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Börsen: Dax knickt ein – folgt der Crash in den USA?

Die Angst vor einer Rezession in den USA hat die Börsen erfasst. Nach Kursrutschen in Asien verliert auch der deutsche Leitindex Dax deutlich. Wie weit geht es noch abwärts? Der Dax hat am Montag seinen jüngsten Kursrutsch fortgesetzt. Angesichts eines Ausverkaufs an den asiatischen Aktienmärkten fiel der deutsche Leitindex auf 17.100 Punkte. Zu Handelsbeginn hatte der Dax mehr als drei Prozent eingebüßt und den tiefsten Stand seit Februar erreicht. Zudem sank das Börsenbarometer unter die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittslinie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend gibt. "Man mag das Wort Crash an der Börse ungern in den Mund nehmen, aber an diesem heutigen Montagmorgen fühlt es sich ganz danach an", sagte Börsenstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Die Anleger reagierten auf den scharfen Kurseinbruch an den asiatischen Börsen: In Tokio fiel der Leitindex Nikkei 225 um 12,4 Prozent auf 31.458 Punkte, verlor damit seit dem jüngsten Rekordhoch mehr als 20 Prozent und verzeichnete den größten Tagesverlust seit 37 Jahren, also seit 1987. Börsianer sprechen von einem Bärenmarkt, wenn die Kurse innerhalb kurzer Zeit um 20 Prozent und mehr einbrechen. "Vor diesem Hintergrund kann man beim Minus des Deutschen Aktienindex fast schon von Stabilität sprechen", sagte Experte Molnar. Der Dax notierte am Mittag knapp 2,2 Prozent schwächer bei 17.272 Punkten. Rekord-Tagesverluste in Asien Auch an den anderen wichtigen Handelsplätzen Asiens wurden heftige Kursverluste verzeichnet. In Seoul etwa sackte der Leitindex Kospi um 8,8 Prozent ab, und in Taipeh verlor der Taiex 8,4 Prozent. Es war auf Schlusskursbasis der größte jemals gesehene Tagesverlust. An den asiatischen Börsen litten Technologiewerte. Auslöser war offenbar ein Bericht, dass der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz (KI) das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally. Sorge vor Rezession in den USA Zudem verschreckte die Sorge vor einer womöglich harten Landung der Konjunktur in den USA die Investoren. Denn in der Folge könnte auch die Weltwirtschaft schwächeln. Der Ausverkauf begann bereits am vergangenen Freitag und setzte sich am Montag fort. Kritiker sehen die Schuld dafür auch bei der US-Notenbank Fed, die an ihrer Hochzinspolitik bislang festhält. Auslöser der Kursturbulenzen waren unter anderem überraschend schlechte Arbeitsmarktdaten und ein Rückgang des privaten Konsums, der mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht. Hinzu kommen eingetrübte Gewinnaussichten und steigende Kosten für Künstliche Intelligenz (KI) von US-Technologieunternehmen. "Das Wachstum im Bereich Künstliche Intelligenz kommt mit enormen Kosten daher, was die hohen Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt", erläuterte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Quartalsergebnisse der großen Tech-Konzerne haben weltweit zu Enttäuschung geführt. Amazon , Apple und Intel konnten mit ihren Bilanzen die hohen Markterwartungen nicht erfüllen. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA ist damit gestiegen. Die Ökonomen der US-Investmentbank Goldman Sachs schätzen sie für die kommenden zwölf Monate auf 25 Prozent, zuvor waren sie nur von 15 Prozent ausgegangen. Noch pessimistischer sind die Analysten von JPMorgan, die die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession auf 50 Prozent beziffern. Konfliktgefahr im Nahen Osten Das Risiko eines Konflikt-Flächenbrands im Nahen Osten sei eine weitere "Zutat im bitteren Nachrichten-Cocktail", erklärte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. Israel und die USA bereiten sich auf eine mögliche Eskalation vor, nachdem der Iran und seine Verbündeten Hamas und Hisbollah Vergeltung für den Tod wichtiger Anführer angekündigt hatten. Dies begrenzte die Verluste am Ölmarkt, der ebenfalls wegen Konjunktursorgen unter Druck stand. