Wahl in Honduras: Trump-Kandidat wird zum Sieger ausgerufen
Wochenlang streitet Honduras um den Ausgang der Präsidentschaftswahlen. Dann kommt plötzlich das Ergebnis. Wenige Minuten darauf meldet sich schon die Trump-Regierung. Wochenlang verharrte Honduras nach den Präsidentschaftswahlen in einem Machtvakuum. Das mittelamerikanische Land war nach einem chaotisch verlaufenen Urnengang von Protesten erschüttert worden. Dann schaltete sich einmal mehr der US-Präsident ein. Nun wurde der von Donald Trump unterstützte Kandidat Nasry "Tito" Asfura tatsächlich zum Sieger der Wahl ausgerufen. Die Opposition ist empört und kündigte bereits ihren Widerstand an. Laut der Wahlbehörde in der Hauptstadt Tegucigalpa kam der rechtspopulistische Asfura auf 40,3 Prozent der Stimmen vor Salvador Nasralla mit 39,5 Prozent. Die Kandidatin der linksgerichteten Regierungspartei Libre, Rixi Moncada, landete hingegen abgeschlagen auf dem dritten Platz (19,19 Prozent). Die Entscheidung wurde jedoch nur von zwei der drei Wahlratsmitglieder gebilligt, was den Streit um das knappe Ergebnis weiter anheizt. In dem zentralamerikanischen Land war am 30. November gewählt worden. Vor dem Wahlgang hatte Trump zur Wahl von Asfura aufgerufen. Nach der Wahl griff Trump die Wahlbehörde an, nachdem diese auf der Grundlage von ersten Ergebnissen von einem "technischen Gleichstand" zwischen Asfura und Nasralla gesprochen hatte. "Es sieht so aus, als würde Honduras versuchen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen zu ändern", erklärte Trump, ohne Belege für seine Anschuldigung vorzulegen. Später forderte Nasralla aufgrund angeblicher Unregelmäßigkeiten eine Neuauszählung der Stimmen. Rubio meldet sich nur wenige Minuten nach Bekanntgabe Am Mittwoch erklärte die Präsidentin der Wahlbehörde, Ana Paola Hall, dann, Asfura sei zu einer vierjährigen Amtszeit gewählt worden. Nur wenige Minuten nach der Bekanntgabe nahm die US-Regierung bereits Stellung. Washington freue sich, mit der neuen honduranischen Regierung zusammenzuarbeiten, hieß es in einem Statement des US-Außenministeriums, "um unsere bilaterale und regionale Sicherheitszusammenarbeit voranzutreiben, die illegale Einwanderung in die USA zu beenden und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern zu stärken". Angesichts des langwierigen Auszählungsprozesses bei der Wahl rief US-Außenminister Marco Rubio alle Seiten auf, "die bestätigten Ergebnisse zu respektieren, damit die honduranischen Behörden rasch einen friedlichen Machtwechsel gewährleisten können." US-Präsident Trump hatte sich zuvor massiv in den Wahlkampf eingemischt. Er bezeichnete Asfura als den "einzig wahren Freund der Freiheit" in Honduras und drohte damit, die US-Finanzhilfen zu streichen, sollte dieser nicht gewinnen. Zudem begnadigte Trump den früheren Präsidenten Juan Orlando Hernández, der wegen Drogenhandels und Waffenbesitzes in den USA eine Haftstrafe verbüßte. Experten zufolge ist Trumps Unterstützung Teil seines Bestrebens, einen konservativen Block in Lateinamerika zu formen. "Honduras: Ich bin bereit, zu regieren. Ich werde Sie nicht enttäuschen", schrieb der 67-jährige Asfura nach der Bekanntgabe auf der Plattform X. Der palästinensischstämmige Bauunternehmer und frühere Bürgermeister von Tegucigalpa hatte im Wahlkampf vor allem eine harte Einwanderungspolitik, den Kampf gegen Kriminalität und gegen Drogenbanden versprochen. Unterstützt worden war er dabei von Trump, der Honduras die Unterstützung der USA im Falle eines Sieges Asfuras versprach. Gemeinsam werde man gegen den "Narcokommunismus" in der Region vorgehen, schrieb Trump bei "Truth Social". Mit dem politischen Schlagwort bezeichnet der US-Präsident vor allem die von ihm bekämpften linksgerichteten Regime in Venezuela und Kuba . "Maduro und seine Narco-Terroristen stehen kurz davor, ein weiteres Land zu übernehmen, wie