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NATO-Bombardements von Jugoslawien – Jelzin warnte Clinton 1999 vor großem Fehler

Preview Mit den Angriffen auf Jugoslawien haben die USA und die NATO einen großen Fehler begangen, erklärte der russische Präsident Boris Jelzin 1999 zu der Zeit der Militäroperation seinem US-Amtskollegen Bill Clinton. Dies geht aus einem Dokument hervor, das erst jetzt veröffentlicht wurde.

Die NATO-Bombardements in Jugoslawien haben sich als großer Fehler erwiesen und eine humanitäre Katastrophe verursacht. Dies erklärte der russische Präsident Boris Jelzin im April 1999 während eines Telefonats mit seinem US-Amtskollegen Bill Clinton. Den Wortlaut des Gesprächs gab am Mittwoch das Nationale Sicherheitsarchiv der USA frei.

Jelzin zufolge bestätigten die Ereignisse der vergangenen Wochen, dass die USA und die NATO einen großen Fehler begingen, indem sie die Folgen der Operation in Jugoslawien nicht korrekt kalkulierten: Der serbische Anführer Slobodan Milošević habe keineswegs kapitulieren wollen. Statt das humanitäre Problem zu lösen, habe die NATO eine humanitäre Katastrophe verursacht. Zudem sei den Beziehungen zwischen den USA und Russland erheblich geschadet worden. Der Ex-Präsident betonte, dass er niemals auf ein so schwerwiegendes Problem im Rahmen der Beziehungen mit den USA gestoßen sei, weshalb Moskau und Washington in Kontakt bleiben sollten.

Hierbei sprach Jelzin über die Stimmungen gegen die USA und die NATO, die in Russland "wie eine Lawine" zugenommen hätten. Auf Jelzin und die politische Führung Russlands werde ein großer Druck ausgeübt, Maßnahmen zur Hilfe von Jugoslawien zu treffen. Diesen Forderungen werde der Staatschef weiterhin entgegenwirken, seine Möglichkeiten seien aber begrenzt.

Er verwies insbesondere auf die Position der Kommunisten, die nicht nur zu Lieferungen von Waffen, Ausrüstung und Truppen in die Konfliktzone, sondern auch zum Entfesseln eines europa- und weltweiten Krieges aufriefen.

Clinton sprach seinerseits über die zentrale Rolle Russlands bei der Lösung des Konflikts und forderte Jelzin auf, an einem Plan zur Beilegung der Situation mitzuarbeiten:

"Boris, es wird nicht funktionieren, wenn Russland keine militärische und politische Rolle spielt, wenn Albaner und Serben nicht an die Echtheit der Lösung und die Unveränderlichkeit der serbischen Grenzen glauben. Das wird nicht geschehen, wenn wir nicht einen Weg finden, es gemeinsam zu tun."

Die militärische Operation der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien war vom 24. März bis 10. Juni 1999 durchgeführt worden. Mit dem Einsatz wollte die NATO Jugoslawien unter anderem zum Ende der militärischen Operationen im Kosovo und zum Truppenabzug zwingen. Insgesamt unternahm das Atlantikbündnis mehrere tausend Luft- und Bodenangriffe.  Die Operation endete, nachdem Jugoslawien sich zu Zugeständnissen bereit erklärt hatte. Im Rahmen des Internationalen Strafgerichtshofs für Jugoslawien wurden insgesamt 142 Prozesse wegen Kriegsverbrechen und Völkermord abgehalten. Der ehemalige Präsident Milošević wurde angeklagt, starb aber vor der Urteilsverkündung im Gefängnis.

Russland war von Anfang an gegen die NATO-Operation. Kurz vor den Bombardierungen appellierte Jelzin an andere Staatsoberhäupter, um einen Krieg zu verhindern. Jelzin räumte ein, dass der Dialog mit Milošević schwierig, aber notwendig sei, wenn es auch 20 Verhandlungsrunden benötigen würde, um den Tod von Hunderten Menschen zu verhindern.

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