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Israel zwingt das neue Syrien zur Wiederbelebung der arabischen Kriegskunst

Von Alexander Timochin

Der Zusammenbruch der syrischen Staatlichkeit und die faktische Auflösung der Armee haben gezeigt, welch schlimme Folgen es haben kann, wenn die Bevölkerung den Glauben daran verliert, dass der Staat auf ihrer Seite steht. Buchstäblich niemand kämpfte für Präsident Baschar al-Assad, und nicht sehr starke, schlecht organisierte Banden beseitigten das herrschende Regime innerhalb weniger Tage.

Syrien verfügte jedoch über ein beträchtliches Waffenarsenal. In einem zusammenbrechenden und unregierten Staat bedeutete diese Tatsache, dass sie früher oder später in die Hände von Leuten fallen könnten, die nicht einmal Bilder davon sehen sollten. Und genau da schritt Israel ein.

In der Nacht des 8. Dezember 2024 starteten die israelischen Luftstreitkräfte eine militärische Sonderoperation, die in Israel den Codenamen "Pfeil von Baschan" trägt. Für den ersten Schlag setzten die Israelis 350 Kampfjets ein, die alle mit Präzisionswaffen ausgerüstet waren. Nacheinander zerstörte die israelische Luftwaffe fast alle wichtigen Einheiten der syrischen Militärausrüstung, Munitionsdepots, Marineschiffe, Flugzeuge – buchstäblich alles.

Es war eine sehr lehrreiche Operation. Israel hat gezeigt, welche nachrichtendienstlichen Fähigkeiten ein Land haben muss, das sein Existenzrecht geltend machen will. Die Angriffe auf den Gegner, der vollständig entmilitarisiert werden musste, müssen rücksichtslos sein, und die Kräfte müssen bei einer solchen Luftoffensive schnell und effizient geführt werden. Israel hatte Erfolg – die Waffen- und Ausrüstungsbestände der Syrisch-Arabischen Armee wurden zerstört. Nur einige alte Panzer, Geschütze und gepanzerte Fahrzeuge haben in geringer Zahl überlebt.

Der Erfolg des Pfeils von Baschan ermöglichte Israel einen schnellen Einmarsch in Syrien. Offenbar wird der jüdische Staat bald einen Teil des syrischen Territoriums annektieren – übrigens unter völligem Schweigen der westlichen Länder.

Aus militärischer Sicht ist dies ein schwerer Schlag für die Gruppen, die in Syrien die Macht ergriffen haben. In Zukunft hätte die neue syrische Regierung zumindest eine gewisse Luftstreitkraft und Luftabwehr aufbauen können. Sie hätte einige Bestände an schweren Waffen und militärischer Ausrüstung der syrischen Armee für künftige Militäreinheiten nutzen können.

Nun wird das nicht mehr möglich sein. Die neuen Behörden werden nur das bekommen, was sie während der Invasion in Idlib hatten, und einzelne Teile alter Ausrüstung. Ein wahlloser Haufen alter und abgenutzter Kampffahrzeuge mit sehr geringem Kampfwert.

Es gibt jedoch eine Nuance. Die Katastrophe könnte sich als Desaster für alle Feinde des neuen syrischen Regimes herausstellen, einschließlich Israels (das offiziell noch kein Feind ist, aber bald zu einem werden könnte). Auch für die Gruppierungen, die heute in Damaskus herrschen, könnte sich alles auf unerwartete Weise ändern.

Wie die Araber in der Vergangenheit gekonnt kämpften

In der fernen Vergangenheit eroberten die Araber weite Gebiete, zerschlugen Persien, marschierten nach Nordafrika und von dort nach Spanien. Auch die Kreuzfahrer wurden von ihnen besiegt.

Der einzige bedeutende Sieg, den die Araber im Industriezeitalter errungen haben, ist jedoch der antitürkische Aufstand im Ersten Weltkrieg, der von den Briten geführt wurde, insbesondere von dem berühmten englischen Spion Thomas Edwards Lawrence, der als Lawrence von Arabien in die Geschichte einging. Danach verloren die Araber stets gegen die Europäer und gegen das moderne, aus Europa hervorgegangene Israel. Dadurch entstand das Bild von den arabischen Armeen als etwas Nutzlosem, das nicht kämpfen kann.

Die Syrisch-Arabische Armee hatte das gleiche Ansehen. Man glaubte, dass Assads Truppen einfach nicht trainierbar seien und nie lernen würden zu kämpfen. Der Zusammenbruch der Syrisch-Arabische Armee im Jahr 2024 scheint diese Meinung zu bestätigen. Das bedeutet, dass Israel nichts zu befürchten hat, richtig?

