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Messerangriff in Solingen: Mevlüde Gençs Geist jetzt gefragter denn je

Drei Tote beim Stadtfest in Solingen: Die grausame Tat kündet von einer schrecklichen Realität in Deutschland – und wird unselige politische Folgen haben. Solingen, schon wieder Solingen. Der Name dieser Stadt in Nordrhein-Westfalen und eine abgebrannte Ruine eines Fachwerkhauses stehen seit 30 Jahren auf fürchterlichste Weise für Mord aus Rassismus und Ressentiment heraus. Drei jugendliche Rechtsradikale hatten seinerzeit in der Nacht vom 28. auf den 29. Mai 1993 das Haus der türkischen Familie Genç angezündet. Fünf Menschen starben in den Flammen. Nun sieht es so aus, dass die Stadt abermals von Mord aus Rassismus und Ressentiment heraus Schauplatz eines dreifachen Mordes geworden ist. Mit einem Messer hat ein flüchtiger Täter drei Menschen auf einem Fest zum 650-jährigen Bestehen der Stadt erstochen. Aus dem Ort, wo die Leute jedweder Herkunft und Abstammung zur gemeinsamen Freude, zum Feiern und zum Fröhlichsein zusammengekommen waren, ist ein Ort des Grauens geworden. Die Informationslage ist noch dünn. Aber sollte sich erweisen, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat, dann wäre Solingen zum zweiten Mal in relativ kurzer Zeit zum Schauplatz einer schrecklichen Bluttat geworden. Einer Tat, die ihre Wurzeln in Hass auf Menschen anderer Herkunft und aus einem anderen Kulturkreis hat. Das Messer ist zur Alltagswaffe geworden Ausgerechnet in der Messerstadt Solingen (sie ist bekannt und weltberühmt für die erstklassigen Klingen, die dort aus dem gleichnamigen Solingen-Stahl hergestellt wurden) ist nun das Messer abermals zum Mordwerkzeug geworden. Das Messer ist mittlerweile eine Alltagswaffe in Deutschland. Da gibt es nichts zu relativieren. Das ist ein eindeutiger Befund, belegt von den Kriminalitätsstatistiken der vergangenen Jahre, die auch belegen, welche Tätergruppe vor allem zu dieser Waffe greift. Alle, die bislang verlacht oder abgelehnt haben, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser ein schärferes Anti-Messer-Gesetz für den öffentlichen Raum auf den Weg bringen möchte, sollten noch einmal tief in sich gehen. Natürlich verhindert solch ein Gesetz nicht automatisch und hundertprozentig solche fürchterlichen Ereignisse. Aber die Wahrscheinlichkeit wird natürlich verringert. Wenn es verboten ist, ein Messer zu tragen und die Polizei das anlassbezogen überprüfen darf, dann ist auch zu Recht davon auszugehen, dass man dem Messermord damit jedenfalls etwas Einhalt gebietet. Jedenfalls mehr als ohne ein solches Verbot. Zum Picknick reicht auch eine Klinge von sechs Zentimeter Länge, wie das jetzt geplant ist als Limit. Für einen Mord dagegen nur begrenzt. Nach Angaben von Augenzeugen soll der Täter von Solingen "Allahu Akbar" gerufen haben. Wenn sich diese Motivlage bestätigen sollte, dann ist auch abermals klar: Mit der Grenzöffnung 2015 und einer seither schicksalsergebenen Migrationspolitik sind vermehrt Menschen ins Land gekommen, die zum Teil ein archaischeres Verständnis und Menschenbild mitgebracht haben. Eines, das ein anderes Menschenleben nicht so unantastbar macht, wie es die westlich-europäische Zivilisation über Jahrhunderte etabliert hat. Davon kündet auch der kaltblütige Mord auf dem Bahnsteig von Frankfurt vor wenigen Tagen. Offenbar ist da auf deutschem Boden Blutrache geübt worden, ein Ritus, der uns Europäern wie ein Echo aus jahrhundertelange her liegenden Zeiten vorkommt. Auswirkungen auf die Ostwahlen sind programmiert Messermorde und Blutrache, das gehört nun leider auch zu Deutschland. Und das in Frankfurt und Solingen kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Mehr Westen als Frankfurt am Main und Solingen geht kaum. Aber diese erschreckenden Ereignisse werden einer AfD , die in Teilen in ihren Ansichten nicht weit weg ist von den Solingen-Tätern von 1993, mit großer Sicherheit weiteren Auftrieb auf den letzten Wahlkampfmetern geben. Was die Mehrheitsgesellschaft, die sich in diesem Szenario ohnmächtig fühlt, tun kann? Sich ein Beispiel an Mevlüde Genç nehmen. Diese Frau hat ihre engsten Angehörigen in der Solinger Brandnacht verloren, zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Und hat sich trotzdem oder gerade drum danach mit all ihrer Kraft für Versöhnung, Verständigung und Zusammenhalt eingesetzt. Mevlüde Genç hat dabei eine fast übermenschliche Größe an den Tag gelegt, die auch jetzt nach den Vorgängen von Frankfurt und Solingen von der Mehrheitsgesellschaft gezeigt werden muss, um dem menschenverachtenden Hass von beiden Seiten friedfertig die Stirn zu bieten.

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