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Der Bundesliga-Check - Teil 1

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Nach einer ereignisreichen Sommerpause startet bereits in neun Tagen die neue Saison mit dem Pokalspiel im Erzgebirge. Eine Woche später fordert Borussia den deutschen Meister zum Ligastart heraus. Bevor wir in unserem traditionellen Borussia-Check ausführlich die Aussichten der Fohlenelf durchleuchten, blicken wir in den kommenden Tagen auf die Konkurrenz. Den Anfang machen heute u. a. zwei Teams, die einen ihrer besten Spieler an Borussia verloren haben.

VfL Bochum (Christian Spoo)

Der VfL Bochum hat in der vergangenen Spielzeit den zweifelhaften Titel „Einzige Mannschaft, die zweimal gegen Borussia Mönchengladbach verloren hat“ errungen. Den Klassenerhalt schaffte das Team so knapp, wie es eben geht – im Elfmeterschießen des Relegations-Rückspiels. Mit einem nur bedingt bundesligatauglichen Kader gelang es Bochum vor allem über Kampf- und Mannschaftsgeist, den Abstieg zu vermeiden. In der Relegation auswärts noch einen 0:3 aufzuholen war der entscheidende Ausweis dieser Qualität. Spielerisch überzeugten während der Saison und besonders während der Entscheidungsspiele zwei Männer, die jetzt weg sind: Kevin Stöger und Bernardo. Stöger hat mit seinem Wechsel nach Gladbach den Abstiegskandidaten gewechselt, Bernardo galt auch lange als potenzieller Neu-Borusse, wird sich aber wohl Union Berlin anschließen. Mit Keven Schlotterbeck und Takuma Asano haben weitere Leistungsträger den VfL Bochum verlassen, außerdem die beiden Torleute Luthe und Riemann. Ob der bisherige Karlsruher Patrick Drewes oder der vom 1. FC Köln vor Jahresfrist ausgemusterte Timo Horn den Platz im Bochumer Tor ergattern, ist vor der Saison noch offen. Mit dem französischen U- und malischen A-Nationalspieler Ibrahimo Sissoko wurde ein Sechser verpflichtet, der Niederländer Dani De Wit von AZ Alkmaar soll Stöger ersetzen. Neu ist aber vor allem einer: Der Trainer. Peter Zeidler ersetzt den nach der Trennung von Thomas Letsch nur mäßig erfolgreichen Feuerwehrmann Heiko Butscher. Zeidler bevorzugt den Spielstil, der jahrelang europaweit als neuer Standard galt: Hohes Pressing. Dafür werden noch weitere Spieler gesucht: Mit den erwarteten bis zu 10 Millionen Euro für Bernardo will und muss der VfL weitere Transfers tätigen, um einen zumindest dem der vergangenen Saison ebenbürtigen Kader aufbieten zu können. Mit dem wird Bochum aller Voraussicht nach wieder bis zum Ende gegen den Abstieg spielen.

1. FC Heidenheim (Christian Spoo)

Die vergangene Saison war an erstaunlichen Geschichten nicht gerade arm. Der Durchmarsch von Bayer Leverkusen mit all seinen Begleiterscheinungen ließ dabei die anderen Überraschungsteams der Liga etwas in den Hintergrund rücken. In anderen Jahren wäre die Metamorphose des VfB Stuttgart vom Relegationsteilnehmer zum Vizemeister sicher noch stärker gewürdigt worden, vor allem aber hätten sich mehr Menschen für den FC Heidenheim begeistert. Ein Team aus der tiefsten schwäbischen Provinz startet als Abstiegskandidat Nr. 1 mit einem No-Name-Kader ins Abenteuer Bundesliga und qualifiziert sich auf Anhieb für das internationale Geschäft – und das ganz ohne wettbewerbsverzerrendes Gehoppe. Das war eine handfeste Sensation. Heidenheim, Hort der Be- und Bodenständigkeit. Was folgt auf eine solche Überraschungssaison? Die Mannschaft wird gerupft. Mit Beste ist der Beste weg – der Neu-Nationalspieler ist zu Benfica Lissabon gewechselt. Dazu ist mit Tim Kleindienst der Top-Torschütze der Premierensaison weg, er spielt lieber in Gladbach gegen den Abstieg als mit Heidenheim in Europa. Ebenso konnte der FCH den Bremer Leihspieler Eren Dinkci nicht fest verpflichten, er läuft künftig für den SC Freiburg auf. Was die Kaderstruktur angeht, bleibt Heidenheim sich treu: Die Abgänge werden nicht durch Spieler mit ähnlich hohem Marktwert ersetzt, sondern durch Akteure, denen man die Integration ins Gefüge und eine Leistungssteigerung in einer höheren Spielklasse zutraut: Mikkel Kaufmann von Union Berlin ist noch der namhafteste Zugang, wenngleich der Däne in seinem Jahr in der Alten Försterei nicht an seine Leistungen in der Zweiten Liga anknüpfen konnte. Weitere Neue kommen beispielsweise aus Paderborn (Conteh) und Ulm (Scienza). Große Hoffnungen setzt man in Heidenheim auf Leihspieler Paul Wanner. Der hat in der vergangenen Saison entscheidend zum Klassenerhalt des SV Elversberg in der zweiten Liga beigetragen, gilt aber als Kandidat für Größeres. Der 18-Jährige steht beim FC Bayern unter Vertrag und ist der jüngste Bundesligaspieler in der Geschichte des Rekordmeisters. Der soll nach seinem Gastspiel in Elversberg jetzt in Heidenheim weiter reifen, um absehbar bei den Bayern zu reüssieren. Als Zeichen der Beständigkeit darf in Heidenheim neben dem unaufgeregten Gebaren trotz Bundesliga und Conference-League der Trainerposten gelten. Frank Schmidt geht in sein 18. Jahr beim FCH, in der Stadt, in der er vor 50 Jahren geboren wurde. Dass der Verein die Doppelbelastung meistert und das Sensationsergebnis der vergangenen Saison wiederholt, wäre eine noch größere Überraschung als dieses Ergebnis an und für sich. Wahrscheinlicher ist, dass sich Heidenheim nach unten orientieren muss. Unmöglich ist freilich bei diesem Bundesliga-Kuriosum fast nichts. Und als sicher darf gelten, dass unabhängig vom Resultat auch in der nächsten Saison der Trainer des FCH weiter Frank Schmidt heißen wird.

