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Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Leogang und Combloux – Gehirnerschütterung und Reise-Chaos

Mit ein wenig Verspätung gibt's nun den Blog von Christian Textor aus Leogang und Combloux. Warum die Gehirnerschütterung aus Leogang nichts mit seinem DNF in Combloux zu tun hatte, lest ihr im Doppel-Race-Blog der letzten beiden Enduro World Cups.

Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Leogang und Combloux – Gehirnerschütterung und Reise-Chaos

Mit ein wenig Verspätung gibt’s nun den Blog von Christian Textor aus Leogang und Combloux – wobei es eigentlich ein Mix aus Race und Nicht-Race ist, denn in Combloux konnte Texi nicht am Start sein. Warum die Gehirnerschütterung aus Leogang damit allerdings nichts zu tun hatte, lest ihr im Doppel-Race-Blog der letzten beiden Enduro World Cups.

Hinweis: Auch Texis Blog aus Bellwald ist bereits in der Mache – dieser folgt kommende Woche.

Video: Full Leogan Enduro World Cup Race Day Raw with Texi

EDR Leogang

Also hier schon mal ein kleiner Recap zu Leogang. Es ist jetzt schon über zwei Wochen her, ich musste mir ein bisschen Zeit nehmen. Wie vielleicht der ein oder andere mitbekommen hat, bin ich in Leogang gestürzt. Als ich wieder nach Hause gekommen bin, habe ich echt gemerkt, dass ich ein paar Gehirnerschütterungssymptome hatte. Ich habe das im Rennen selbst gar nicht direkt so wahrgenommen, aber deshalb jetzt erst der Rennbericht, später mehr dazu.

Diashow: Enduro World Cup – Blog Christian Textor: Leogang und Combloux – Gehirnerschütterung und Reise-Chaos
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Ordentlich Spannung vor dem Enduro World Cup in Leogang.
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Nach der erfolgreichen DM bin ich natürlich motiviert und beflügelt nach Leogang angereist. Obwohl ich wusste, dass mir lange Runs nach wie vor fehlen, weil es dieses Jahr familiär einfach nicht drin ist. Ich hatte natürlich ein bisschen Respekt vor den langen Stages in Saalbach, die körperlich extrem hart sind. Da hilft alles Gymtraining und Fahren und Intervalle nichts, wenn du das nicht halten kannst. Biketime ist da definitiv ein Faktor.

Ich wusste, dass ich grundsätzlich in Leogang ein gutes Rennen fahren kann. Letztes Jahr hatte ich leider einen Platten auf einer Stage, war trotzdem knapp aus den Top 20 raus und hatte noch eine Rechnung offen mit Leogang. Ich wollte natürlich schauen, dass ich das verbessern kann. Von den ersten Rennen wusste ich auch, dass die Pace verfügbar ist, wenn ich ein gutes Wochenende habe. So bin ich angereist.

Ordentlich Spannung vor dem Enduro World Cup in Leogang.
# Ordentlich Spannung vor dem Enduro World Cup in Leogang.

Vorbereitung und Anreise

Es war sehr schlammig. Wir hatten noch einen großartigen Tag auf dem Rad vor dem Rennen mit Oisin O’Callaghan, Jack und Casper, also den Teammates. Leo Barich war auch dabei und wir haben einfach ein bisschen im Park geschreddet. Wir sind ein paar schlammige Strecken gefahren und hatten mega Spaß. Ich war gut drauf, motiviert und hatte Bock, in Leogang Gas zu geben. Ein echt guter Einstieg ins Rennwochenende.

