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US-Wahl 2024: Harris und Walz treten erstmals als Demokraten-Duo auf

Es ist ein bedeutender Auftritt: Kamala Harris stellt ihren frisch verkündeten Vize Tim Walz vor den demokratischen Anhängern vor. Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und ihr Vize Tim Walz sind erstmals bei einer gemeinsamen Wahlkampfveranstaltung aufgetreten. Das Duo wurde in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania mit tosendem Jubel von Anhängern ihrer Partei empfangen. Nur wenige Stunden zuvor hatte Harris verkündet, dass sie mit Walz als Running Mate" ins Rennen ums Weiße Haus geht. Der 60-Jährige ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher lange als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Vor seiner politischen Laufbahn war er Lehrer und Footballtrainer an einer Highschool. Hier lesen Sie mehr über den Kandidaten Walz. Harris erklärt ihre Entscheidung für Walz Mit Walz habe sie eine Führungspersönlichkeit an ihrer Seite, sagte Harris in Philadelphia. Er sei "die Art von Vizepräsident, die Amerika verdient". "Wir kämpfen für eine Zukunft, in der wir unsere grundlegendsten Freiheiten verteidigen". Die Demokratin bemühte in ihrer Rede außerdem das im US-Wahlkampf viel genutzte Bild des amerikanischen Traums: "Nur in Amerika" sei es möglich, dass "zwei Kinder aus der Mittelschicht – eine Tochter aus dem kalifornischen Oakland, die von einer arbeitenden Mutter aufgezogen wurde und ein Sohn aus Nebraska, der auf einer Farm aufwuchs – es gemeinsam bis ins Weiße Haus schaffen". Sie habe sich auf die Suche nach einem Partner gemacht, der dabei helfen könne, eine bessere Zukunft aufzubauen. Eine Führungspersönlichkeit, "die unsere Nation eint und uns voranbringt. Ein Kämpfer für die Mittelschicht, ein Patriot, der wie ich an das außergewöhnliche Versprechen Amerikas glaubt", sagte Harris. Sie sei heute hier, weil sie eine solche Führungspersönlichkeit mit Walz gefunden habe, fuhr sie fort. Harris hob das politische Profil von Walz hervor, betonte dabei unter anderem seine Unterstützung für Militärveteranen, Gewerkschaften, das liberale Abtreibungsrecht und striktere Waffengesetze. Auch seine frühere Arbeit als Lehrer und Footballcoach feierte sie auf der Bühne. "Er ist der Typ Lehrer und Mentor, von dem jedes Kind in Amerika träumt", so Harris. Sein Lebenslauf stelle den von J.D Vance (Vizkandidat von Donald Trump) locker in den Schatten. Walz kritisiert Trump – und witzelt über seinen Vize Vance Nach Harris betrat Walz die Bühne. Er bedankte sich bei den Anwesenden für ihr Vertrauen und die Freude, die sie dem Duo entgegenbrachten. Vor den mehr als 10.000 Anhängern an der Temple University schilderte er einen Weg vom Kleinstadtjungen aus Nebraska über 24 Jahre Dienst in der Nationalgarde und als Sozialkundelehrer bis zum Gouverneur von Minnesota. "Es waren meine Schüler, die mich ermutigt haben, für ein Amt zu kandidieren", sagte er. "Sie sahen in mir, was ich ihnen vermitteln wollte: Engagement für das Gemeinwohl und den Glauben daran, dass ein Einzelner etwas bewirken kann." Dem Republikaner Trump war Walz vor, zu egoistisch für den Dienst für die Menschen in den USA zu sein. "Donald Trump– er sieht die Welt anders. Er weiß nicht das Geringste darüber, (der Nation) zu dienen, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, sich selbst zu dienen", sagte Walz. Er warf Trump zudem vor, die Wirtschaft absichtlich für seine eigenen Zwecke zu schwächen, Recht und Ordnung zu verhöhnen und "Chaos und Spaltung" zu säen. Walz thematisierte in einer Ansprache auch persönliche und schwierige Themen, darunter die Ängste von Kindern vor Schießereien an Schulen sowie die Pläne des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump , gegen Abtreibungen und künstliche Befruchtung (IVF) vorzugehen. "In Minnesota respektieren wir unsere Nachbarn für die persönlichen Entscheidungen, die sie treffen. Dazu gehört auch die IVF", sagte Walz. Er teilte mit, dass seine Tochter Hope dank künstlicher Befruchtung zur Welt kam und fügte hinzu: "Es war kein Zufall, dass wir unserer Tochter bei ihrer Geburt den Namen Hoffnung gegeben haben". Er äußerte sich kämpferisch gegenüber seinen politischen Gegnern: "Wir werden unsere politischen Differenzen nicht mit Gewalt, sondern mit Stimmen klären." Gleichzeitig warnte er vor den Plänen von Ex-Präsident Donald Trump und dessen Vorhaben, Freiheiten einzuschränken. "Glauben Sie ihm nicht, wenn er so tut, als wüsste er nichts. Er weiß genau, dass das Projekt 2025 unsere Freiheit einschränken wird." Zum Schluss lockerte Walz die Stimmung noch einmal auf und nahm eine Anspielung auf seinen republikanischen Rivalen JD Vance vor: "Ich freue mich schon darauf, gegen den Typen zu debattieren". Dabei spielte er auf eine weitverbreitete, aber haltlose Behauptung an, dass Vance in seiner Memoiren zugegeben habe, Sex mit einem Sofa gehabt zu haben: "Vorausgesetzt natürlich, er ist bereit dazu, das Sofa zu verlassen und zu erscheinen". Erste Reaktionen auf den Auftritt Die Wahl von Walz als Vizepräsidentschaftskandidat mit Regierungserfahrung, militärischem Hintergrund und der Fähigkeit, ländliche weiße Wähler anzusprechen, gilt als strategischer Schachzug der Demokraten. Pennsylvania, wo die erste Kundgebung stattfand, gilt als entscheidender Bundesstaat im voraussichtlich knappen Rennen zwischen Demokraten und Republikanern. Josh Shapiro, der als weiterer möglicher Vizekandidat galt und vor Harris und Walz auf der Kundgebung am Dienstag sprach, bekräftigte seine Unterstützung für das Duo und erklärte, Harris sei "kampferprobt und bereit zu gehen". Zuvor hatte Shapiro auf seine enge Freundschaft mit Walz verwiesen. Laut US-Medien besuchten die beiden gemeinsam ein Konzert von Bruce Springsteen . Das Publikum habe Walz bei seiner Rede außergewöhnlich stark angefeuert, hieß es von mehreren Beobachtern im Netz. Seit der Ankündigung von Walz als Vize hat das Team nach Angaben der Harris-Kampagne mehr als 20 Millionen US-Dollar an Spenden von der Basis gesammelt. Beobachter aus Medien und Politik kommentierten vorwiegend die fröhliche, aber auch kämpferische Stimmung, die das Duo bei ihrem Auftritt an den Tag legte. So bezeichnete der "New York Times"-Chefkorrespondent im Weißen Haus die Stimmung als "Fröhliche Krieger-Energie". "Die "Happy Warrior"-Energie der Harris-Walz-Kundgebung ist etwas, was wir in der amerikanischen Politik schon lange nicht mehr gesehen haben. Sie erinnert an Clinton-Gore '92. Das heißt nicht, dass sie gewinnen; viele Happy Warriors verlieren. Aber es ist eine ganz andere Dynamik als noch vor ein paar Wochen", schrieb Peter Baker auf X.

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