Menschen, die so denken, übersehen jedoch eine wichtige Tatsache. Es herrscht ein Krieg zwischen den Systemen. Eine Armee ist ein System, in dem die Verbindungen zwischen den einzelnen Soldaten fest definiert sind, auch in Form von Statuten. Die Eigenschaften dieser Bindungen beeinflussen das Verhalten des Militärs weit mehr als alles andere.

Die arabischen Armeen nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute sind ein Versuch, westliche (oder alternativ russische) Personalstrukturen, Unterordnung und Organisation an Menschen anzupassen, denen diese auf mentaler Ebene völlig fremd sind.

Die Araber haben keine Industrialisierung durchlaufen, und die Psyche des durchschnittlichen Arabers kann nicht auf dieselbe Weise mit der Umwelt interagieren wie die Psyche eines Europäers, US-Amerikaners oder Russen. Er kann einfach nicht effektiv in einer europäischen oder russischen Militärorganisation arbeiten, die ihm geistig fremd ist.

Die Israelis können das beispielsweise schon. Israel ist eine Ausgeburt Europas, ganz gleich, wer oder was man darüber denkt. Israel gehört nicht zur Alten Welt, aber geistig sind die Juden Europa unendlich viel näher als die Araber. Und sie leben ganz bequem in diesen Kompanien und Bataillonen, sie sind dort in ihrem natürlichen Lebensraum, und sie arbeiten effektiv innerhalb einer solchen Struktur.

Was aber wäre, wenn die Araber ein militärisches System aufbauen könnten, das der Struktur ihrer Gesellschaft (die in einigen Gegenden immer noch stammesorientiert ist), ihrer Mentalität und ihrer Psyche entsprechen würde?

In der modernen Welt wurde ein solcher Versuch von der militärischen Führung der Terrorgruppe Islamischer Staat unternommen. Die Struktur dieser Terrorgruppen war rein arabisch-nomadisch, und umfasste bisweilen auch stammesbezogene "Kavallerie" auf Pickups und Motorrädern.

Und diese "Kavallerie" kämpfte ganz anders. Um sie zu neutralisieren, mussten Russland, Iran und Syrien viele Jahre lang einen blutigen Krieg führen. Die USA wiederum bestochen die verbliebenen Kämpfer des Islamischen Staates und töteten nur die Unnachgiebigsten. Und dabei handelte es sich bei ihnen lediglich um Banden mit Pick-ups. Was aber wäre, wenn ähnliche Prinzipien der Truppenaufstellung nicht von einer Bande von Fanatikern, die sich mit einer Gruppe revanchistischer Generäle verbündet, sondern zumindest von einem kleinen Staat streng und kompromisslos umgesetzt würden? Zum Beispiel von einem neuen Syrien?

Dann könnte sich alles ändern. Und dann wird sich herausstellen, dass der Pfeil von Baschan Israel nichts gebracht, sondern die Araber nur verärgert hat.

Zerstörtes militärisches Eigentum ist ein schwerer Schlag für diejenigen, die versuchen wollen, in einem arabischen Land eine Armee nach europäischem Vorbild aufzubauen, selbst in einem Land, das in der Entwicklung zurückgeblieben ist. Mit Regimentern und Divisionen, starrer Unterordnung und allem anderen. Aber für diejenigen, die unter Berücksichtigung der Struktur der arabischen Gesellschaften, der Mentalität, der Werte und der Moral der Araber eine wirklich arabische Armee aufbauen wollen, bedeutet das nichts. Araber können nur dann effektiv kämpfen, wenn sie auf ihre eigene Weise kämpfen. Und die Voraussetzungen für den Aufbau einer solchen neuen arabischen Armee sind genau diejenigen, die bereits in der Vergangenheit versucht haben, auf diese Weise zu kämpfen, denen aber die Mittel fehlten.

Wird die arabische Militärkunst wieder aufleben?

Truppen sind in der Lage, den Feind mit Feuer und Manövern anzugreifen. Alles andere leitet sich von diesem Feuer und Manöver ab. Das Gleichgewicht zwischen Feuer und Manöver variiert von Kultur zu Kultur.

Russland hat sich immer auf den Schlag verlassen – eine Kombination aus Feuer und Manöver. Die US-Amerikaner verkörpern die Kunst des vernichtenden Feuers. In der entscheidenden Schlacht um die Frage, wer 2003 als erster in Bagdad einmarschieren würde – irakische Panzer oder eine US-amerikanische Infanteriebrigade – zerschlugen die US-Amerikaner mit der Stärke einer einzigen Kompanie eine ganze Panzerbrigade. Sie feuerten präzise und aus großer Entfernung und töteten so viele, wie sie an Munition hatten.

