Zu hohe Terminalgebühren? LNG-Terminal in Wilhelmshaven wird Anfang 2025 vorerst ruhen
Laut Bericht des NDR wird ein im niedersächsischen Wilhelmshaven liegendes LNG-Schiff und Terminal zu Jahresbeginn vorerst keine Gasladungen von ankommenden Tankern aus aller Welt entgegennehmen. Der Grund seien die anscheinend zu hohen Terminalgebühren in Deutschland. Anbieter würden daher "ihr Flüssiggas an andere Länder verkaufen". Die Ankunft und Inbetriebnahme des zweiten LNG-Terminals in Wilhelmshaven wird erst im ersten Quartal des kommenden Jahres stattfinden.
Die "Höegh Esperanza", ein LNG-Tanker, der als schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit (FSRU) am Anleger bei Wilhelmshaven liegt, wird mindestens von Anfang Januar bis April des kommenden Jahres kein Flüssigerdgas einspeisen. LNG (liquefied natural gas), ist dabei die Bezeichnung für verflüssigtes Erdgas.
Der NDR-Bericht gibt zu den Hintergründen der selbst verschuldeten Gründe des Abnehmers Folgendes wieder:
"Wie der Betreiber Deutsche Energy Terminal (DET) mitteilte, ist der Hintergrund kein technischer Defekt. Stattdessen hätten LNG-Lieferanten wie die USA ihr Flüssiggas an andere Länder verkauft. Als Grund dafür nennen Experten unter anderem hohe Terminalgebühren in Deutschland."
Zu den Umständen vor Ort heißt es weiter, das LNG-Terminal sei zumindest "technisch funktionsfähig, könne daher "in Krisensituationen dennoch zum Einsatz kommen", so der Betreiber gegenüber dem NDR erläuternd. Das Schiff wurde im Jahr 2022 aus Norwegen überführt.
An der Nordseeküste, vor Wilhelmshaven, kommt mit dem Terminalschiff Höegh Esperanza heute #LNG aus #Norwegen an, künftig kann es #Wasserstoff sein. Stabile ????????????????-Energiepartnerschaft - Ortsbesuch mit Minister @OlafLies und MdB parl. Staatssek. Siemtje Möller. @NorwayAmbDE pic.twitter.com/xsb6FuMwua
— Botschaft Norwegen ???????????????? (@NorBotschaft) February 2, 2023
Die Nordwest-Zeitung berichtet ergänzend, dass es laut dem Betreiber noch weitere Gründe für den Stillstand in Wilhelmshaven gibt. Dazu heißt es (Bezahlschranke):
"Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Gas-Nachfrage nachgelassen. Nach Angaben aus Marktkreisen waren die Kapazitäten in Wilhelmshaven im vierten Quartal im Durchschnitt nur zu rund 45 Prozent ausgelastet. Den Angaben zufolge stellt auch das LNG-Terminal in Brunsbüttel den Betrieb vorübergehend ein. Spekuliert wird, ob der Stopp in beiden Häfen Folge der Terminalentgelte ist, die zu den höchsten in Europa zählten."
In dem NDR-Artikel wird dazu ergänzt, dass auf Nachfrage auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) dem Sender erklärt habe, dass "der Bedarf an Gas gesunken ist". In der Beantwortung heißt es:
"Wir haben deutlich weniger Gasverbrauch, als wir es in den Vorjahren hatten. Gleichzeitig ist mehr Pipeline-Gas erhältlich."
Lies gehe zudem davon aus, dass die Terminalgebühren "nichts mit dem Import oder Nicht-Import von Gas zu tun haben", diese Gerüchte habe er "bisher nur aus den Medien gehört." Nach Lies' Kenntnisstand sei deshalb "kein Gas gekauft worden, weil es aktuell keinen Bedarf gebe".
Die Neue Wilhelmshavener Zeitung berichtet, dass sich die Ankunft und Inbetriebnahme des zweiten LNG-Terminals in Wilhelmshaven auf Anfang 2025 verzögern wird. Ursprünglich war dies noch für dieses Jahr vorgesehen (Bezahlschranke). Die Verzögerung hätte in diesem Fall planungstechnische Gründe. So heißt es im Artikel laut Auskunft der Deutschen Energy Terminal GmbH (DET):
"Grund für Verzögerung seien Schäden an Verbindungsstegen und Leitungen, die nicht abzusehen waren. Anfangs war geplant, das zweite LNG-Terminal in Wilhelmshaven mit dem Spezialschiff 'Excelsior' im Frühjahr 2024 zu starten."
Zuvor war man noch von einer Fertigstellung im Winter 2024 ausgegangen.
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