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Olympia 2024: Sie geht als Champion – Kommentar zum Karriereende von Kerber

Angelique Kerbers Karriere ist vorbei. Zum Abschluss lieferte sie noch mal ein dramatisches Match ab. Sie konnte einfach nicht mehr. Angelique Kerber , trotz ihrer 36 Jahre fit wie ein Turnschuh, war nach drei Stunden Sandplatztennis gegen die Chinesin Qinwen Zheng am Ende ihrer Kräfte. Doch was die Bad-Oldesloerin im letzten Match ihrer Karriere auf dem Pariser Court Philippe Chatrier ablieferte, hätte ihr wohl niemand mehr zugetraut. Mit 3:6 stand sie im Tiebreak des dritten Satzes schon mit dem Rücken zur Wand – und kämpfte sich doch zurück zum 6:6. Wenige Sekunden später war es dann aber vorbei, Kerbers Vorhand Longline flog ins Netz – und ihre Kontrahentin sank vor Erschöpfung zu Boden. 8:6 für Zheng, Karriereende für Kerber. Respektables Ergebnis in Paris Angelique Kerber hat sich an diesem Mittwoch noch einmal von ihrer besten Seite gezeigt und mit Würde dem Profitennis Lebewohl gesagt. Mit Tränen in den Augen verabschiedete sie sich nach dem Match vom Publikum. "Diese Atmosphäre – besser hätte man sich ein letztes Spiel nicht vorstellen können", bilanzierte sie sichtlich aufgelöst ihren letzten Auftritt. Dass sie es überhaupt so weit geschafft hat, verdient große Anerkennung. Naomi Osaka, Jaqueline Cristian und Leylah Fernandez hießen die Gegnerinnen, die Kerber auf dem Weg in dieses Viertelfinale aus dem Weg geräumt hatte. Allein, dass sie die erste Runde gegen die vierfache Grand-Slam-Siegerin Osaka überstand, konnte schon als Riesenerfolg betrachtet werden. Denn seit Kerber nach ihrer Babypause auf die Tour zurückgekehrt war, hatte sie sportlich kaum große Erfolge feiern können. Umso bemerkenswerter ihr Sieg über die Japanerin. Alles, was danach folgte, war Bonus. Und Kerber fightete sich von Runde zu Runde, kämpfte sich in verloren geglaubten Ballwechseln zurück, trotzte der Hitze von Paris und eroberte so auch die Herzen des Publikums vor Ort. Es war diese Unnachgiebigkeit, dieses Kämpfen bis zum Ende, das Kerber in ihrer ganzen Karriere ausgezeichnet hat. Auch in ihrer Hochphase, dem Jahr 2016, als sie zwei Grand-Slam-Titel gewann, war Kerber selten die dominante, die "bessere" Spielerin auf dem Platz. Matchball abgewehrt in Runde 1 – es folgte der Titel Doch die Defensivspezialistin Kerber trieb ihre Gegnerin immer wieder in den Wahnsinn. Etwa als sie die US Open gewann und im Finale gefühlt jeden Ball ihrer Kontrahentin Karolina Pliskova zurück ins Feld brachte. Oder bei ihrem ersten großen Erfolg, dem Gewinn der Australian Open 2016, als sie in der ersten Runde gegen die Japanerin Misako Doi noch einen Matchball abwehren musste – um sich am Ende dann doch ihren großen Traum vom Grand-Slam-Titel zu erfüllen. Ihr wohl größter Triumph folgte zwei Jahre später in London. Wimbledon, Zwei-Satz-Sieg gegen die große Serena Williams , die sie schon in Australien bezwingen konnte. Einzig der Sieg bei den French Open ist ihr verwehrt geblieben. Sand, das war nie Kerbers liebster Belag. Paris und sie, das sagte sie selbst nach ihrem letzten Match, waren nie die besten Freunde. Ihr bestes Ergebnis in der französischen Hauptstadt war 2018 das Viertelfinale. Und auch bei den Olympischen Spielen endete nun die Reise in der Runde der letzten Acht. Es wäre wohl zu kitschig gewesen, hätte sich Kerber, seit Februar 2023 Mutter einer Tochter, noch mal mit einer Medaille verabschiedet. So war es dennoch ein mehr als versöhnlicher Abschied. Für Kerber endet nun eine Reise, in der sie vieles war. Vorbild, Kämpferin – und Champion. Als ein solcher verlässt sie jetzt die große Bühne. Auch ohne Edelmetall in Paris.

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