sie es schon mit Kuba, Nicaragua und Venezuela getan haben", so Trump. Zugleich warnte der US-Präsident: "Die Demokratie steht auf dem Spiel". Experte: "Toten wieder zum Leben erweckt" Einige politische Experten sprachen davon, dass nur die Unterstützung Trumps Asfuras Wahlkampagne am Leben erhalten habe. In den Umfragen lag der rechte Politiker bis kurz vor dem Urnengang am 30. November abgeschlagen hinter seinem Konkurrenten Nasralla. Trump habe "einen Toten wieder zum Leben erweckt", zitiert die "New York Times" den honduranischen Politikanalysten Joaquín Mejía. Der Präsident des honduranischen Kongresses, Luis Redondo von der Regierungspartei Libre, wies Asfuras Sieg zurück. Er bezeichnete die Erklärung der Wahlbehörde als einen Wahlputsch. "Das steht komplett außerhalb des Gesetzes. Es hat keinen Wert", schrieb er auf X. Wegen des knappen Ergebnisses und Unstimmigkeiten mussten rund 15 Prozent der Stimmzettel per Hand neu ausgezählt werden. Die regierende Linkspartei hatte der Opposition einen Wahlputsch vorgeworfen und zu Protesten aufgerufen. Am Mittwochabend war noch nicht klar, ob die Opposition die Verkündung des Ergebnisses durch die Wahlbehörde akzeptieren oder deren Ausgang anfechten würde. Der unterlegene Nasralla schrieb in sozialen Medien an Trump gerichtet: "Herr Präsident, der von Ihnen unterstützte Kandidat in Honduras ist mitschuldig daran, dass die Stimmen unserer Bürger unterdrückt werden. Wenn er Ihre Unterstützung wirklich verdient hat, wenn er keine schmutzigen Hände hat, wenn er nichts zu befürchten hat, warum lässt er dann nicht alle Stimmen zählen?", fragte der ehemalige Journalist und Gründer der honduranischen Antikorruptionspartei. Bislang regierte Xiomara Castro von der linken Regierungspartei Libre das Land. Sie warf der Trump-Regierung "Wahleinmischung" und "Erpressung" vor. "Das honduranische Volk wird niemals Wahlen akzeptieren, die von Einmischung, Manipulation und Erpressung geprägt sind … Souveränität ist nicht verhandelbar, die Demokratie wird nicht aufgegeben", sagte Castro. Auch in Peru könnte ein Trump-Bewunderer siegen Asfuras Sieg würde eine weitere Drift des amerikanischen Kontinents nach rechts bedeuten. Nach dem Sieg der Partei Javier Mileis bei den Zwischenwahlen in Argentinien, dem Sieg des Mitte-Rechts-Kandidaten Rodrigo Paz Perreira in Bolivien , dem Erfolg des Rechtspopulisten Daniel Noboa in Ecuador , sowie dem jüngsten Sieg des ultrarechten José Antonio Kast in Chile erlebt Süd- und Mittelamerika einem immensen politischen Rechtsruck. In El Salvador sitzt zudem der mit Trump befreundete ultrarechte Hardliner Nayib Bukele fest im Sattel und in Peru , wo im kommenden April Präsidentschaftswahlen stattfinden, schickt sich der Populist José Jeri an, die Wahl zu gewinnen. Auch Jeri hat sich für seinen Wahlkampf so gut wie alles bei Donald Trump abgeschaut. Er ist vor allem für seine Social-Media-Aktivitäten bekannt, seine Beliebtheitswerte sind enorm. Der 38-jährige Rechtsanwalt und Tierschützer wird daher bereits als "Influencer-Präsident" bezeichnet. Perus höchstes Amt bekleidet er bereits interimsweise, seit er im Oktober ein Misstrauensvotum gegen seine Vorgängerin Dina Boluarte initiierte. Dieser hatte er "moralische Unzulänglichkeit" vorgeworfen – das genügte, um sie stürzen. Nun könnte sich mit Honduras also eine weitere Trump-freundliche Regierung etablieren. Honduras gilt als eines der instabilsten Länder Lateinamerikas, den letzten Putsch hatte es im Jahr 2009 gegeben. Fast zwei Drittel der elf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben in Armut. Die über Jahrzehnte übliche Migration in die USA mit Rücküberweisungen an die Familien in der Heimat ist seit Trump kaum noch möglich. Bisher machten Überweisungen von Migranten fast ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des zentralamerikanischen Landes aus.