Niclas Füllkrug: Holpriger Start bei West Ham – nur Anlaufzeit?
Erst vor wenigen Wochen wechselte Niclas Füllkrug nach England. Der Start bei seinem neuen Klub verlief holprig. Doch es besteht Hoffnung auf Besserung. Ein Stürmer wird tendenziell an Toren gemessen. Umso ärgerlicher ist es für ihn, wenn er nicht trifft – gerade, wenn er bei einem neuen Verein angeheuert und dieser in den Transfer eine Menge Geld investiert hat. Niclas Füllkrug befindet sich aktuell genau in dieser Situation. Für 27 Millionen Euro hat der englische Premier-League-Klub West Ham United den deutschen Nationalspieler Anfang August von Borussia Dortmund losgeeist. Doch bei seinen ersten Auftritten für seinen neuen Arbeitgeber konnte Füllkrug noch nicht rechtfertigen, warum die Londoner eine derart hohe Summe für den 31-Jährigen ausgegeben haben. Dreimal kam er bis jetzt zum Einsatz. Doch weder bei seinen beiden Auftritten als Einwechselspieler in der Liga noch bei seinem Startelfdebüt im Ligapokal am vergangenen Mittwoch wusste der Angreifer nachhaltig zu überzeugen. Viel schlimmer noch: In den sozialen Netzwerken machen sich einige englische Fans aufgrund einer Szene sogar über ihn lustig. BVB hat "West Ham bei Füllkrug-Deal betrogen" Auslöser für den Hohn im Netz war ein Sprint Füllkrugs in der 55. Minute in der EFL-Cup-Partie gegen den AFC Bournemouth. Der DFB-Star wollte in der entsprechenden Situation einen langen Ball in die Spitze erlaufen, stand aber schon beim Abspiel seines Mitspielers mehrere Meter hinter der letzten Linie an Verteidigern der Gäste und damit auch deutlich sichtbar im Abseits. Trotzdem jagte er der Kugel hinterher. Das Problem: Füllkrug wurde, noch bevor er den Ball erreichte, von einem Bournemouth-Spieler abgefangen. Dabei war dieser deutlich hinter ihm gestartet. Ein Nutzer auf X amüsierte sich aufgrund dieser Szene über Füllkrugs mangelnde Geschwindigkeit. Er schrieb zu einem entsprechenden Videoausschnitt: "Warum ist Füllkrug so langsam?" Ein weiterer User behauptete aufgrund des Videos gar, der BVB habe "West Ham bei diesem Füllkrug-Deal betrogen" und verwies zusätzlich darauf, dass dieser "hier im vollen Tempo" sei. Garniert wurde der Kommentar zudem mit drei Lach-Emojis. Unter einem dritten Videobeitrag verteidigten einige Fans Füllkrug wiederum und betonten, dass Sprints hinter die Abwehrkette nicht dessen Spielweise seien. Doch andere äußerten weitere scharfe Kritik an West Hams Neuzugang. "Füllkrug ist kein besonders guter Spieler. Die Leute sagen immer wieder, man solle sich nicht von internationalen Turnieren täuschen lassen, aber sie tun es trotzdem", kommentierte ein User und brachte damit zum Ausdruck, dass seiner Meinung nach Füllkrugs Leistungen bei der WM 2022 und EM 2024 offenbar besser gewesen sind als sie es jemals auf Vereinsebene waren. Ein anderer X-Nutzer formulierte seine Gedanken zu Füllkrug noch drastischer: "Ich habe es eine Million Mal gesagt, dass er der Flop der Saison wird." Füllkrug brauchte schon immer Anlaufzeit Dabei zeigt ein Blick auf die Statistik, dass eine vorschnelle Verurteilung dem Stürmer nicht gerecht wird. Denn Fakt ist: Fast überall, wo Füllkrug in den vergangenen Jahren neu aufschlug, brauchte er eine gewisse Anlaufzeit, um