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich jeweils um knapp ein Prozent auf 76,27 und 72,93 Dollar je Fass (159 Liter). Rezessionsangst belastet Nebenwerte Die Angst vor einer Rezession in den USA belastet besonders die Aktien aus den hinteren Reihen der Börse. Der MDax der mittelgroßen Werte verlor 2,68 Prozent und fiel auf 23.808,28 Punkte. Der Nebenwerteindex SDax sank um 3,1 Prozent. Mittelgroße und kleinere Unternehmen sind in besonderem Maße vom Konjunkturzyklus abhängig. In Europa ging es ebenfalls stark nach unten. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , verlor 2,3 Prozent. Zudem wird erwartet, dass die US-Technologiewerte einbrechen könnten. Wie sehr in New York die Verunsicherung um sich greift, zeigt ein Blick auf das Angstbarometer VIX. Dieses misst die Schwankungsintensität an den Aktienbörsen und erreichte am Montag den höchsten Wert seit Mitte 2020. Kryptomarkt unter Druck Zu Wochenbeginn meiden Anleger riskante Anlagen, was sich auch bei den Kryptowährungen zeigt. Der Bitcoin verlor weiter an Boden und fiel auf der Handelsplattform Bitstamp auf 49.650 US-Dollar , den tiefsten Stand seit Februar. Andere Digitalwährungen wie Ethereum und Ripple verloren bis zu rund 20 Prozent. "Alles, was mit Risiko zu tun hat, wird in solchen Momenten gemieden", konstatierte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Starke Verluste bei Dax-Werten Im Dax gab es fast nur Verlierer. Aus den Depots der Anleger wurden vor allem stärker konjunkturabhängige Werte entfernt. Die Titel des Online-Modehändlers Zalando , des Sportartikel-Herstellers Adidas und des Essenslieferdienstes Delivery Hero rutschten um bis zu knapp sechs Prozent ab. Unter Druck gerieten auch die Aktien des Kupferproduzenten Aurubis , die 6,5 Prozent verloren, obwohl die Quartalszahlen nur leicht unter den Markterwartungen lagen. Am Index-Ende fielen die Aktien des Onlinehändlers Zalando um knapp acht Prozent. Einen Kurseinbruch von mehr als 15 Prozent erlitten am MDax-Ende die Papiere von United Internet . Der Internet- und Telekommunikationskonzern hatte nach dem vorübergehenden Ausfall des Mobilfunknetzes seiner Tochter 1&1 die Erwartungen an das Gesamtjahr etwas gesenkt. Deren Aktien sackten als Schlusslicht im SDax um 18 Prozent ab. Aktiencrash an US-Börsen voraus? Jetzt richten sich alle Augen auf die USA: Der amerikanische Dow Jones schloss am Freitag mit einem Minus von 1,5 Prozent. Im vorbörslichen Handel verliert der Dow Jones 1,88 Prozent, der marktbreite S&P 500 2,7 Prozent und der Technologiewerte-Index Nasdaq 100 fiel um 4,1 Prozent auf 17.670 Punkte. Es ist jedoch zu befürchten, dass die US-Börsen nach Handelsbeginn (heute um 15.30 Uhr deutscher Zeit) deutlich nachgeben werden. Denn die Käufe und Verkäufe der Spekulanten deuten darauf hin, dass sich der Abwärtstrend in den USA fortsetzen wird. Angstindex steigt auf höchsten Stand seit Oktober 2020 Die jüngsten Marktturbulenzen haben den CBOE Volatility Index, kurz VIX, um rund 50 Prozent auf 35,16 steigen lassen, den höchsten Stand seit Oktober 2020. Der starke Anstieg des Angstbarometers kommt inmitten eines breiten Ausverkaufs an allen Aktienmärkten weltweit, der durch den Einbruch des japanischen Nikkei-Index um 12,4 Prozent auf ein 7-Monats-Tief ausgelöst wurde und ein Verlustniveau markiert, das seit der globalen Finanzkrise 2011 nicht mehr erreicht wurde. Der viel beachtete VIX-Index misst die Markterwartungen in Bezug auf die kurzfristige Volatilität. Er spiegelt die Stimmung und die Ängste der Anleger wider, wobei höhere Werte auf eine erhöhte Marktunsicherheit und potenzielle Turbulenzen hindeuten. Der Index wird häufig als Barometer für das Marktrisiko und die Anlegerstimmung verwendet.

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