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Jürgen Klopp: Ein eiskalt, verhasster Fiesling nach Red-Bull-Wechsel?

Jürgen Klopp ist zurück im Fußball-Business. Allerdings nicht so, wie sich das viele gewünscht hätten. Aber: Was haben sie denn erwartet? Im US-Unterhaltungssport Wrestling, dieser "Seifenoper im Ring", gibt es den Begriff des "Heel Turns", wenn ein Guter plötzlich die Seiten wechselt und zum Bösen wird, zum egoistischen, rücksichtslosen, eiskalt berechnenden, verhassten Fiesling. Einige der Höhepunkte der Wrestling-Historie sind eng mit solchen "Heel-Turns" verbunden, sorgen sie doch für zusätzliche Dramatik – und für mindestens emotionale Reaktionen der Fans. Doch das wird Jürgen Klopp und seiner überraschenden Entscheidung, ab Januar 2025 eine Position als "Head of Football" bei Red Bull anzutreten, nicht gerecht. Hat er den Fußball verraten, seine Ideale mit Füßen getreten, sich selbst verkauft, wie es in zahlreichen eiligen Schaum-vor-dem-Mund-Kommentaren von Fans, Experten – und ja, auch meinem Kollegen William Laing ( seinen Kommentar lesen Sie hier ) – nun schon heißt? Nein. Denn der – zumindest bis heute – universalverehrte Klopp wandelt sich durch seine Entscheidung nicht zum Tunichtgut ohne Anstand und ethischen Kompass, der Steuern in Millionenhöhe hinterzieht, jahrelang ohne Führerschein in hochmotorisierten Sportwagen die Straßen unsicher macht oder an Grenzübergängen vergisst, dass er zwei sündhaft teure Armbanduhren im Gepäck hat. Die Annahme, dass Klopp das diskussionswürdige Fußball-Engagement eines österreichischen Brausekonzerns ablehnt, war von Anfang an ein Hirngespinst. Ein Wunschtraum all jener, die in "Kloppo" unbedingt einen von sich sahen, sehen wollten. Das Konstrukt Red Bull "hat keinem Traditionsverein irgendwas weggenommen", sagte Klopp bereits im Sommer 2022. Stattdessen sei man dort "ganz einfach einen neuen Weg gegangen". Etwas anderes hat er nie behauptet, und allen, die ihren Glauben an den Sport nun in ihren Grundfesten erschüttert sehen, sei zu aufmerksamerem Zuhören denn blinder Fantasterei geraten. Einmal im "Panther" um den Borsigturm rasseln Nein, Klopp ist nicht plötzlich auf die "Kommerz"-Seite des Fußballs gewechselt, ist doch der gesamte Fußball – keine neue, aber gerne verdrängte Erkenntnis – längst bis ins Letzte durchkommerzialisiert, ob es nun der FC Bayern , Borussia Dortmund , RB Leipzig , Union Berlin oder der FC St. Pauli ist. Sie alle sind gewinnorientierte Unternehmen mit Millionenumsatz, der eine Klub mit mehr, der andere weniger. Der eine Verein macht daraus keinen Hehl, der andere zieht sich in sein Gerüst der bedingungslosen Profitorientierung einen Unterbau aus sozialer Verantwortung und gesellschaftlichem Engagement ein. Was wiederum lobens- und wünschenswert ist, aber die kalte Realität bestenfalls beschönigt. Natürlich wäre es viel romantischer gewesen, hätte Klopp unter seligen Freudentränen seine Rückkehr zu Borussia Dortmund verkündet, um dort wieder Großes zu schaffen: einmal im "Panther" von BVB-Sponsor Rheinmetall um den Borsigturm rasseln. Oder wenn er in irgendeiner Funktion wieder zurück zum FC Liverpool gegangen wäre, der seit Jahren einem auf Gewinnmaximierung fokussierten US-Investor gehört. Nein? Oder doch nicht? Aha. Wie auch immer die Partnerschaft nun zustande gekommen ist: Sie sollte weniger Empörung über Klopps Entscheidung hervorrufen als vielmehr darüber, dass der 57-Jährige in einem Schreibtischjob in Fuschl am See langfristig größere Perspektiven sah als bei arrivierten Topklubs oder Nationalmannschaften, mit denen er zuletzt in Verbindung gebracht wurde. Das sollte den Fußball und jeden, der sich persönlich enttäuscht fühlt vom neuen "Head of Football" bei Red Bull, wirklich aufregen. So wie ein "Heel Turn" im Wrestling.

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