Während aber die USA dem Feuer den Vorrang geben, ist der traditionelle arabische Ansatz das Manövrieren. Die Araber sind Meister des Manövers.

Als die Kämpfer Palmyra zum zweiten Mal einnahmen, brachten sie ihre Einheiten mühelos vom Marsch aus in den Kampf ein, wobei sie sich in der Regel mit anderen Einheiten abstimmten und sich rechtzeitig mit deren Vormarsch synchronisierten. Eine europäische Armee müsste dafür hart arbeiten, aber für die Araber ist das überhaupt kein Problem, sie brauchen nicht einmal einen Kommandoposten.

Ein Araber wird eine Stellung nicht halten, er wird sie verlassen und dann mit einem äußerst rasanten Angriff zurückschlagen. Die Araber werden keine Panzer in einer Frontalschlacht bekämpfen, sie werden den Feind von der Flanke aus angreifen und eine Reihe von Angriffen von hinten starten.

Die US-Amerikaner würden einfach niemanden zum Beschießen haben, die israelische Luftwaffe niemanden zum Bombardieren. Die kleinen und verstreuten, aber kooperierenden Einheiten sind zu klein, als dass jede ernst genommen wird, aber zusammen sind ihre Angriffe wie tausend kleine Schnitte.

Alles, was die Araber dafür tun müssen, ist, die Traditionen der alten Zeiten zurückzubringen. Die Zeiten nicht nur von Salah Eddin, sondern auch von Khaled ibn al-Walid, dem besten Feldherrn des Propheten Mohammed.

Im Jahr 633 fand die erste Schlacht zwischen den muslimischen Arabern unter der Führung von Khaled ibn al-Walid und dem persischen Heer statt. Die arabische Kavallerie, die manövrierte und eine Bedrohung für den einen oder anderen wichtigen Punkt darstellte, erschöpfte die schwere persische Infanterie, die zu anstrengenden Märschen gezwungen war, um die Manöver der Araber zu parieren.

Zum Zeitpunkt der Schlacht hatte die persische Infanterie ihre Kampffähigkeit fast verloren, und die leichte Kavallerie der Araber war in der Lage, ihre Schlachtordnung zu durchbrechen. Unter normalen Umständen wäre dies nicht möglich gewesen – die schwere Infanterie wäre mit der leichten Kavallerie leicht fertig geworden. Vor allem die Tatsache, dass die Perser nach den damals üblichen Methoden die Formation der Kämpfer mit gespannten Ketten verstärkten, die in jener Epoche zum Kampf gegen die Kavallerie eingesetzt wurden, war der Grund, warum die Schlacht als "Schlacht der Ketten" in die Geschichte einging. Doch die Ketten retteten die erschöpften Perser nicht, sondern hinderten sie nur daran, vom Schlachtfeld zu fliehen.

Mit der Niederlage westlich des Persischen Golfs im März 633 begann die Eroberung und Islamisierung Persiens – dabei war dieses Reich den Arabern in seiner Entwicklung haushoch überlegen. Das ist so, als würde heute Algerien Frankreich mit Waffengewalt erobern.

So könnte die neue arabische Streitmacht organisiert werden und so würde sie kämpfen. Und dann würde es keine Rolle mehr spielen, wie viele Raketenboote und Flugabwehrraketensysteme die Israelis zerstört haben, es wird keine Rolle mehr spielen, welche Art von Panzern sie haben und welche Art von Kommunikation in der Armee herrscht. Es wird einfach keine Rolle spielen.

Werden die neuen syrischen Behörden etwas Ähnliches tun? Wir wissen es nicht, aber sie haben alle Voraussetzungen dafür. Die Enttäuschung über die europäischen Methoden der Kriegsführung könnte in Syrien zu einem Umschwung im militärischen Denken führen – hin zu traditionellen arabischen Methoden. Dann würde Israel einen brutalen Krieg um sein Überleben führen müssen. Und der israelische Sieg, den wir jetzt sehen, würde sich letztlich als Israels endgültige Niederlage herausstellen.

In jedem Fall wächst die Gefahr, dass wir ein Wiederaufleben der arabischen Militärkunst erleben könnten. In diesem Fall würde niemand verschont bleiben. Deshalb lohnt es sich, den weiteren Verlauf des militärischen Aufbaus im neuen Syrien genau zu beobachten. Der Beginn dieses Aufbaus hat paradoxerweise mit der für die Syrisch-Arabische Armee verheerenden Militäroperation Pfeil von Baschan begonnen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 16. Dezember 2024 auf der Website der Zeitung Wsgljad erschienen.

Alexander Timochin ist ein Analyst bei der Zeitung Wsgljad.

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