Was waren wir optimistisch!

Was waren wir optimistisch!

5Der Seitenwahl-Redaktion wird ja oft ein Hang zur Schwarzmalerei und übertriebener Kritik unterstellt. Nach Ablauf der Saison haben wir uns nochmal unsere eigenen Saisonprognosen angeschaut. Und festgestellt, dass wir zu optimistisch waren. Erwartet wurde eine Platzierung zwischen 8 und 14. Dass Borussia ganz am unteren Rand dieses Spektrums landen würde, und um ein Haar sogar noch schlechter dagestanden wäre, hatte keiner von uns auf seinem Tippzettel. Hier ist unsere Selbstkritik: 

Michael Heinen

Meine größte Fehleinschätzung war, Robin Hack den beeindruckenden Leistungsschub nicht zugetraut zu haben. Hier hatte Roland Virkus ein goldenes Näschen, das er auf so vielen anderen Ebenen leider vermissen ließ. Die katastrophale Defensive hätte spätestens im Winter-Transferfenster stabilisiert werden müssen. Zu diesem Zeitpunkt war ebenfalls bereits offensichtlich, wie wenig die vom Trainer auserwählten Vizekapitäne Weigl und Neuhaus zum Führungsspieler taugen. Reagiert wurde darauf nicht, was zum einen die katastrophale Rückrunde und das peinliche Pokalaus mit verschuldete und zum anderen den Druck auf die kommende Transferperiode verschärfte.

Neben einem „sicheren Mittelfeldplatz ohne ernsthafte Abstiegsgefahr“ hatte ich in meiner Prognose auf eine „erkennbare Handschrift des Trainers“ und eine „gesunde Perspektive mit jungen, entwicklungsfähigen Talenten“ gehofft. Letzteres Ziel wurde dank Reitz, Hack und Nicolas zumindest zum kleinen Teil erreicht. Bei allem anderen ist der Verein krachend gescheitert. Nur wenn dies selbstkritisch ohne Tabus analysiert und aufgearbeitet wird, kann realistisch auf Besserung gehofft werden. Derzeit sieht es leider nicht danach aus, als ob dies passieren wird.

Ich habe mich an dieser Stelle schon mehrfach positioniert, nur noch wenig Vertrauen in das verantwortliche Duo Virkus/Seoane zu setzen. Mir fehlt die Fantasie, dass sie in der kommenden Saison auf wundersame Weise alles besser machen werden als bisher. Klar ist aber auch: Der Austausch der beiden Verantwortlichen wäre nur ein allererster Schritt und würde bei weitem nicht ausreichen, damit Borussia wieder einen besseren und zukunftsfähigen Weg einschlagen kann. 

Michael Oehm

Wie fast alle, außer natürlich der Expertin des Rasenfunks, bin ich natürlich etwas von der Vehemenz des Niedergangs überrascht worden. Unter dem Eindruck der Vorbereitung hatte sich trügerischer Optimismus auf eine nicht holperfreie, aber doch existenzsorgenfreie Saison breit gemacht. Neulich kamen mir noch einmal Ausschnitte aus dem 5:1 über den VfB Stuttgart in der Vorbereitung unter. Diese Dynamik, die man dort auch jetzt wieder bewundern konnte, wurde binnen einer Saison vollständig vaporisiert. Und damit ist aus all dem, was man sich – ich gebe zu – etwas naiv erhofft hatte, eigentlich nichts geworden.  

Was hatte man vor der Saison gehofft? Eigentlich gar nicht so viel. Man wollte eine Verabschiedung von den Halluzinationen, die die Endphase von Farke in Gladbach prägten. Eine realistische Kommunikation, das fand man das Mindeste. Man bekam ziemlich bald: Gar keine Kommunikation. Seoane tummelte sich alleine auf vorhersehbaren Pressekonferenzen, Schmadtke blieb merkwürdig unsichtbar, Wortmeldungen aus dem Präsidium blieben aus oder gemeinplatzlastig, und Virkus .... ist halt Roland Virkus. Herzblut: ja, Hingabe: sicherlich, Unermüdlicher Fleiß: bestimmt. Aber das alles trifft auch auf den Busfahrer zu. Der weiß sogar, wo es hingeht, muss es aber nicht vor einer Kamera erklären. Virkus weiß das erste nicht und/oder kann es nicht erklären.

