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US-Demokratin in Berlin: "Es geht nicht nur um Joe Biden"

In der Debatte um Joe Bidens Kandidatur kommt die demokratische Partei nicht zur Ruhe. Was denkt deren Vorsitzende in Berlin darüber? Bleibt Joe Biden der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten? Immer wieder fordern Politiker den 81-Jährigen zum Rückzug auf. Der kündigte an, nur Gott könne ihn zum Rückzug bewegen. Im August muss der Parteitag der Demokraten eine Entscheidung treffen. Die meisten dieser Delegierten haben aus den Vorwahlen, die vor Bidens schwachem Auftritt im TV-Duell stattfanden, ein klares Mandat erhalten: Joe Biden gewann – oftmals ohne Gegenkandidat. 21 Delegierte werden von im Ausland lebenden US-Demokraten, den Democrats Abroad, gestellt. Davon sind 13 Stimmen Biden zugesagt, acht weitere sind frei. Die Vorsitzende der Democrats Abroad in Berlin ist Constance Chucholowski. In Deutschland lebende US-Wähler haben einen starken Einfluss auf das Wahlergebnis der Democrats Abroad insgesamt: Während die Wahlbeteiligung der Auslandsamerikaner bei nur sieben Prozent liegt, beteiligen sich in Deutschland etwa 25 Prozent. Im t-online-Interview spricht Chucholowski darüber, was ein Präsidentschaftskandidat gegen Donald Trump können muss – und wer in der demokratischen Partei dafür geeignet wäre. t-online: Frau Chucholowski, die Stimmen, die Joe Biden zum Rückzug auffordern, mehren sich. Nun schaltet sich auch George Clooney ein. Ist Joe Biden noch der richtige Kandidat der Demokraten? Constance Chucholowski: Joe Biden ist der Kandidat, der demokratisch in den Vorwahlen gewählt wurde und damit in den vergangenen Monaten die meisten Stimmen bekommen hat. Das ist die offizielle Lesart. Klingt aber nicht sehr überzeugt. Oder? Wenn es seine Entscheidung bleibt, anzutreten, ist er der Kandidat, den wir unterstützen. Das beantwortet nicht die Frage, ob er auch der richtige ist. Sagen wir's so: Es wird heiß diskutiert. Uns ist klar, dass wir vorwärtskommen müssen, dass wir im November eine Wahl zu gewinnen haben. Immer mehr Politiker Ihrer Partei glauben aber, dass ihnen das mit Joe Biden nicht mehr gelingen kann. Er könnte die gesamte Partei mit sich nach unten ziehen. Klar, wir hören diese Stimmen auch. Und wir beobachten die Umfragen, die uns zeigen: Nach dem Auftritt beim TV-Duell gegen Donald Trump sieht es an einigen Stellen schwieriger aus. Es geht nicht nur um Joe Biden, vieles steht auf dem Spiel: Im November stehen Hunderte Sitze im Kongress zur Wahl, außerdem ein Drittel des Senats. Was muss ein demokratischer Kandidat mitbringen, um Donald Trump zu schlagen? Es geht im Moment um Wählbarkeit, um nichts anderes. Wir müssen den Kandidaten aufstellen, der im November die besten Chancen hat. Wir müssen gewinnen. Donald Trump ist eine Bedrohung für unsere Demokratie in den USA . Seine Partei will die wichtigsten Institutionen politisieren und in die Hände eines verurteilten Straftäters legen. Das müssen wir, das muss Joe Biden den Wählern bewusst machen können. Während und kurz nach Trumps Präsidentschaft war diese Wahrnehmung unter den Wählern stärker, aber im Moment sind viele von ihnen desillusioniert. Liegt das an Bidens Schwäche? Nein, das liegt aus meiner Sicht daran, dass Donald Trump in diesem Moment nicht am Hebel sitzt. Dadurch nehmen Wählerinnen und Wähler die Bedrohung, die Donald Trump und seine Politik darstellen, weniger wahr. Das ist aber vollkommen falsch. Donald Trump ist heute näher an einer Wiederwahl, als er es im Juli 2020 war. Hätte die Partei Alternativen, wenn er abtreten sollte? Selbstverständlich. Es gibt heute und für 2028 Nachwuchskandidatinnen und -kandidaten, die die Demokraten gut vertreten können und die die Herausforderungen, die wir in den USA und auf der Welt haben, gut meistern könnten. Wen meinen Sie? Es gibt mehrere Kandidaten, auf die man sich einigen könnte. Allen voran aber wäre seine Stellvertreterin, Vizepräsidentin Kamala Harris , eine natürliche Alternative als Kandidatin. Frau Chucholowski, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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