionen Euro am Tag an Wirtschaftsleistung", sagte Michael Grömling, Konjunkturchef des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln). Denn viele Branchen sind auf den Güterverkehr angewiesen. So zum Beispiel jene, die auf Lieferungen von Holz, Stahl und Mineralöl warten. Laut Angaben der Deutschen Bahn transportieren die Güterzüge jährlich rund 40 Millionen Tonnen Kohle. Ware stapelt sich in der Auslage Aber auch Einzelhändler und Gastronomen an den Bahnhöfen sind betroffen. Ihnen fehlt an Streiktagen die Kundschaft. In den Filialen stapeln sich die Backwaren in den Auslagen. Am Dienstag sagte eine Mitarbeiterin der Bäckereikette "Kamps" am Berliner Hauptbahnhof, sie spüre den Streik beim Kassensturz am Abend. Eine Mitarbeiterin eines Asia-Imbisses setze an solchen Tagen auf die Stammkundschaft, die dennoch kommt, denn "die Touristen mit den Koffern kommen heute nicht". Am Frankfurter Bahnhof nannte ein Gastronom die Lage eine "Katastrophe". Der "Frankfurter Rundschau" sagte er: "60 bis 70 Prozent der Kunden fallen mir weg." Der Verkauf lohne sich kaum noch. Schließlich betreiben die Geschäfte ihre Filialen trotzdem weiter, zahlen Gebühren und Personal. Die Gastronomiekette Yorma's ist davon ebenfalls betroffen. Sie betreibt in ganz Deutschland 61 Filialen. Die meisten sind an Bahnhöfen. Der "Hessenschau" sagte Prokurist Matthias Schmidt, Yorma's habe während der Streiks im Januar deutschlandweit Gewinneinbußen von 60 Prozent verzeichnet. Das könnte sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen. 30 Millionen Euro fehlen Bahnhofsgastronomie In den genannten Schaden von 100 Millionen Euro pro Streiktag ist auch die Bahnhofsgastronomie eingerechnet. Es ist jedoch nur eine Schätzung. Experten des IW gehen davon aus, dass pro Streiktag ein Prozent an Konsum bundesweit entfällt. Das seien rund 30 Millionen Euro. Dazu dann noch die Kosten, die der Deutschen Bahn selbst entstehen und den Folgen für die Lieferketten. Die Lokführergewerkschaft GDL unter ihrem Chef Claus Weselsky streitet seit November mit der Deutschen Bahn über einen neuen Tarifvertrag. Seitdem wurde fünfmal gestreikt, an insgesamt neun Tagen. Nach den Schätzungen der Experten dürften die Streiks in dieser Tarifrunde die Wirtschaft rund 900 Millionen Euro gekostet haben. Die Gewerkschaft kämpft um höhere Gehälter und weniger Arbeitszeit bei der Bahn. Knackpunkt des Konflikts ist weiterhin die Forderung, dass Schichtarbeiter künftig für das gleiche Geld nur 35 Stunden statt wie bisher 38 Stunden arbeiten müssen. In einer Moderation hatte die Bahn einen Kompromissvorschlag akzeptiert. Dieser sah vor, die Arbeitszeit bis 2028 in zwei Schritten auf 36 Stunden zu senken. Die GDL lehnte ab und ließ die Gespräche scheitern. Neue Streiks kündigt sie nun nicht mehr 48 Stunden vor Beginn, sondern kurzfristiger an. Auch Streiks über Ostern hat die Lokführergewerkschaft mit ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky nicht ausgeschlossen.

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