Dabei hätte es der Klärung bedurft: Wofür will Borussia stehen? Für Umschaltfußball? Doch Ballbesitz? Woher soll defensive Stabilität kommen? Auf welcher Fußballidee soll sie ruhen? Kurzum: Was soll er sein, der Borussia-Weg? Wenn es kein Schlitterpfad in die zweite Liga sein soll, wäre es verdammt noch mal an der Zeit, das festzulegen und Fans wie Verein mitzunehmen. Und das fehlt einfach eindeutig. Was will Borussia? Wer kann das verständlich kommunizieren und halbwegs ordentlich moderieren? Das Einzige, was feststeht: Virkus kann es nicht.

Christian Spoo

Ohnehin ohne Optimismus-Gen geboren, war meine Prognose vor der Saison eher bescheiden. Ich hoffte und glaubte an "eine Saison, in der Borussia sich nie ernsthaft mit dem Abstieg beschäftigen muss". Und folgerte: "Wenn die Mannschaft das hinkriegt und am Ende zwischen Platz 9 und 13 einläuft, ist alles okay." Was soll ich sagen: Es hat nicht geklappt. Platz 14 und mit dem Abstieg mussen wir uns durchaus beschäftigen, auch wenn weniger kritisch gepolte Geister einwenden mögen, "ernsthaft" sei das dann doch nicht der Fall gewesen. Reden wir nicht drumrum: Es war eine Kacksaison. Nicht nur wegen der unbefriedigenden Abschluss-Platzierung sondern auch, weil es während der Spielzeit nur eine Entwicklung gab, nämlich die, dass es eher schlechter als besser wurde. Das einzige, das zum Ende besser war, als gegen Anfang, war Robin Hack. Ansonsten zeigte die Formkurve wirklich jeden Spielers tendenziell eher nach unten, vom Fußball, den diese Spieler darboten, ganz zu schweigen. Selten war man so froh, dass eine Saison zu Ende war.

Es kann also nur besser werden? Aber warum sollte es? Nichts im Verein gibt im Moment Anlass zu großer Hoffnung. Bei der schonungslosen Saisonanalyse scheint nich viel mehr herauszukommen, als dass man Pech hatte und im Grunde so weitermachen sollte, wie bisher. Die Vertragsverlängerungen von Tobi Sippel und Stefan Lainer zeigen das. Natürlich haben beide ihre Verdienste und sind gute Typen. Aber nur ein guter Typ zu sein (oder zumindest so zu tun, als sei man einer, auch wenn man inzwischen hauptberuflich etwas anderes macht), ist nicht das, was Borussia aus dem Loch holen wird. Kontinuität ist gut, aber nur, solange sie nicht zum Selbstzweck wird.

Über Roland Virkus haben die Kollegen fast alles gesagt. Aber es hilft nichts. Der Mann, für den man das Wort "cringe" erfunden hat, wird weiter virken (höhö) und mit ihm alle, die den Schlamassel der vergangenen zwei Jahre zu verantworten haben. So steht zu befürchten, dass weiterhin Spieler für Positionen geholt werden, die schon besetzt oder gar nicht vorhanden sind und dass andere nur notdürftig und fachfremd belegt werden. Aber vielleicht hat man sich ja bis zur Winterpause dann doch mal verständigt, wie man in der Rückrunde Fußball zu spielen gedenkt. Um doch mal eine Prise Optimismus zu verbreiten.

Claus-Dieter Mayer

Im Prinzip könnte ich es mir sehr leicht machen, auf meinen Platz 10-14 Tipp vom Saisonbeginn verweisen und ein triumphales „HAB ICH DOCH GESAGT!!!“ hier hin schmettern. Aber das wäre eine ziemliche Überschätzung meiner seherischen Fähigkeiten, denn so furchtbar wie es zum Ende war hatte auch ich die Borussia-Saison 23/24 nicht vorhergesehen. Mein vergleichsweise negativer Tipp damals beruhte vor allem darauf, dass ich nach dem Weggang von 5 (wenn man Sommer mitzählt) absoluten Schlüsselspielern einen Qualitätsverlust für unvermeidlich hielt. Damit sollte ich auch recht behalten: Furiose Heimsiege wie gegen Leipzig, Dortmund oder Bayern 22/23 wären mit dem jetzigen Kader auch einem Sahnetag unvorstellbar. Was ich aber nicht sah oder vielleicht nicht sehen wollte ist der eklatante Mangel an jeglicher Struktur, die sich durch den kompletten Verein zieht. Das beginnt auf dem Platz wo das Fehlen einer Mannschaftshierarchie bedeutet, dass man auf Widrigkeiten während eines Spiels meist keine Antwort findet. Die Spieler, die von ihrer Reife und ihrem Leistungsvermögen das Team führen könnten (Plea, Weigl), haben nicht die Persönlichkeit dafür; die Spieler mit Persönlichkeit und Reife sind sportlich nicht mehr relevant (Kramer, Jantschke) und die leistungsstarken Spieler mit Führungspotential (Reitz, Hack, Honorat) waren zumindest in dieser Saison noch nicht so etabliert, um diese Rolle zu übernehmen. So wirkte die Borussia oft wie ein Haufen von hilflos desorientierten Indianern, die verzweifelt ihren Häuptling suchen.

