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Recherche: AfD-Politiker ehren SS-Mann bei Sommersonnenwendfeier

Bei einer Sommersonnenwendfeier in der Oberlausitz sollen AfD-Politiker einen SS-Mann geehrt haben. Auch bekannte Rechtsextreme waren offenbar vor Ort. Lieder der Hitler-Jugend, völkische Ideologien und Fackeln am Lagerfeuer: Am 22. Juni haben sich in der Oberlausitz, in Strahwalde, Rechtsextremisten zu einer Sonnenwendfeier getroffen. Etwa 150 Menschen waren bei dem Treffen. Dort sollen sie auch einen SS-Standartenführer geehrt haben. Nun enthüllt eine Recherche der "taz": Darunter waren auch AfD-Politiker. Sie hatten demnach das Fest gemeinsam mit Neonazis vorbereitet. Es soll sich um einen Gemeinderat aus Mittelherwigsdorf und einen Stadtrat aus Niesky handeln. Den Recherchen zufolge begann das Fest mit Volkstänzen, einer Laientheaterdarstellung und Sportwettkämpfen. Die anwesenden Männer trugen weiße Leinenhemden, Cord und Lederhosen, die Frauen lange Röcke. Auch einige Kinder im Kita- und Grundschulalter sollen vor Ort gewesen sein. Anwesende schworen auf die Ehre von SS-Mann Beim Ritual am Abend standen die Teilnehmenden dann offenbar in einem Kreis mit Fackeln um einen etwa zehn Meter hohen Holzstapel und entzündeten ihn. Begleitet wurde das laut Bericht mit Landknechtstrommeln, Kreistänzen und Feuersprüchen. Die Anwesenden sollen auf die "Deutsche Jugend" und die "Ehre des Löbauer Standartenführers Max Wünsche und all den Ritterkreuzträgern" geschworen haben. Die Männer und Frauen antworteten auf die Schwüre mit "Heil Sonnenwende". Das bestätigte auch die Polizei. SS-Mann Wünsche war persönlicher Ordonnanz-Offizier bei Adolf Hitler und führte verschiedene Abteilungen der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg an. Während des Nationalsozialismus wurden Soldaten mit dem Ritterkreuz für ihre "Tapferkeit vor dem Feind" ausgezeichnet. Auch das Propagandalied der Hitlerjugend "Nur der Freiheit gehört unser Leben" sollen die Anwesenden gesungen haben. Die teilnehmenden AfD-Politiker sollen dem Bericht der "taz" zufolge der Sozialpädagoge Robert Thieme, Thomas Christgen, Frederic Höfer, Peter Hild und Kurt Hättasch gewesen sein. Auf Anfrage der "taz" wies Thieme die Vorwürfe von sich. Dem Medium liegen Videos und Fotos der Feier vor. Verein: "eindeutiger Bezug zur Hitlerjugend" Neben den Politikern sollen auch ein verurteilter Gewalttäter, Hooligan und Anhänger der Reichsbürger-Organisation "Vaterländischer Hilfsdienst Meißen" vor Ort gewesen sein. Zudem sollen Mitglieder der völkischen "Wanderjugend Oberlausitz", der Kameradschaft "Werra Elbflorenz" und der Jugendgruppe "Sturmvogel" anwesend gewesen sein. Veranstalter war nach Recherchen des Mediums Stephan Jurisch. Er organisierte mehrfach mit der "Jugend Landsmannschaft Ostdeutschland" den rechtsextremen "Trauermarsch" in Dresden . Laut dem Verein "Demokratie AG Ostsachsen" habe es mehrere Sommersonnenwendfeiern im Landkreis Görlitz gegeben. Die Veranstaltung in Strahwalde habe aber herausgestochen. Es habe sich ein "eindeutiger Bezug zur Hitlerjugend" gezeigt. Der Verein warnt vor einer "wahrnehmbaren Verharmlosung neu-rechter Strategien". Der Umgang damit führe dazu, "dass solche Feiern sich immer weiter ausbreiten und etablieren". Die Polizei sei zwar vor Ort gewesen und habe das Vorgehen dokumentiert, habe allerdings nicht eingegriffen. Die zuständige Polizeidirektion Görlitz erklärte der "taz", man habe keine strafbaren Handlungen festgestellt. Dem Bericht zufolge sei im Anschluss Anzeige "wegen Volksverhetzung und wegen des Verbreitens von Propagandamitteln verfassungswidriger und terroristischer Organisationen" erstattet worden.

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