Das erste Rennen der Saison war auch das erste Mal, dass wir ein kombiniertes Pitsetup hatten. In Polen, das ja locationmäßig ein bisschen zerstreut war, war es in Leogang das erste Mal so, dass wir mit dem Downhill-Team zusammen die Pits geteilt haben. Mit dem neuen, fetten Truck vom Mob war das natürlich ein Highlight und es herrschte ein richtig guter Vibe im Team, auch zwischen Enduro und Downhill. Das ist echt besonders bei uns im Team, dass wir alle gerne miteinander abhängen und eine gute Stimmung haben. Es sind nicht zwei unterschiedliche Lager, sondern wir haben auch vor dem Rennen mit dem Downhill-Team, zum Beispiel mit Oisin Laps gemacht und einfach Spaß gehabt auf dem Rad. Gute Vibes, gute Stimmung.

Rennvorbereitungen

Die Strecken in Leogang waren auf jeden Fall technisch anspruchsvoll. Nasse, glitschige Wurzeln, ein bisschen Bikepark-Stuff war natürlich wieder dabei, was Leogang so ausmacht. Ich glaube, alle Fahrer wünschen sich, dass wir in Zukunft mehr natürliche Strecken bekommen. Aber am Ende ist es für alle das Gleiche. Ich hatte Bock drauf, im Practice war ich mit Jack unterwegs und bin leider an einer Stelle unsanft zu Boden gegangen. Als ich die Sektion noch mal gefahren bin, bin ich direkt wieder gestürzt. Das war ein Dämpfer und ich hatte dann auch einen ziemlich steifen Nacken. Das war nicht so cool, aber wir haben uns nicht beirren lassen.

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# 20240606 UCI DHEDR WC Leogang SR38827

Der Renntag

Mein Race Day ist leider nicht gut gestartet. In der ersten Stage in Saalbach, wo ich echt motiviert war, hatte ich leider einen unspektakulären Sturz direkt oben am Start. Ich bin unsanft eingeschlagen, habe meinen Nacken extrem verkrampft als ich zu Boden gegangen bin und hatte ein bisschen Sternchen gesehen. Das war so Alarmstufe Rot für den Kopf, aber ich bin im Eifer des Gefechts wieder aufs Rad gesprungen, man macht irgendwie weiter. Das waren nur zwei, drei Sekunden mit den Sternchen, aber es hat gereicht, um mich aus dem Konzept zu bringen und ich war ein bisschen neben der Spur.

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# 20240606 UCI DHEDR WC Leogang SR39465

Dann bin ich an der ungünstigsten Stelle, vermutlich durch den Sturz unkonzentriert, unfokussiert einen Hang links runtergefahren. Ich habe extrem lange gebraucht, bis ich wieder auf die Strecke gekommen bin. Remy Gauvin, der 30 Sekunden nach mir gestartet ist, hat mich eingeholt. Ich habe ihn durchgelassen, weil er noch auf einem guten Run war, bin hinter ihm rein, habe meine Bremsen wieder gerichtet, ein bisschen Blut geleckt und ihn dann tatsächlich unten wieder eingeholt auf der Stage. Das Rennen war gelaufen, so 30, 40 Sekunden im Hang rumkraxeln, da ist das Gesamtergebnis natürlich durch.

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# 20240606 UCI DHEDR WC Leogang SR39264-Verbessert-RR
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Trotz des Sturzes wollte ich mir noch gute Stages reinholen, weil man kriegt ja weiterhin Punkte und man will ja gucken, was geht. Also weiter zur nächsten Stage, der X-Line, der physisch härtesten Stage. Ich bin schon ein bisschen tight gefahren, nicht richtig frei gewesen und dachte mir, okay, nächste Stage, nächster Versuch.

Auf Stage 3 in Leogang, auf der ich das Jahr zuvor einen Platten hatte, wollte ich natürlich einen guten Run haben. Leider bin ich oben wieder gestürzt und habe gemerkt, dass ich Schwierigkeiten habe, mich zu konzentrieren. Wir hatten dann eine Pause in der Techzone, wo man sich wieder regroupen konnte.