Nun braucht man gar nicht unbedingt den absoluten Leader auf dem Platz, wenn es ein festes System gibt, in dem jeder Spieler genau weiß, was er zu tun hat. Es ist eine der ungelösten Fragen dieser Saison ob Gerardo Seoane ein solches System einfach nicht hat bzw. nicht in der Lage ist, es der Mannschaft zu vermitteln oder ob die unausgeglichene Kaderzusammenstellung und andere Faktoren wie Verletzungen ihm einfach nicht erlaubten, dies umzusetzen. Fakt ist auf jeden Fall, dass der Trainer ständig Formation/Taktik änderte (bzw. gezwungen war dies zu tun), die Erfolge aber stets nur kurzfristig waren („Ah, super Itakura auf die Sechs, jetzt läufts … aber nur in Wolfsburg“).

Aber auch der Trainer ist nur eine Komponente in einem Verein und auf langfristige Sicht vermutlich nicht die entscheidende. Um erfolgreich sein zu können, braucht ein Club eine Vorstellung davon, für was er steht, eine Vision von dem Fußball, den man spielen möchte und eine Idee, wie man das verwirklicht. In Mönchengladbach gibt es nur ein Wort: Den „Borussenweg“. Ein Weg ist natürlich was Feines, aber irgendwie auch nutzlos, wenn es kein Ziel gibt. Und die Dinge, die man damit verbindet (Sparsamkeit, Kontinuität, familiäre Atmosphäre, Stallgeruch) sind alle nur eine grobe Beschreibung WIE man sein möchte (oder zumindest gesehen werden will), aber nicht WOHIN man eigentlich gehen möchte. Um dementsprechend agiert die sportliche Leitung auch. Natürlich ist nicht alles schlecht, manche der Tranfers waren prima (Hack, Honorat), aber zu keiner Sekunde hat man das Gefühl es gäbe einen die Tagesaktualität überschreitenden Plan. Wenn was passiert ist fast immer reaktiv („Mist, Hofmann geht, wen holen wir denn da?“) und selten pro-aktiv. Hinter dem immer wieder zitierten „Umbruch“ steckt kein erkennbares Konzept, sondern nur das Anerkennen der Realität, dass Spieler verschwinden und irgendwie ersetzt werden müssen. Man kann nur hoffen und beten, dass die angekündigte Saisonanalyse dazu führen wird, dass der Verein sich ernsthaft Gedanken über die sportliche Leitung macht, denn das Prinzip „Der Rollo macht das schon!“ wird langfristig nur in die zweite Liga führen.

Kevin Schulte

Platz 14. Jämmerliche 7 Siege. Gegen 12 Teams weder Hin- noch Rückspiel gewonnen. 67 Gegentore. 31 verspielte Punkte nach Führung. Das sind die Eckdaten der Saison 2023/24 von Borussia Mönchengladbach. Es sind Zahlen des Grauens, das ist doch klar.

Wer sich trotzdem keine Sorgen um den VfL macht, betreibt gefährliche Augenwischerei. Wer die abgelaufene Spielzeit verklärt, als wäre diese Wischiwaschi-Umbruch-Saison auf dem Borussia-Weg (was auch immer das ist) nach Nirgendwo alternativlos gewesen, will Realitäten nicht wahrnehmen und/oder arbeitet als einer der leitenden Verantwortlichen bei Borussia Mönchengladbach. Vielleicht ist er auch Präsident. Wenn die Ankündigung einer Saisonanalyse offensichtlich nur eine rhetorische Nebelkerze in Richtung Fanvolk ist, die zentralen Verantwortlichen dabei gar nicht infrage gestellt werden, zeigt dies vor allem eines: Borussias Vereinsspitze hat den Bezug zur Realität verloren.

