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Antarktis: Forscher fürchten nach Hitzewelle Kollaps der Eisschilde

Auch im Juli hält die Hitzewelle in der Antarktis an. Polarforscher zeigen sich besorgt ob der hohen Temperaturen. In der Antarktis sind im Juli erneut Temperaturen gemessen worden, die über den normalen Werten liegen. Im Mittel lagen sie 10 Grad höher als üblich, an einigen Tagen stieg die Temperatur aber um 28 Grad höher als gewöhnlich. Die Region ist derzeit weitgehend dunkel, das Thermometer zeigt um die –55 Grad an. Dennoch hat eine Hitzewelle den Kontinent im Griff, die drastische Auswirkungen haben könnte. Michael Dukes, Leiter der Vorhersageabteilung des britischen Wetterservice MetDesk, sagte dem "Guardian", dass zwar einzelne Tageshöchsttemperaturen überraschend seien, der durchschnittliche Anstieg über den Monat aber weitaus bedeutender sei. Die größte Hitzewelle in der Antarktis ereignete sich im März 2022, als die Temperaturen an der Ostküste der Antarktis um 39 Celsius über dem Normalwert lagen. Proben von Eiskernen zeigen und daraus entwickelte Modelle zeigen, dass sich die Region um den Südpol doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Erde. Die Modelle der Klimawissenschaftler sagen seit Langem voraus, dass die bedeutendsten Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels die Polarregionen betreffen würden, "und dies ist ein gutes Beispiel dafür", sagte er, "in der Antarktis kann diese Art der Erwärmung im Winter und in den Sommermonaten zu einem Kollaps der Eisschilde führen." Der Juli war der erste Monat, in dem die Temperaturrekorde vom Vorjahr nicht gebrochen wurden. Dennoch lagen die Werte noch 0,3 Grad über denen der Jahre zuvor, so der "Guardian". Der amerikanische Klimawissenschaftler Zeke Hausfather sieht die Erwärmung der Antarktis als Ursache für weltweite Trends. "Die Antarktis als Ganzes hat sich in den letzten 150 Jahren zusammen mit der Welt erwärmt, so dass jede Hitzewelle von dieser erhöhten Ausgangsbasis ausgeht", sagte er. "Aber man kann mit Sicherheit sagen, dass der größte Teil des Anstiegs im letzten Monat auf die Hitzewelle zurückzuführen ist." Störung im Polarstrom als Ursache Wissenschaftler sehen als unmittelbaren Auslöser des Temperaturanstiegs in der Antarktis eine Veränderung im Polarstrom, einem System aus kaltem Wind und niedrigem Druck in der Stratosphäre über den Polen . Dieser Strom sei durch Einfluss aus der Atmosphäre geschwächt worden, was einen Temperaturanstieg zur Folge hatte, erklärte die Forscherin Amy Butler der "Washington Post." Die Erwärmung 30 Kilometer über dem Erdboden hat den Gürtel westlicher Winde um die Antarktis geschwächt, der als Jetstream bekannt ist. Dadurch konnte kalte Luft, die normalerweise in der Nähe des Südpols eingeschlossen ist, nach Norden in Richtung Neuseeland , südliches Afrika und südliches Südamerika strömen, wie wenn man die Kühlschranktür offen lässt. Da so Kälte aus der Ostantarktis entweichen konnte, stiegen die Temperaturen dort als Reaktion darauf dramatisch an. Edward Blanchard, ein Atmosphärenforscher an der University of Washington , sagte der "Post", es handele sich um ein "rekordverdächtiges" Ereignis. "Es ist wahrscheinlich, dass weniger Meereis und ein wärmerer südlicher Ozean um den antarktischen Kontinent die Würfel für ein wärmeres Winterwetter über der Antarktis 'lädt'", sagte er. Der Züricher Wissenschaftler Jonathan Wille sagte dem Guardian, dass die Hitzewelle zwar im Zusammenhang mit der erwärmten Stratosphäre der Südhalbkugel stehe. Unklar sei aber noch, welchen Anteil der Klimawandel daran habe. Solche Ereignisse seien sehr selten. Man müsse weitere Forschungen abwarten, um die Auswirkungen abschätzen zu können.

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