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"Düstere Zeiten": So reagiert das Ausland auf die Wahlen

Im Ausland schaut man sehr genau auf die Wahlen in den Bundesländern. Die Reaktionen auf die Ergebnisse sind pessimistisch. Vor allem einer könnte davon profitieren. Die Presse im Ausland blickt mit Sorge auf die Ergebnisse der Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. So schreibt etwa die österreichische Tageszeitung "Der Standard" : "Lägen Thüringen und Sachsen im Westen oder wäre am Sonntag in einem westdeutschen Bundesland abgestimmt worden – das Ergebnis für die Ampel hätte wohl auch nicht sehr viel besser ausgesehen. Die Koalition in Berlin gibt ein trauriges Bild ab. Man ist fertig miteinander, zusammen hält das unattraktive Dreierbündnis nur noch die Angst vor den Wählerinnen und Wählern. Und dann passierte kurz vor den Wahlen auch noch der schreckliche Anschlag von Solingen. Er legte nicht nur tatsächliche Versäumnisse offen, sondern auch Emotionen, die weder Ex-Kanzlerin Angela Merkel noch ihr Nachfolger Olaf Scholz begriffen haben: Die Menschen haben Angst. Gegen die Furcht kommen die Zahlen, Fakten und Beteuerungen des Kanzlers immer weniger an. Wie Scholz aus diesem Dilemma herauskommen will, wie er wieder Vertrauen gewinnen will, ist unklar. Deutschland erlebt gerade düstere Zeiten. Nach diesen beiden Wahlen wird der Weg nicht leichter. "Möglichkeit vorgezogener Neuwahlen" Die spanische "La Vanguardia" meint: "Die drei Parteien der Bundesregierung haben ein Debakel erlitten, insbesondere die beiden Juniorpartner." Mit Blick auf das schlechte Abschneiden von FDP und Grünen prophezeit das Blatt der Bundesregierung "ein schwieriges letztes Jahr" der laufenden Legislaturperiode. Dass diese für die Ampel vorzeitig enden könnte, schließt die Zeitung nicht aus und spricht von "der Möglichkeit vorgezogener Neuwahlen". Die italienische "La Stampa" wertet das Wahlergebnis in Deutschland als Steilpass für Wladimir Putin . Der Machthaber im Kreml reibe sich angesichts des Erfolgs der russlandfreundlichen Parteien AfD und BSW wohl schon die Hände: "Das Wahlergebnis verdeutlicht Scholz' Führungsschwäche von der Außen- bis zur Finanzpolitik. Jetzt blickt Europa in eine Zukunft, in der Freunde und Diener des Zaren inmitten von Trollen und Desinformation gedeihen." Der britische "Telegraph" sieht ebenfalls schon das Ende von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Horizont: "Olaf Scholz' Demütigung hinterlässt ein Machtvakuum im Herzen Europas. Die Tage des Kanzlers sind gezählt, nachdem die AfD die Wahlen in Thüringen mit mehr als 33 Prozent der Stimmen gewinnen konnte." Blick schon auf die nächste Wahl in Brandenburg Auf das Dilemma der CDU , deren Spitzenkandidat Mario Voigt in Thüringen nur mit der Linken und dem BSW koalieren kann, blickt die NZZ aus der Schweiz : "Die Christdemokraten sind in dem Bundesland nur noch ein Schatten ihrer selbst. Wie will Voigt unter diesen Bedingungen die Versprechen seines Wahlkampfs einlösen und einen wirtschaftsfreundlichen Kurs mit einer Abkehr von linken Gesellschaftsprojekten und einer neuen Härte in der Asylpolitik verbinden?". Das konservative Blatt stellt auch die politische Brandmauer gegenüber der AfD in den beiden Ländern infrage: "Der Triumph der AfD belegt, dass viele Wähler sich weder von den Berichten des Inlandgeheimdienstes noch von den Warnungen der politischen Konkurrenz oder von besorgten Leitartiklern beeindrucken lassen. Die AfD ist – trotz oder wegen ihres ressentimentgeladenen Landeschefs Höcke – die bestimmende Kraft im Osten. Eine Politik, die die Mitte der Bevölkerung aus den Augen verliert, darf sich nicht wundern, wenn die Ränder erstarken. Und von einer 'Brandmauer' kann jene Partei am stärksten profitieren, deretwegen diese errichtet wurde." Die österreichische "Presse" nimmt die schwierige Situation der SPD unter die Lupe. Mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg am 22. September heißt es: "In Brandenburg stellen die Sozialdemokraten seit 1990 durchgehend die Ministerpräsidenten. Sollte die Wiederwahl des seit elf Jahren regierenden Dietmar Woidke scheitern, könnte es mit der Disziplin in der SPD vorbei sein." Dann, so das Blatt, könnte auch die Diskussion um den Bundeskanzler in der Partei neu aufflammen.

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