"Wir müssen auch mal ein bisschen Kontinuität in den Klub kriegen", sagte Sportchef Roland Virkus nach der blamablen 0:4-Klatsche im letzten Saisonspiel beim VfB Stuttgart. Kontinuität scheint das einzige Argument für eine Weiterbeschäftigung des glücklosen Trainers zu sein. Blöd nur, dass Borussia damit auch den letzten Funken Leistungsgedanken und Erfolgsorientierung über Bord wirft. Die Lesart ist folgende: Rückblickend hat Seoane im Sommer 2023 den entspanntesten Job der Bundesliga angetreten. Bis auf das Horrorszenario eines Abstiegs hätte ihm die Vereinsführung alles verziehen. Und das hat sie mit der Entscheidung für ein "Weiter so" trotz einer peinlichen Rückrunde mit mickrigen 14 Punkten nun eindrucksvoll unter Beweis gestellt. 

Dasselbe Zeichen der Ambitionslosigkeit sendet der VfL auch in Richtung seiner Spieler, wenn Ziele so nebulös wie möglich formuliert werden. Angesichts dessen darf sich niemand darüber wundern, dass ausgerechnet Borussia Mönchengladbach von allen Bundesligisten mit Abstand am längsten auf zwei Siege in Folge wartet. Es überrascht nicht, dass sich in einem solchen leistungsunabhänigen Umfeld keine Führungs- und Leitwolf-Kultur herausbilden kann. Die Realität ist, dass der Klub mit dem noch immer neunthöchsten Team-Marktwert Deutschlands nach einem Pokal-Aus bei einem Drittligisten eine Qualitätsdebatte (!)  führt und in der Liga um das große Nichts spielt anstatt mutig die Schwächen der Konkurrenz auszunutzen. 

Ähnlich frei von Erfolgsdruck scheint Virkus wirken zu dürfen. Anders ist schlicht nicht zu erklären, warum ausgerechnet der Geschäftsführer Sport von Präsident Bonhof bereits vor Abschluss der Saisonanalyse ein positives Arbeitszeugnis ausgestellt bekommt. Ja, Franck Honorat und vor allem Robin Hack waren starke Transfers. Die restliche Bilanz fällt dagegen bestenfalls durchschnittlich aus. Tomas Cvancara hat zu Beginn der Saison Stärken angedeutet, die Borussia helfen können. Warum für einen Stürmer mit sichtbaren technischen Schwächen aber über zehn Millionen Euro überwiesen würden, ist genauso fraglich wie die Ablösen für Farke-Spieler Julian Weigl und den angesichts enormer technischer Probleme häufig überforderten Nathan Ngoumou. Für diese drei Akteure wurden summiert etwa 25 Millionen Ablöse innerhalb eines Jahres überwiesen. Das ist unfassbar. Und da haben wir bei der Bewertung von Virkus noch gar nicht über dessen - sagen wir es wohlwollend - biederen medialen Auftritte gesprochen. 

Am Ende bleibt nur das Prinzip Hoffnung, was Borussias Sportchef ähnlich zu sehen scheint, wie die meisten substanzlosen Statements immer wieder aufs Neue zeigen. Immerhin stirbt die Hoffnung zuletzt, das ist doch klar.

Christian Grünewald

„Platz 6 bis 14“ war die breite Spanne für meine prognostizierte Endplatzierung Borussias. Irgendwie treffend für den merkwürdigen Verlauf der Bundesligasaison 23/24, in dem eine große Zahl von Vereinen lange in diesem Tabellenfenster zwischen Niemandsland und Chancen auf Europa hin- und herdriftete. Dass der VfL 1900 nur bis zum Jahresbeginn allerzarteste Aufwärtstendenzen zeigte und mit dem Näherrücken des Saisonendes immer stärker Richtung Abstiegszone taumelte, bis am Ende die Schwäche der Konkurrenz eine Borussia mit abstiegsreifer Punkteausbeute retten musste, hatte ich jedoch kaum für möglich gehalten – oder nur, wenn sich „nahezu alle (nachvollziehbaren) Planspiele der sportlichen Leitung als falsch erweisen“.

Das taten sie, und räumten dabei meinen Fan-Wunsch „das Positive sehen" zu wollen ebenso ab wie Hoffnungen, dass Spieler an den Borussia-Park transferiert wurden, die „Hunger verkörpern“, sich eine „Hierarchie im Team“ entwickeln könne und da ein Trainer gefunden wurde, der „echte Lust zu haben scheint, mit den vorhandenen Qualitäten kreativ zu arbeiten“. Wobei, vielleicht stimmt Letzteres sogar, wenn man die ständig wechselnden Start- und Grundformationen oder mitunter willkürlich erscheinende Wechselorgien während der Partien als Ausdruck von Schaffenskunst deuten möchten.

