Auch zu Weihnachten kein Ende des Gaza-Kriegs in Sicht
Der Papst dürfte sich an Heiligabend eindringlich gegen Krieg und Gewalt aussprechen, doch vorerst gehen die Kämpfe in Gaza weiter. Derweil eilen in Israel erneut Menschen in die Schutzräume. Der Gaza-Krieg tobt auch zu Weihnachten weiter - ein Durchbruch bei den Gesprächen über eine Waffenruhe ist trotz Berichten über Fortschritte nicht in Sicht. Eine israelische Delegation warte in Katar auf eine Antwort der islamistischen Hamas zu Details einer Einigung, "aber eine positive Antwort scheint unwahrscheinlich", zitierte die israelische Nachrichtenseite "ynet" eine Quelle. Israels Präsident Izchak Herzog erinnerte am Abend an die rund 100 Geiseln, die auch nach 444 Tagen "ohne grundlegende humanitäre Hilfe, Medikamente oder Besuche des Roten Kreuzes" weiter in Gaza gefangen gehalten würden. Israels Armee: Erneut Geschoss aus dem Jemen abgefangen Unterdessen fing die israelische Luftabwehr in der Nacht laut Militärangaben erneut eine Rakete ab, die sich aus dem Jemen kommend Israel genähert habe. Das Projektil sei noch außerhalb der eigenen Landesgrenzen abgeschossen worden, hieß es. In mehreren Gebieten im Zentrum Israels hatten die Warnsirenen geheult. Die Sirenen seien wegen möglicher herabfallender Trümmerteile infolge des Abschusses ausgelöst worden. Laut Rettungsdienst Magen David Adom mussten Sanitäter mindestens 20 Personen behandeln, die beim Eilen in die Schutzräume gestürzt waren oder Angstattacken erlitten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober 2023 greifen die mit der Hamas verbündeten Huthi-Milizen mit Raketen und Drohnen Ziele in Israel sowie Schiffe im Roten Meer an. Nach dem nächtlichen Beschuss erklärte die Miliz, ihre Angriffe fortzusetzen, bis die Aggression in Gaza aufhöre. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte wegen des fortgesetzten Beschusses am Sonntag harte Militärschläge gegen die Islamisten im Jemen angekündigt. In der Nacht zum Samstag hatte eine Rakete aus dem Jemen die Küstenmetropole Tel Aviv getroffen, 16 Menschen wurden dabei leicht verletzt. Israel bekennt sich erstmals zu Tötung von Hamas-Auslandschef Israel bestätigte derweil erstmals die Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, im Juli in Irans Hauptstadt Teheran. Die Äußerung fiel bei einer Rede von Verteidigungsminister Israel Katz zum Vorgehen gegen die Huthi-Miliz im Jemen, die Israel mit Raketen und Drohnen beschießt. "Wir werden die strategische Infrastruktur (der Huthis) angreifen und ihre Anführer enthaupten. So wie wir es mit Hanija, Sinwar und Nasrallah in Teheran, im Gazastreifen und im Libanon gemacht haben", sagte Katz nach Angaben seines Ministeriums. Hanija war in der Nacht zum 31. Juli durch eine gezielt herbeigeführte Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung getötet worden. Den Chef der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, tötete Israel am 27. September in Beirut und den Hamas-Chef im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, am 16. Oktober. Die USA , Ägypten und Katar vermitteln seit Monaten zwischen Israel und der Hamas, da die beiden Parteien nicht direkt miteinander verhandeln. Ziel ist eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge. Ein namentlich nicht genannter israelischer Repräsentant sagte dem israelischen Kan-Sender, ohne Übermittlung einer Liste von Geiseln durch die Hamas, die freigelassen werden könnten, werde es keine weiteren Fortschritte geben. Netanjahu besteht auf Eliminierung der Hamas Israels Regierungschef Netanjahu sprach zwar im Parlament von "gewissen Fortschritten", bekräftigte aber, dass er keinem Ende des Krieges zustimmen werde, bevor die Hamas nicht vollständig eliminiert sei. Auslöser des Kriegs war das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1.200 Toten und mehr als 250 Verschleppten. Seither wurden nach palästinensischen Angaben mehr als 45.200 Menschen im Gazastreifen getötet, wobei die unabhängig nicht überprüfbare Zahl nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterscheidet. Bei der Explosion eines Waffen- und Munitionslagers der Hamas wurden derweil drei israelische Soldaten getötet, wie die Armee mitteilte. Es werde untersucht, ob das Waffenlager von Hamas-Kämpfern ferngezündet wurde. Auf einer Gedenkseite der Armee wurde die Zahl der im Gaza-Krieg und im Kampf gegen die libanesische Hisbollah-Miliz gefallenen Soldaten mit 821 angegeben. Christmette und gedämpfte Feiern in Bethlehem Es wird unterdessen erwartet, dass sich Papst Franziskus in Rom bei den Weihnachtsgottesdiensten eindringlich gegen Krieg und Gewalt aussprechen und an das Leid der Menschen erinnern wird. In einer Ansprache im Vatikan hatte er kürzlich die verheerenden Folgen des Gaza-Kriegs beklagt. Nachdem am Vortag Kinder in Gaza bombardiert worden seien, sagte er: "Das ist Grausamkeit. Das ist kein Krieg. Ich will dies sagen, weil es das Herz berührt". Israel nannte seine Worte "enttäuschend", da der Pontifex außer Acht lasse, dass Israel einen Mehrfrontenkrieg führe, der ihm aufgezwungen worden sei. In Bethlehem - der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus - sollen derweil die Weihnachtsfeierlichkeiten wegen des Gaza-Kriegs dieses Jahr eher gedämpft ausfallen. Die Prozession von Jerusalem nach Bethlehem sowie die Mitternachtsmesse in Bethlehem sollen zwar wie üblich stattfinden. Verzichtet wird jedoch auf festlichen Schmuck in der kleinen Stadt im Westjordanland sowie auf das Anzünden eines Weihnachtsbaums vor der Geburtskirche.