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Bangladesch: Nobelpreisträger Muhammad Yunus wird Übergangsregierung leiten

Nach Massenprotesten in Bangladesch und der Flucht von Regierungschefin Scheich Hasina ist nun klar: Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus wird eine Übergangsregierung leiten. Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus soll die Übergangsregierung in Bangladesch leiten. Dies teilte das Büro von Präsident Mohammed Shahabuddin am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) mit. Yunus hatte sich zuvor bereiterklärt, nach der Flucht von Regierungschefin Scheich Hasina aufgrund von Massenprotesten das Amt des Übergangsregierungschefs zu übernehmen. "Die Übergangsregierung ist nur der Anfang. Wirkliche Befriedung kann es nur mit freien Wahlen geben. Ohne Wahlen gibt es keinen Wandel", sagte Yunus, der in den Achtzigerjahren mit der Vergabe von Mikrokrediten Millionen von Menschen in dem südasiatischen Land aus der Armut geholfen hatte. 2006 wurde dem Wirtschaftswissenschaftler dafür der Friedensnobelpreis verliehen. Demonstranten hatten Amtssitz gestürmt "Wir vertrauen Dr. Yunus", hatte zuvor einer der Anführer der Bewegung Studenten gegen Diskriminierung (SAD), Asif Mahmud, im Onlinedienst Facebook erklärt. Unterdessen löste der Präsident des Landes am Dienstag das Parlament auf, zudem kam die Oppositionsführerin und ehemalige Regierungschefin Khaleda Zia aus dem Hausarrest frei. Die seit 15 Jahren herrschende Hasina war am Montag nach wochenlangen und teils gewaltsamen Massenprotesten aus Bangladesch geflohen. Zuvor hatten Demonstranten unter anderem ihren Amtssitz gestürmt und Fernsehstationen in Brand gesetzt. Armeechef Waker-Uz-Zaman kündigte die Bildung einer Übergangsregierung an. "Es ist Zeit, der Gewalt ein Ende zu setzen", betonte er. Mit mindestens 122 Toten war der Montag der blutigste Tag der seit Anfang Juli andauernden Proteste. Diese richteten sich zunächst gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst. Nach und nach wurde allerdings der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin das Ziel der Protestbewegung, der sich Millionen von Menschen aller Bevölkerungsschichten anschlossen. Mehr als 400 Tote bei Protesten Dabei kam es immer wieder zu Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern der Regierung. Zudem schossen Sicherheitskräfte mit Gewehren in die Menge. Nach AFP vorliegenden Zahlen wurden insgesamt mindestens 413 Menschen getötet. Am Dienstag blieb es in den Straßen der Hauptstadt Dhaka weitgehend ruhig. Zahlreiche Geschäfte öffneten wieder, am Flughafen wurde der internationale Flugverkehr wieder aufgenommen. Vor einem Gebäude des Militärgeheimdienstes warteten Mütter von einigen der vielen hundert politischen Gefangenen, die unter Hasina heimlich inhaftiert worden waren. Die 76-jährige Hasina war im Januar in einer umstrittenen Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller.

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