Es war tatsächlich der von mir damals als „dahingerotzt“ kritisierte Abgesang des 11 Freunde-Magazins, der mit seiner Saisonprognose Platz 16 dann doch näher an die Realität kam als mein zwar korrekter, wenn auch schlechtmöglichster Einlauftipp. Nein, es bleibt nicht viel Positives aus dieser Saison – Hack-Reitz, würde der Kollege Spoo sagen, vielleicht Nicolas.

Insgesamt wirkt das Gesamtkonstrukt Borussia Mönchengladbach im Frühsommer 2024 träge, ambitionslos, dabei aber äußerst stur darin, die sportlich Verantwortlichen in der Geschäftsführung und auf der Trainerbank nicht – wie eigentlich selbstverständlich nach einer solchen Katastrophensaison – zu hinterfragen. Die neu zusammengestellte Vereinsführung vermag in ersten Auftritten und Statements auch eher Folklore als Aufbruch zu vermitteln. Auch im Jahre 3 n. E. ist weiterhin nicht erkennbar, wohin der fortlaufende Umbruch auf dem „Borussia-Weg“ führen sollen. Am Ende einer solchen Spielzeit, mit Blick auf die Punkteentwicklung der letzten fünf Jahre, gibt es aktuell leider nur eine seriöse, deprimierende Antwort darauf.

Volkhard Patten

Vor der Saison hatte ich Bedenken, dass wir in der Offensive die Abgänge von vier der fünf besten Torschützen und drei der besten Vorbereiter kompensieren können. Tatsächlich gelang das, 56 Treffer standen auf der Habenseite. Etwas überraschend stellte sich bald die Abwehr als die Achilles-Ferse heraus. Dazu kamen unerklärliche Leistungsschwankungen mit klaren Siegen wie zum Beispiel gegen Bochum oder Stuttgart und unerklärlich schwachen Spielen wie zum Beispiel in beiden Partien gegen Darmstadt. Gerardo Seoane hat es über die gesamte Spielzeit nicht geschafft, Konstanz in die Leistungen zu bringen. Wilde Systemwechsel zwischen Dreier- Vierer- und Fünferkette, das häufige verspielen von scheinbar sicheren Vorsprüngen und der unerklärliche Verzicht auf Verstärkungen in der Winterpause seitens der sportlichen Leitung sind Kennzeichen einer Saison, die nur knapp am Abstieg vorbeigeführt hat. In der gesamten Spielzeit gelang es nicht, aus den zweifellos guten Einzelspielern eine homogene Mannschaft, ein Team zu formen. Auch die sportliche Leitung mit Roland Virkus hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die unsägliche Diskussion um die Rolle und die Zukunft von Nils Schmadtke, die dauernde Wiederholung der Parole, dass man erst Einnahmen generieren muss, um Neuzugänge zu verpflichten und das ewige schönreden der Situation zum Saisonende hin waren alles andere als souverän.

Uwe Pirl

Meine Saisonprognose endete wie folgt: Glaubt wirklich jemand, dass wir hinter Darmstadt, Heidenheim, Bochum landen? Ich nicht. Wichtiger als die Endplatzierung ist ohnehin, dass man auf dem Platz wieder ein Kollektiv sieht, dass sich Mühe gibt, Potentiale auszuschöpfen. Das hat in den letzten Jahren gefehlt. Die Anhängerschaft wird Platz 9 wertschätzen, wenn glaubhaft wird, dass man alles dafür getan hat. Nun ja, immerhin haben wir Darmstadt und Bochum hinter uns gelassen. Immerhin etwas hat funktioniert. Die anderen Punkte? Kollektiv, Mühe geben, Potentiale ausschöpfen, alles dafür tun? Fehlanzeige, Fremdworte in Mönchengladbach anno 2024. Dementsprechend wurde es Platz 14 und deshalb will ich diese grauenvolle Saison einfach nur schnell vergessen. Wenn man schon ausschließt, personelle Konsequenzen zu ziehen, dann bleibt nur die Hoffnung, dass die Verantwortlichen im Verein den Ernst der Lage erkannt haben. Das wäre dann wenigstens ein positiver Aspekt der Saison 2023/24. 

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