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Lukas Kwasniok: Paderborn-Trainer holt zu Rundumschlag aus

Nur einmal in der Klubgeschichte spielte der SC Paderborn eine stärkere Hinrunde als jetzt. Dennoch ist Trainer Kwasniok nicht zufrieden. Und holt mächtig aus. Nach 15 Spieltagen stand der SC Paderborn an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga . Nach nur einem weiteren Punkt in den folgenden beiden Partien ist es Platz sechs zum Hinrundenabschluss. Der Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz beträgt lediglich einen Punkt. Damit liegen die Ostwestfalen, die vor der Saison nicht zu den heißesten Aufstiegsanwärtern gezählt wurden, voll im Soll – sollte man meinen. Ganz anders sieht das nämlich Lukas Kwasniok. Der Trainer holte auf der Pressekonferenz nach der 1:2-Niederlage gegen den Karlsruher SC zu einem "Rundumschlag" aus, wie er es selbst bezeichnete. Der 43-Jährige ging auf eine für einen Profi-Trainer ungewohnt scharfe Art seine eigenen Spieler in aller Öffentlichkeit an. Zunächst hielt sich Kwasniok noch allgemein: "Ich finde, dass Mannschaft und Trainerteam dauerhaft am Anschlag agieren. Sie können nicht mehr. Aber du brauchst einfach zwei bis drei Spieler, wenn du mal nach oben kommen willst." In Bezug auf das Verteidigen der Gegentore gegen den KSC polterte Kwasniok dann los: "Wir kriegen das nicht hin, weil die Jungs alles geben, aber nicht gut genug sind. Das ist eine ganz einfache Rechnung." Er forderte Verstärkungen von der Klubführung: "Willst du mehr, musst du dich verbessern. Ich glaube einfach, dass die Mannschaft und die Trainer in dieser Zusammenstellung nicht besser arbeiten können. Und das ärgert einen, wenn du das siebte Halbjahr hier stehst, und sagst: 'Boah, maximal gearbeitet und das ist das Ergebnis.'" Kwasniok über seine Torhüter: "Natürlich haben wir da ein Problem" Kwasniok deutlich: "Das ist mir halt auf Dauer zu wenig. Entweder es passiert etwas oder wir haben irgendwann ein motivationales Problem." Es sei vor allem ein "Qualitätsdefizit". Speziell seine Torhüter nahm er sich dabei zur Brust: "Man muss sich einfach nur die kompletten Aussetzer der Torhüter anschauen, das sind sechs bis acht Punkte in einer Halbserie – ein No-Go. So hast du einfach keine Chance, irgendeinen Blumentopf zu holen." Zuletzt hatte Kwasniok im Tor rotiert. Beim 1:1 in Magdeburg stand Pelle Boevink, der zu Saisonbeginn die Nummer eins war, dann aber von Markus Schubert abgelöst wurde, mal wieder zwischen den Pfosten. Aber nur für ein Spiel, da er sich einen Patzer erlaubte, der zum Gegentor führte. Gegen Karlsruhe setzte Kwasniok daher wieder auf Schubert, aber auch der patzte folgenschwer. Seinen Frust darüber musste Kwasniok nun Luft machen, legte nochmal nach in Richtung seiner Torhüter: "Schauen Sie: Ich bin dreieinhalb Jahre da und keiner hat sich herauskristallisiert, dass er dauerhaft hier performt. Natürlich haben wir da ein Problem. Fehler werden verziehen. Aber wir machen einfach zu viele. Wir schenken den Gegnern Tore. Das passiert, aber wenn du in der Häufigkeit diese Fehler machst, dann ist es ein Qualitätsdefizit. Kwasniok weiter: "Deswegen kann ich ihnen keinen Vorwurf machen. Aber wenn es nicht ganz reicht, bei dem ein oder anderen, dann muss ich das irgendwann auch mal in aller Deutlichkeit nach außen kommunizieren. Und dazu gehört eben auch der Torhüter." "Ich bin mehr als nur angefasst" Auch gegenüber der ARD fand Kwasniok scharfe Worte für die Leistungen seiner Torhüter: "Wir haben einfach Aussetzer, egal wer da im Tor steht. Die Torhüterposition ist keine Entwicklungsposition." Worauf er die momentane Situation nach nur einem Punkt aus drei Spielen zurückführt? "Qualitätsmangel. Sobald wir nicht ganz am Anschlag sind wie gegen Schalke, kriegen wir den Arsch aufgerissen. Und wenn wir alles geben, dann muss ganz viel zusammenkommen, dass wir irgendwie in die Punkte kommen." Das bisher Erreichte führte Kwasniok darüber hinaus eher auf die Versäumnisse der Konkurrenz zurück: "Sind wir mal ehrlich: Es ist eher den Schwächen und den Widrigkeiten, die bei den großen Vereinen aktuell herrschen, geschuldet, dass wir da in der Verlosung sind als der Gesamtperformance von uns allen." Kwasniok war noch immer nicht fertig: "Ich bin mehr als nur angefasst, ich wirklich pissig. Wir reißen uns alle gemeinsam als Trainerteam und Mannschaft den Allerwertesten auf, du bist am Anschlag und es immer nicht gut genug, um den nächsten Step zu machen." Ob bei seinen deutlichen Aussagen auch etwas Frust über eine verweigerte Freigabe mitschwang? Am Montag berichtete die "Bild", dass der Hamburger SV sich mit Kwasniok bereits über eine Zusammenarbeit einig gewesen sein soll, Paderborn seinen Trainer jedoch nicht ziehen ließ. Das wäre womöglich eine Station für Kwasniok gewesen, wo er persönlich mit einer stärkeren Mannschaft und größeren finanziellen Möglichkeiten den von ihm angepeilten "nächsten Step" hätte machen können.

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