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Joe Biden: US-Medien diskutieren scharf über das Alter des Präsidenten

In den USA tobt der Kampf um die Deutungshoheit in der Debatte um Joe Bidens Alter. Die Schuldfrage ist vorerst ungeklärt. Die Debatte um die geistige Fitness des amtierenden US-Präsidenten reißt trotz der Beteuerungen Joe Bidens, fit genug für eine zweite Amtszeit zu sein, nicht ab. Kommentatoren in US-Medien machen allerdings nicht nur ihm Vorwürfe. Wall Street Journal Für das Wall Street Journal kommt es einem Skandal gleich, wenn es sich die Berichte als richtig herausstellen sollten, dass der Präsident abgesehen von seiner jährlichen Routineuntersuchungen, keinen Neurologen aufgesucht haben sollte. "Kann es wirklich sein, dass ein 81-jähriger Präsident, der solche Symptome zeigt, einfach weiterarbeiten und sogar noch für eine zweite Amtszeit Wahlkampf führen durfte, ohne sich zahlreicher kognitiver Tests zu unterziehen?", fragt das Wall Street Journal. New York Times Für den konservativen Kolumnisten Bret Stephens ist vor allem der Umgang Joe Bidens und seiner Verbündeten mit Bidens Gesundheitszustand ein Problem. Die Bemühungen des Weißen Hauses und liberaler Medien wie MSNBC zu überspielen, was Millionen von Amerikanern bei der Debatte mit eigenen Augen sehen konnten, sei Wasser auf die Mühlen vieler Trumpanhänger. "Es passte perfekt in das Narrativ eines Staats im Staat, der seine eigenen Leute schützt, der seine Kritiker als Lügner bezeichnet und dabei ständig lügt, der sich kaum zusammenreißen kann, aber eine sehr hohe Meinung von sich selbst beibehält." Es sei ein Legitimitätsproblem, falls Biden nicht mehr in der Lage sein sollte, sein Amt auszuführen. "Wir wählen immer noch einen Präsidenten, kein Kabinett, und der Präsident allein hat die weitreichenden verfassungsmäßigen Befugnisse für Krieg, Frieden, Justiz und Verwaltung." The Nation Auch Chris Lehmann, der Chef des Hauptstadtbüros des amerikanischen Magazins "The Nation" sieht das Verhalten Bidens nach seinem katastrophalen Auftreten bei der Präsidentschaftsdebatte kritisch. Für ihn gleitet Biden immer mehr in populistischen Rhetorik ab – zum Beispiel, wenn er in einem Interview mit MSNBC angesprochen auf alle jene aus den Medien oder seiner eigenen Partei, die ihm einen Rückzug nahe legen, antwortet: "Ich bin so frustriert von den Eliten." Diese populistische Abwehrhaltung sei "keine Strategie, Donald Trump zu besiegen, sondern eine, um ihn nachzuahmen". CNN In einem Kommentar für CNN zeigt Julian Zelizer, Geschichtsprofessor der Princeton University, zwar Verständnis für den Wunsch vieler demokratischer Anhänger, Biden durch einen anderen Kandidaten zu ersetzen, mahnt aber auch zur Vorsicht. Er erinnert daran, dass 1969 der damalige demokratische Präsident Lyndon B. Johnson auch nach öffentlichem Druck angekündigt hatte, seine Kandidatur zurückzuziehen, nur damit dann sein Nachfolger Hubert Humphrey krachend gegen den Republikaner Richard Nixon verlor. Fox News "Unsere dümmlich-liberalen Medien haben Biden beim Verfall zugesehen. Jetzt sind sie bloßgestellt", schreibt Brooke Leslie Rollins für Donald Trumps konservativen Lieblingssender Fox News. Nun sei auch für die Journalisten klar, was andere bereits zuvor wussten: "Er ist gebrechlich, er ist nicht fit und es geht ihm nicht gut." Rollins macht den Medien weitere schwere Vorwürfe: "Sie konnten sehen, was passiert. Sie wussten es, und sie haben gelogen, bis sie es nicht mehr konnten." Newsmax Kritik an den Demokraten, die Biden aus dem Rennen ums Weiße Haus drängen wollen, bietet das rechtspopulistische Portal Newsmax. "Diese Leute haben keinen Respekt für die Amerikaner, die Biden die Kandidatur der Demokraten verschafft haben", schreibt Deroy Murdock. Dieselben Politiker und Journalisten würfen gleichzeitig Trump vor, die Demokratie zu bedrohen. "Biden ist 48 Jahre lang die Karriereleiter nach oben geklettert, vom Senat über die Vize-Präsidentschaft bis ins Oval Office. Wenn er den Kampf um seinen Job wirklich führen will, kann ihn niemand stoppen."

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