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# 20240606 UCI DHEDR WC Leogang H8A4428

Schwierigkeiten und Entscheidung

In der Pause habe ich mit dem Gedanken gekämpft, ob ich aufhören soll. Ich habe in dem Moment gar nicht in Erwägung gezogen, dass ich eine Gehirnerschütterung haben könnte, aber ich habe einfach gemerkt, dass ich aus dem Konzept gebracht war. In Rücksprache mit Gunnar, unserem Teammanager, habe ich mich entschieden, weiterzumachen. Er sagte, mach dich nicht verrückt, geh raus, versuch die drei Stages anzugehen, positiv, frei zu sein, und wenn es nicht funktioniert, einfach runterrollen und aufhören.

Im Endeffekt war ich froh, dass ich durchgezogen habe. Alle drei Stages in Leogang waren dann noch Top 30, obwohl ich nicht richtig fokussiert attackieren konnte. Es war gut für den Kopf, das so mitzunehmen. Am Ende bin ich auf dem 44. Platz gelandet. Kein tolles Ergebnis, aber durchgezogen und kein DNF verbucht. Das war unter den Umständen auch ein Erfolg.

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Fazit und Ausblick

Ein toughes Rennen für mich. Mega cool zu sehen, dass mein Teamkollege Casper einen sehr starken vierten Platz einfahren konnte. Für Jack lief das Rennen leider ähnlich bescheiden. Er hatte auf der ersten Stage direkt einen Platten und hat viel Zeit verloren. Max Pfeil unter den Deutschen ist leider stark eingeschlagen, hat sich extrem das Schienbein geprellt und musste aus dem Rennen raus. Es war ein umkämpfter Tag und viele hatten Struggle.

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Nach dem Rennen habe ich noch das Downhill-Rennen als Zuschauer mitgenommen und das Team unterstützt.

Als ich wieder zuhause war, habe ich dann gemerkt, dass ich Probleme mit meiner Balance hatte, was total merkwürdig war. Ich stand am Hang und konnte nicht mehr einschätzen, wie schräg der Hang ist, wie weit ist die Kurve weg. Ich habe dann realisiert, dass ich Symptome einer leichten Gehirnerschütterung hatte. Zuhause habe ich mich ausgeruht und versucht, keine Bildschirme anzuschauen und definitiv kein Fahrrad anzupacken.

Keine optimale Vorbereitung für das, was als Nächstes in Frankreich kam. Ich hatte die Hoffnung, vorher nochmal mehr aufs Rad zu kommen, was jetzt natürlich nicht möglich war. Aber ich wollte in Frankreich versuchen, an den Start zu gehen. Ich habe schon wieder trainiert und langsam angefangen, Rad zu fahren. Wenn es in Frankreich nicht geht, muss ich abbrechen. Das ist der Stand der Dinge.

Jetzt geht es direkt nach Frankreich, obwohl familiäre Sachen aktuell auch meine Zeit beanspruchen. Ein bisschen Notlaufprogramm, aber wir geben nicht auf. Ich freue mich auf das Fahrradfahren in Frankreich und hoffe, dass der Kopf mitmacht.

Nicht-Rennen in Combloux

Rennbericht oder auch Nicht-Rennbericht zum Combloux World Cup Enduro Runde Nummer 4. Ja, was soll ich sagen? Leider ein DNS, mein erster DNS überhaupt, glaube ich, und definitiv im Enduro oder Enduro World Cup. Es war super hart und nicht leicht. Es hat echt wehgetan, nicht dabei zu sein. Als ich von Leogang nach Hause kam, hatte ich eine leichte Gehirnerschütterung. Es kristallisierte sich heraus, dass ich wirklich eine leichte Gehirnerschütterung hatte. Ich musste ohnehin erst mal ruhig machen und habe mir echt Zeit genommen. Da war es ohnehin dann noch ungewiss, ob ich in Combloux überhaupt schon wieder fahren kann und am Start sein kann.