Eintracht Frankfurt (Claus-Dieter Mayer)

Der 6. Platz war die zweitbeste Platzierung der SGE in der Bundesliga in den letzten 10 Jahren und hätte fast für die Champions League gereicht, also alles in Butter in Hessen? Nicht so ganz, denn trotz dieses Abschneidens kam es eher überraschend, dass Dino Topmöller nicht schon nach einem Jahr wieder gehen musste angesichts einer durchaus komplizierten Spielzeit für die Eintracht. Das hat viel damit zu tun, dass man seinen Starstürmer Kolo Muani erst in der allerletzten Sekunde der Transferperiode nach Paris verkaufen konnte und damit ein volles Bankkonto aber keinen Torjäger hatte. Marmoush stopfte die Lücke in der Hinserie zwar überraschend gut, aber auch der viel mehr auf Ballbesitz und defensive Stabilität ausgelegte Fußball von Toppmöller wurde zum Problem: Nachdem schon Hütter und Glasner den einstigen Krawall-Fussball (Büffelherde usw) der Eintracht in strukturiertere aber immer noch unterhaltsame Bahnen geleitet hatten, modifizierte Toppmöller den Frankfurt-Express zum Schlafwagen. Oft waren Eintrachtspiele 23/24 (von Ausnahmen wie einem 5:1 gegen die Bayern abgesehen) einfach nur langweilig und dröge. Auch als man dann in der Winterpause nachbesserte, wurde es nicht besser:  Ekitiké stellte sich zunächst als unfit raus, Kalajdzic verletzte sich bald schwer und van der Beek funktionierte gar nicht. So robbte man sich am letzten Spieltag mit etwas Hängen und viel Würgen über die Ziellinie und konnte den 6. Platz (den man seit dem Heimsieg am 16. Spieltag gegen Gladbach konstant besetzte!) verteidigen.

Angesichts der unbefriedigenden Rückrunde tut sich gar nicht so viel in Frankfurt. Zwei wichtige Einkäufe (Ekitiké, Koch) waren auch zuvor schon als Leihspieler im Kader, für die Offensive hat man sich in der zweiten Liga bedient: Can Uzun (18 Jahre) war beim FC Nürnberg der Shooting Star in der Vorsaison (16 Tore), während der 3 Jahre ältere Matanovic schon vorher bei der Eintracht unter Vertrag stand aber zuletzt nach Karlsruhe ausgeliehen war, wo er immerhin 14 Saisontreffer erzielte. Krisztian Lisztes (Sohn der gleichnamigen Gladbach-Legende) und Oscar Højlund (nicht zu verwechseln mit seinen Büdern Emil und Rasmus oder den anderen Tausenden von Højlunds, die man so in dänischen Telefonbüchern findet) gehören eher in die Kategorie „hoffnungsvolle Talente“, sodass der von Leeds ausgeliehene Verteidiger Rasmus Kristensen (27) einer der wenigen Neuzugänge mit echter Erfahrung ist.

Bei den Abgängen sind zunächst mal mit dem ewigen Makoto Hasebe und dem ewig verletzten Sebastion Rohde zwei absolute Vereinslegenden zu nennen, die sportlich zuletzt zwar nicht mehr eine tragende Rolle spielten, aber in der Mannschaftshierarchie sicher Lücken hinterlassen. Mittelfeldspieler Jakic wurde an Augsburg verkauft, Philipp Max zieht es nach Griechenland, während Ngankam nach Hannover ausgeliehen wird.

Vom großen Umbruch möchte man nicht sprechen, denn den hatte man eigentlich schon vor einem Jahr angekündigt. Die Frage ist eher, ob man die angefangene Arbeit nun erfolgreich beenden kann. Das vielleicht größte Fragezeichen steht dabei hinter dem Trainer. Einfach nur irgendwie um die internationalen Plätze herumzuspielen, wird in der zweiten Saison von Topmöller nicht reichen. Die Eintracht ist personell gut bestückt, hat auch die finanziellen Möglichkeiten noch nach zu legen, wenn der Trainer dies für nötig hält. Man erwartet, nun endlich auch auf dem Platz ein Konzept zu sehen, mit dem die Eintracht sich (wenn mögliche auf Jahre) in den oberen Regionen der Liga fest spielen kann. Bei einem schwachen Saisonstart wird die bereits im Frühjahr geführte Trainerdiskussion schnell wieder aufkommen und es könnte ungemütlich in Frankfurt werden, vor allem nach dem mit dem langjährigen Präsidenten Fischer eine wichtige integrative Figur abhandengekommen ist. Wie schnell man den Platz an der Sonne wieder verlieren kann, hat Borussia nach 2020 bewiesen; es wird ein entscheidendes Jahr für die Eintracht. Wir prognostizieren ein Abschneiden zwischen Platz 6-9.

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