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"Ho, ich bin der Leithirsch": Gauck vergleicht Trump und Schröder mit Hitler

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck hat den ehemaligen US-Präsidenten und heutigen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump mit Adolf Hitler verglichen. Gauck konnte seinen schrägen Vergleich in der ZDF-Talksendung Markus Lanz vorbringen (etwa ab Minute 8:00). Widersprochen wurde ihm wie üblich nicht. Zunächst brachte der frühere Pastor nach einer entsprechenden Frage von Lanz sein Unverständnis für den Zuspruch zum Ausdruck, den Trump erfährt:

"Er hat ein besonderes Vermögen, also mit seiner Daseinsform, an eine bestimmte Schicht in der Wahlbevölkerung anzudocken. Die sehen in ihm etwas, das ich für fast unerklärbar halte, dass dieser Typ von ganz oben, finanziell gesprochen, sich da zum Retter der Armen und Entrechteten aufmantelt. Und die glauben ihm das. Ja, und dass evangelikale Christen an dem Lebenswandel eines solchen Menschen im Grunde keinen Anstoß nehmen, sondern sich total freuen, wenn er gewählt wird. Das sind alles Rätsel!"

Dann schweifte der greise frühere Bundespräsident zur Erklärung von Trumps Erfolg in die deutsche Geschichte – zu Hitler:

"Da ist ein Element kommunikativer Präsenz, das eben wirksam ist, völlig unabhängig davon, was der Mensch taugt oder wie er ist. Sie müssen sich mal an die deutsche Geschichte erinnern. Wir haben da einen bestimmten Typ, den nannten die Deutschen einen Führer. Und der hatte eine Gabe medialer Präsenz, die unglaubliche Auswirkungen hatte und verführerische Auswirkungen hatte, sodass ein ganzes Land nicht nur geführt, sondern verführt wurde. Einfach auch durch ein Talent oder eine Begabung in einer Weise, wie ein Teil der Bevölkerung es brauchte, da zu sein und zu signalisieren, ich kann das. Ja."

Damit nicht genug, es folgt noch ein Schwenk – zu dem früheren SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder:

"Ich will diese Leute nicht vergleichen, wenn ein junger Sozialdemokrat an irgendwelchen Türen rüttelt, und dann, da will er rein, er träumt davon, einmal Kanzler zu sein, er wird das dann, weil eine Wahlbevölkerung in ihm sieht, da ist einer, der an sich glaubt und der wie eine Leitfigur im Grunde den Stamm dazu bringt zu überleben in dunklen Zeiten und in Bedrohung und so weiter. Und dieses ganz basale Gefühl, ho, ich bin der Leithirsch."

Es folgt eine Art Zusammenfassung dieser ungewöhnlichen Gedankengänge:

"Und noch mal gesagt, ich vergleiche hier nicht Gerhard Schröder, an dem ich viel zu kritisieren habe, mit Donald Trump, aber ich spreche von der merkwürdigen Situation, dass wir Menschen, für die es eine Menge Kritikgründe gibt, dass die doch eine Wirksamkeit im öffentlichen Raum entfalten, wo ein erwachsener, kultivierter Mensch sagt, geht's noch? Ja?"

Gaucks Drang, politische Regungen, die man als volksnah oder "populistisch" bezeichnen könnte, mit Adolf Hitler zu vergleichen, kommt nicht überraschend. Bereits im vergangenen Jahr hatte Gauck der neuen Partei BSW wie auch der AfD "Elitenfeindlichkeit" vorgeworfen. Noch als Bundespräsident hatte er im Jahr 2016 erklärt:

"Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem, dass wir stärker wieder mit denen das Gespräch suchen."

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