Ball-Sensor bei EM 2024: Belgiens aberkanntes Tor – das steckt dahinter
Mitfavorit Belgien stolpert zum Turnierauftakt gegen die Slowakei. Auch, weil eine erstmals bei einer EM eingesetzte Technik den Ausgleich der "Roten Teufel" verhinderte. Dass sich anhand zahlreicher im Stadion montierter Kameras millimetergenau feststellen lässt, ob ein Ball mit vollem Umfang im Tor ist, ist seit einigen Jahren bekannt. Dass es inzwischen auch einen Sensor im Inneren der Kugel gibt, der in der Lage ist, kleinste Berührungen aufzuzeichnen, ist ziemlich neu. Uefa-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti hatte vor dem Start der Europameisterschaft zum Thema Ball-Sensor noch gesagt: "Wahrscheinlich brauchen wir das nicht – aber sicher ist sicher." Nun kam diese Technik erstmals bei einer EM und erstmals sichtbar für alle TV-Zuschauer zum Einsatz. Eingeführt wurde der Sensor zur WM 2022 – als Teil der halbautomatischen Abseitserkennung, um genau sehen zu können, wann der Ball den Fuß des Passgebers verlässt. Oder aber um zu erkennen, ob der Ball mit der Hand berührt wurde oder nicht. So geschehen am Montag im EM-Gruppenspiel zwischen Belgien und der Slowakei (0:1). Zum Leidwesen des Teams von Trainer Domenico Tedesco . In der 86. Minute erzielte Stürmer Romelu Lukaku den vermeintlichen Ausgleich. Doch Vorbereiter Loïs Openda hatte den Ball zuvor ganz leicht mit der Hand gespielt. Das Handspiel von Openda und den Ausschlag beim Ballsensor sehen Sie hier im Video: Sensor sendet Hunderte Daten pro Sekunde Die verlangsamten Bilder deuteten bereits stark darauf hin, Gewissheit brachte dann eine zusätzlich und erstmals dargestellte Grafik in Form einer Kurve wie bei der Aufzeichnung eines Herzschlages. Ein Ausschlag bedeutet Berührung (s. Foto oben). Um diesen sichtbar zu machen, sendet ein wenige Gramm schwerer Sensor aus dem Inneren des Balls rund 500-mal pro Sekunde Daten an den Video-Überprüfungsraum. In der Bundesliga kommt diese Technologie noch nicht zum Einsatz, bei der EM nun zum ersten Mal. Dank des Ball-Sensors konnten Hauptschiedsrichter Umut Meler aus der Türkei und der deutsche Videoassistent Bastian Dankert ganz sicher sein, dass Openda den Ball mit der Hand berührte. Und sich so in ihren Augen einen entscheidenden wie regelwidrigen Vorteil verschaffte. Deswegen nahmen sie den Treffer zurück. Dass eine Hand-Berührung vorlag, war also unstrittig. Ob diese aber auch strafbar war, darüber gingen die Meinungen der Experten auseinander. Belgiens Trainer Tedesco zeigte sich trotz der hitzigen Diskussionen über die Szene, die ihn und sein Team wahrscheinlich einen Punktgewinn kostete, als Sportsmann: "Ich möchte ein fairer Verlierer sein. Wir respektieren den VAR und die Schiedsrichter. Wenn er es so entschieden hat, ist es Hand. Das haben wir zu akzeptieren."