Dann kam leider noch dazu, dass meine Frau zu Hause krank geworden ist und ich einfach unterstützen wollte und musste. Wir haben dann mit dem Team zusammen den Plan geschmiedet, dass ich so spät wie möglich runterfliege und die ganzen Geschichten wie Trackwalk und ein bisschen Shakedown, einfahren, auslasse und wirklich nur das Rennen mitnehme. Direkt nach dem Rennen wollte ich wieder nach Hause fliegen, sodass ich nur drei Tage weg bin. Das war eigentlich ein guter Plan für die Situation.

Vorbereitungen und Probleme

Zwei Tage bevor ich fliegen sollte, bin ich noch eine Runde im Bikepark in Winterberg gefahren, um zu sehen, wie sich mein Kopf anfühlt. Es war okay, auch wenn es sicherlich nicht mit dem Racen zu vergleichen ist. Ich hatte das Gefühl, dass ich mehr oder weniger ready bin. Dann wollten wir am Mittwoch fliegen. Der erste Flug wurde schon gecancelt, der zweite dann auch, der dritte wurde aufgeschoben. Plötzlich war es kein Direktflug mehr, sondern mit einem Stopover. Es war ungewiss, ob wir es überhaupt noch bis nach Genf schaffen würden, und wahrscheinlich müssten wir einen Mietwagen in Zürich nehmen. Der Plan wurde immer heikler und ungewisser, ob ich es überhaupt bis zum Practice schaffen würde.

Abends um 10 Uhr wurde der dritte Flug auch gecancelt, weil unsere Start- und Landeerlaubnis abgelaufen war. In der Schweiz war die komplette Flugsicherung lahmgelegt wegen krassen Unwettern, was auch der Grund war, warum wir nicht fliegen konnten. Wir saßen in Frankfurt und hofften, das Gepäck früh genug rauszubekommen, um mit dem Auto runterzufahren. Das hat dann auch nicht funktioniert. Wir kamen erst am nächsten Vormittag wieder ans Gepäck.

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Es war klar, dass es, wenn überhaupt, nur ein Blind Race für mich werden würde. Dann stellte sich die Frage: Risk versus Reward. Macht es überhaupt noch Sinn für mich, mitzufahren? Das Herz sagte ja, der Kopf sagte nein. Ich hatte voll Bock drauf und wollte natürlich kein Rennen auslassen, aber es wäre unvernünftig gewesen.

Punktemäßig hatte ich nichts, wofür es sich lohnte, zu kämpfen. Das Ziel war overall irgendwie Top 20 oder egal, und dieses Ziel ist durch das Rennen in Leogang ohnehin in weite Ferne gerückt. In Combloux hätte ich frisch am Start sein müssen, mit ordentlicher Vorbereitung und allem, um zurückzukämpfen. Alles auf eine Karte zu setzen, wäre ein Risiko gewesen, das unter den Umständen nicht gerechtfertigt gewesen wäre. Insofern haben wir uns dazu entschieden, dass ich das Rennen nicht antreten würde.

Fazit und Ausblick

Das war eine echt harte Entscheidung. Es hat wehgetan, aber ich denke, im Rückblick war es die richtige und vernünftige Entscheidung. Nach 24 Stunden am Flughafen, mit Flugverschiebung und Gepäckrückholung, war ich wieder zu Hause. Ich habe das Beste aus dem Wochenende gemacht, Zeit mit meiner Familie genossen und konnte jetzt ein bisschen früher runterfahren fürs nächste Rennen.

Jetzt bin ich hier in Morzine, kann ein bisschen Biketime mitnehmen und hoffe, beim nächsten Rennen fitter und besser eingefahren am Start zu sein. Der Kopf fühlt sich soweit ganz gut an. Ich merke, dass ein bisschen Zeit gefehlt hat, aber grundsätzlich bin ich guter Dinge. Ich freue mich aufs nächste Rennen und bin einfach stoked, dass ich gerade Fahrrad fahren kann. Auch wenn wir Combloux leider weglassen mussten, was wirklich nach einem tollen Rennen aussah.

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Hattet ihr schon einmal eine Gehirnerschütterung vom Biken?


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Fotos: Rick Schubert

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