letztendlich zu funktionieren. Als er 2014 aus Fürth zum 1. FC Nürnberg wechselte, benötigte der damals noch junge Offensivmann 13 Spieltage, ehe er bei der Auswärtspartie in Sandhausen seinen ersten Treffer bejubeln konnte. In der folgenden Saison startete Füllkrug beim "Club" dann richtig durch, steuerte 14 Tore in der 2. Bundesliga bei. Es folgte der Wechsel zu seinem Herzensverein Hannover 96 im Sommer 2016. Doch auch bei den "Roten" hatte Füllkrug Anlaufschwierigkeiten. Wieder dauerte es 13 Spieltage, bis er den Ball erstmals im gegnerischen Kasten unterbrachte. Dem Treffer beim 2:0 gegen Aue folgten in seiner ersten Spielzeit am Maschsee dann noch vier weitere, darunter auch das entscheidende Tor im Derby gegen Eintracht Braunschweig . Am Ende der Saison stieg Füllkrug mit 96 in die Bundesliga auf – und wusste dort dann vollends zu überzeugen. 14 Tore steuerte er zum Klassenerhalt bei. In der Folgesaison ging es für 96 dann zwar wieder in die 2. Liga , doch Füllkrugs Schuld hielt sich in Grenzen. Er war über weite Strecken der Spielzeit verletzungsbedingt ausgefallen. Sein erster Treffer ist nur eine Frage der Zeit 2019 schlug Füllkrug dann wieder bei seinem alten Arbeitgeber Werder Bremen auf. Ein Kreuzbandriss direkt zu Saisonbeginn setzte ihn monatelang außer Gefecht. Trotzdem steuerte er vier Treffer in acht Spielen bei. Sechs kamen in der zweiten Werder-Saison dazu, in der er mit den Norddeutschen aber aus der Bundesliga abstieg. Für die Ablöse von 6,5 Millionen Euro, die nach Hannover geflossen waren, hatte man sich in Bremen zu diesem Zeitpunkt sicherlich mehr erwartet. Füllkrug und Werder, das schien im zweiten Anlauf keine Liebesgeschichte zu werden. Erst recht nicht, als Füllkrug bei seiner Rückkehr in die 2. Bundesliga wieder massive Anlaufprobleme offenbarte. Nach zehn Spieltagen hatte er erneut keinen Treffer auf dem Konto. Die 0:3-Pleite der Bremer in Darmstadt wurde für Füllkrug und seinen Klub zur Zerreißprobe. Ein Streit in der Kabine mit Clemens Fritz, Werders Leiter des Lizenzbereichs, bescherte ihm fast den Rauswurf. Doch es kam anders. Eine Woche später drehte Füllkrug nach seiner kurzzeitigen Suspendierung urplötzlich auf, jubelte in Sandhausen über sein erstes Saisontor und ließ dem Premierentreffer im Laufe der Spielzeit 18 weitere folgen, die Werder letztlich den Aufstieg bescherten. Ein Jahr später sicherte er sich mit 16 Treffern die Torjägerkanone – wohlgemerkt in der Bundesliga. Nationalspieler war er im Laufe der Saison ganz nebenbei auch geworden. Das alles rief vergangenen Sommer wiederum Borussia Dortmund auf den Plan. Der BVB verpflichtete Füllkrug. Nach drei Ligaspielen hatte der 17,25 Millionen teure Profi aber kein Tor erzielt. Am Ende waren es in der Liga jedoch zwölf, in der Champions League drei. Wie immer hatte Füllkrug nach Startschwierigkeiten seine Form gefunden. Das dürfte ihm und den Fans bei West Ham Hoffnung machen. Füllkrugs erster Treffer ist nur eine Frage der Zeit. Vielleicht ist es schon am Samstag so weit. Dann empfängt West Ham zu Hause den amtierenden Meister Manchester City (ab 18.30 Uhr live im Ticker bei t-online). Ein Tor gegen die Elf von Pep Guardiola wäre wohl die beste Antwort auf die Kritik an seiner Verpflichtung.