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US-Wahl: Donald Trump schießt gegen Harris und Walz – Das ist die Strategie

Kamala Harris hat Tim Walz als ihren "Running mate" vorgestellt. Trump und sein Team gehen sogleich zum Angriff über. Das ist ihre Strategie. Es sind noch drei Monate bis zu den US-Präsidentschaftswahlen. Drei lange Monate, in denen sich die politischen Lager aller Voraussicht nach bis aufs Äußerste bekämpfen werden. Einen Vorgeschmack auf das, was kommen könnte, liefert das Wahlkampfteam des republikanischen Kandidaten Donald Trump bereits jetzt. Ihr neuestes Angriffsziel: der jüngst vorgestellte Vize-Kandidat von Kamala Harris . Am Dienstag hatte sich Trumps demokratische Konkurrentin festgelegt: An ihrer Seite wird Tim Walz, Gouverneur des Bundesstaats Minnesota, als sogenannter Running mate in den Wahlkampf ziehen. Der 60-Jährige sei "die Art von Vizepräsident, die Amerika verdient", erklärte Harris vor Anhängern in Philadelphia. Mehr zum ersten gemeinsamen Auftritt von Harris und Walz lesen Sie hier. Trump und seine Entourage jedenfalls sehen das anders. Aktuelle Entwicklungen zur US-Wahl lesen Sie im Newsblog. "Albtraum eines jeden Amerikaners" Die Sprecherin von Trumps Wahlkampfteam, Karoline Leavitt, zeichnete die Kerbe vor, in die die Republikaner nun wohl gehäuft schlagen werden: "Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist", erklärte sie. Es sei der "Traum" des demokratischen Duos, die USA in ein weiteres Kalifornien zu verwandeln, "den Albtraum eines jeden Amerikaners". Donald Trump bezeichnete die beiden Demokraten auf seiner eigenen Plattform Truth Social als "das linksradikalste Duo in der amerikanischen Geschichte". "So etwas hat es noch nie gegeben und wird es auch nie wieder geben." Harris, die Trump "Kamabla" nannte, sei "verrückt", schob der 78-Jährige nach. Trump verpasst seinen politischen Gegnern oft teils beleidigende Spitznamen. So hatte er Harris zuvor unter anderem als "Lügende Kamala" und als "Kamala Crash" betitelt. Trumps Vize-Kandidat J.D. Vance sagte, dass Harris' Entscheidung für Walz zeige, "wie radikal" sie sei. Vance warf der Demokratin vor, "auf den Hamas-Flügel ihrer eigenen Partei gehört" zu haben. Trumps Team grub tagelang nach kompromittierenden Details zu Walz Laut einem Bericht des US-Senders CNN hat Trumps Team die vergangenen Tage damit verbracht, Recherchen zu allen möglichen Kandidaten für Harris' "Running mate" zu unternehmen. Bis Dienstag waren unter anderem der Gouverneur von Pennsylvania , Josh Shapiro, und Mark Kelly, US-Senator aus Arizona, als mögliche Kandidaten gehandelt worden. Nun ist es Tim Walz geworden – und Trump ist scheinbar vorbereitet. Die Strategie von Trumps Team ist dem Bericht zufolge, Walz "als jemanden darzustellen, der in den letzten vier Jahren im Gleichschritt mit den Progressiven war und ein wichtiger Verfechter der Politik der Regierung Biden ist". Harris habe jemanden gefunden, "der die gleichen verrückten Ideen hat wie sie", sagte ein Wahlkampfberater CNN. Dabei sollen sich die Attacken vor allem auf die vergangenen vier Jahre während der Präsidentschaft Bidens beziehen. Trumps Team musste nach dem Rückzug von Joe Biden aus dem Präsidentschaftsrennen seinen Kurs völlig neu justieren. Zuvor hatte man sich auf Bidens hohes Alter – der amtierende Präsident ist 81 Jahre alt – und seine Aussetzer bei öffentlichen Auftritten eingeschossen. Diese Strategie zieht bei Harris und Walz nicht mehr. Harris ist 59 Jahre und Walz 60 Jahre alt – sie sind damit fast 20 Jahre jünger als Trump. Lesen Sie auch: Biden lässt Trump alt aussehen – ein Kommentar Auf diese Punkte könnte sich Trumps Team einschießen In Walz sehen sie nun angeblich ein gefundenes Fressen. Zu Schwerpunkten der Kampagne gegen Harris' "Running mate" könnten folgende Themen zählen: Seine liberale Haltung in der Grenzpolitik, ihn als waffen- und polizeifeindlich zu bezeichnen, Walz mit der demokratischen Abgeordneten Ilhan Omar aus Minnesota sowie mit der Wirtschaftspolitik der Biden-Administration in Verbindung zu bringen und seine außenpolitische Bilanz infrage zu stellen. Als Gouverneur hat Walz Bemühungen zu einer Verschärfung des Waffenrechts unterstützt. Nachdem der Schwarze George Floyd im Mai 2020 in Minneapolis (Minnesota) bei einer Polizeikontrolle von dem Beamten Derek Chauvyn ermordet worden war, kritisierte Walz die Polizeigewalt scharf. Das sowie die danach ins Rollen gebrachte Polizeireform wiederum brachten ihm die Kritik seiner politischen Gegner ein. Die Abgeordnete Ilhan Omar, die für Walz' Bundesstaat im Repräsentantenhaus sitzt, hat zuletzt wegen ihrer scharfen Kritik am israelischen Vorgehen im Gazastreifen für Aufmerksamkeit gesorgt. Kritiker werfen der 42-Jährigen Antisemitismus vor. Auch Trump machte Omar während seiner Präsidentschaft immer wieder zur Zielscheibe. Unter anderem legte er ihr nahe, sie solle in ihr "Land mit korrupter Regierung" zurückgehen, um es aufzubauen. Omar stammt aus Somalia, sie bekam mit 17 Jahren die US-Staatsbürgerschaft. Walz kommt zwar aus einem Bundesstaat, der nicht zu dem engeren Kreis der bei der Wahl entscheidenden "swing states" gerechnet wird. Mit seiner Herkunft aus eher einfachen Verhältnissen, seinen früheren Erfahrungen als Soldat der Nationalgarde, Lehrer und Football-Trainer an einer High School sowie mit seiner bodenständigen und direkten Art soll er Harris jedoch helfen, noch unentschlossene Wähler der Mitte zu gewinnen und wahlentscheidende "swing states" zu erobern. Zugleich vertritt Walz auf mehreren Politikfeldern progressive Positionen, mit denen er Anklang beim linken Flügel der Demokratischen Partei findet. So trat er als Gouverneur auch für das Abtreibungsrecht ein.

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