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EM-2024 | Deutschland gegen Spanien: Abschied für Kroos, Neuer und Co.?

Gegen Spanien kämpft das DFB-Team um den Einzug ins Halbfinale. Sollte es jedoch eine Niederlage setzen, könnte für die Mannschaft wohl ein kleinerer Umbruch anstehen. Es wird mit Abstand die härteste Aufgabe: Wenn Deutschland am Freitagabend im EM-Viertelfinale gegen Spanien antritt, geht es gegen die wohl beste Mannschaft des bisherigen Turniers. Die Spanier legten mit drei Siegen in drei Spielen eine perfekte Gruppenphase hin und ließen sich auch im Achtelfinale von einem frühen Rückstand gegen Georgien nicht beirren. Am Ende feierte "La Furia Roja", die "rote Furie", einen deutlichen 4:1-Sieg. Trotz weitestgehend ebenfalls überzeugender Leistungen, muss die deutsche Nationalelf also wohl ein nahezu perfektes Spiel liefern, wenn sie den Traum vom Titel im eigenen Land am Leben erhalten will. Doch was passiert im Falle einer Niederlage? Dann müsste sich Bundestrainer Julian Nagelsmann wohl von einigen Spielern verabschieden – und die Nationalmannschaft stünde vor einer ungewissen Zukunft. Kroos wird seine Karriere beenden Die offensichtlichste Veränderung betrifft dabei Toni Kroos . Der Mittelfeld-Regisseur hat sein anstehendes Karriereende bereits offiziell verkündet. Mit Real Madrid feierte er in seinem letzten Vereinsspiel noch einmal den Champions-League-Titel. Bei der Europameisterschaft möchte er mit Deutschland die letzte noch fehlende Trophäe in seine Sammlung aufnehmen. Die Situation bringt allerdings auch mit sich, dass im Falle einer Niederlage gegen Spanien nicht nur dieser Traum geplatzt, sondern auch Kroos' Karriere mit sofortiger Wirkung beendet wäre. Spaniens Stürmer Joselu, mit dem Kross in der vergangenen Saison in Madrid zusammenspielte, kündigte bereits vollmundig an: "Ich glaube, Freitag ist das letzte Spiel für Toni." Für das DFB-Team wird Kroos' Rücktritt fraglos ein großer Einschnitt. Zwar kehrte der 34-Jährige nach seinem ersten DFB-Rücktritt im Sommer 2021 erst im März in den Kreis der Nationalmannschaft zurück. Dennoch steht der aktuelle Aufschwung unmittelbar mit seiner Rückkehr in Zusammenhang. Einen Mittelfeld-Anker wie ihn wird die Nationalmannschaft mit Blick auf die WM 2026 vermissen. Das gilt jedoch auch im Falle eines EM-Triumphs. Julian Nagelsmann wird auf diesen Umstand also vorbereitet sein. Neuer ist nicht mehr unumstritten Ähnlich sieht es bei Torwart Manuel Neuer aus. Der 38-Jährige kehrte ebenfalls erst kurz vor Turnierbeginn zur Nationalmannschaft zurück. Grund bei ihm war der Beinbruch, den er sich nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2022 zugezogen und der ihn lange außer Gefecht gesetzt hatte. Seine ursprünglich angepeilte Rückkehr zu den Testspielen im März musste er dann aufgrund einer Muskelverletzung auslassen. Trotz alldem legte sich Bundestrainer Nagelsmann schnell auf Neuer als Nummer eins im deutschen Tor fest. Marc-André ter Stegen hatte erneut das Nachsehen. Unmittelbar vor Turnierbeginn wurde diese Entscheidung durchaus kontrovers diskutiert, denn Neuer hatte sich sowohl in der finalen Saisonphase mit dem FC Bayern als auch im DFB-Test gegen Griechenland Fehler erlaubt. Während des Turniers verflachte die Diskussion aber, Neuer zeigte bislang durchaus ansprechende Leistungen. Dennoch könnte es für ihn das letzte Turnier im DFB-Tor sein – aus eigenem Antrieb. Immerhin schloss der mittlerweile 38-Jährige einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft nach der EM nicht aus. Danach gefragt antwortete er auf der DFB-Pressekonferenz vor dem Ungarn-Spiel: "Das kann ich jetzt noch nicht verraten." Er werde sich nach dem Turnier "Gedanken machen". In einem am Freitag erschienenen "Welt"-Interview sagte er zwar: "Ganz ehrlich: Irgendwie denke ich gar nicht ans Aufhören." Das hat aber spezielle Gründe: "Ich glaube, es würde mich hemmen und unter Druck setzen, wenn ich mir ständig ins Gedächtnis rufen würde: Oh, das könnte jetzt dein letztes Turnier sein." Er werde sich in Zukunft Gedanken machen, nur nicht "im Hier und Jetzt". Ein Rücktritt nach der EM wäre für Neuer durchaus naheliegend. Bei der kommenden Weltmeisterschaft in zwei Jahren wäre er immerhin schon 40 Jahre alt. Zudem wird es für ihn mit fortschreitendem Alter nicht einfacher werden, den Angriff ter Stegens auf seine Position abzuwehren. Nach der Heim-EM könnte er also versöhnlich selbst den Hut nehmen und sich vollends auf seine Aufgaben beim FC Bayern konzentrieren. Zwar ist Neuer einer der besten Torhüter der Geschichte und war der Rückhalt der DFB-Elf für die vergangenen 14 Jahre, doch sportlich wäre Neuers Rücktritt dank ter Stegen wohl aufzufangen. Dennoch würde der Verlust einer weiteren Führungsfigur wohl ein Loch in der Teamstruktur hinterlassen, das Nagelsmann füllen müsste. Thomas Müller: Nur sportlich verzichtbar Ähnlich sieht es bei Thomas Müller aus. Mit lediglich 16 Einsatzminuten gegen Schottland spielt er bei der EM sportlich kaum eine Rolle. Trotzdem ist er wichtig für das Team: Immer wieder konnte man Müller in Gesprächen mit seinen Mitspielern beobachten, wie er ihnen Anweisung und Hinweise gab. Nicht zuletzt deshalb betonte Mitspieler Kroos zuletzt, dass er sich sicher sei, Müller werde einmal Trainer werden. Schon jetzt scheint er eine Art Assistent zu sein. Der 34-Jährige deutete bereits nach dem Vorrunden-Aus bei der vergangenen WM ein Ende seiner Nationalmannschaftskarriere an , machte dann aber doch weiter. "Solange ich Profi-Fußballer bin, werde ich immer zur Verfügung stehen, wenn ich gebraucht werde . Bis wann, ob und wie muss der Bundestrainer entscheiden", sagte er später. Ein offizieller Rücktritt aus der Nationalmannschaft ist bei Müller also auch im Falle eines Ausscheidens bei der EM unwahrscheinlich. Jedoch wird sich Müllers Karriere wohl so oder so bald dem Ende zuneigen. Bei den Bayern verlängerte er seinen Vertrag zuletzt lediglich um ein weiteres Jahr bis 2025. Da seine sportliche Rolle auch beim deutschen Rekordmeister immer weiter zu schwinden scheint, ist ein Karriereende nach der kommenden Saison nicht unwahrscheinlich. Für eine WM 2026 würde er Bundestrainer Nagelsmann dann ohnehin nicht mehr zur Verfügung stehen. Da Nagelsmann den Zeitraum bis zum Weltturnier nutzen wollen wird, um eine konkurrenzfähige und eingespielte Mannschaft zusammenzubauen, würde Müller wohl auch im Vorfeld keine Berücksichtigung mehr finden. Gündoğan noch ohne Rücktrittsgedanken Bleibt noch der Kapitän: İlkay Gündoğan. Auch er wird im Oktober bereits 34 Jahre alt und befindet sich im Schlussspurt seiner Karriere. Nicht umsonst erfüllte er sich im vergangenen Sommer den Traum, für den FC Barcelona zu spielen, als er den damaligen Triple-Sieger Manchester City trotz des großen sportlichen Erfolges verließ. Sein Vertrag bei den Katalanen läuft ebenfalls im kommenden Sommer aus. Ob Gündoğan seine erfolgreiche Karriere danach beenden wird, ist offen. Doch unabhängig davon, wie lange seine Vereinskarriere noch dauern wird, wird Gündoğan zumindest darüber nachdenken, sich die zusätzliche Belastung durch die Nationalmannschaft am Ende seiner aktiven Laufbahn zu sparen. Bislang möchte der DFB-Kapitän davon aber noch nichts wissen: "Für mich habe ich den Gedanken noch nicht gehabt", sagte er auf der Pressekonferenz vor dem Spanien-Spiel auf einen möglichen Rücktritt angesprochen. Mit Blick auf die WM 2026 sollte gesagt sein, dass ein Rücktritt aller vier Spieler wohl auch im Falle eines EM-Sieges droht. Ein besserer Abschied als mit dem EM-Titel wäre wohl auch für Neuer, Müller und Gündoğan kaum denkbar. Nagelsmann erwartet also möglicherweise in jedem Fall ein Szenario, bei dem er bis zur nächsten Weltmeisterschaft einen Block Führungsspieler ersetzen muss. Bis dahin werden jedoch alle ihr Möglichstes tun, um das Spanien-Spiel noch nicht zum Abschiedsspiel werden zu lassen.

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